Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0969 - Der falsche Ritter

Titel: 0969 - Der falsche Ritter
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
baufällig und wenig einladend aussah, in ihrem Innern aber mit unglaublichem Komfort eingerichtet war.
    Lussmann war längst darüber hinaus, nach materiellem Besitz zu streben, ihn amüsierte lediglich der Anachronismus, den die Räumlichkeiten zu der übrigen Umgebung darstellten. Früher hatte er damit auch seine Besucher verblüfft, aber diese Art von Befriedigung erschien ihm mittlerweile nicht weniger primitiv als das Streben nach irgendwelchen Besitztümern.
    Der Sikr schaltete einen Bildschirm ein und beobachtete für eine knappe Minute den sich darauf abzeichnenden Raumhafen der Gilde. Eines Tages würde er die Raumfahrer von Schusc weisen und niemanden mehr empfangen. Das würde dann sein, wenn er endgültig aufhören konnte, Lussmann zu sein, und ein vollkommener Marifat geworden war.
    Früher hatte er immer geglaubt, es bedürfe ungeheurer Anstrengungen, um den Wechsel zu vollziehen.
    Damals war er ein noch größerer Narr gewesen als all jene, die er jetzt bedauerte. Es kam lediglich darauf an, am richtigen Ort zu sein, dann wurde man geändert, unabhängig vom ursprunglichen Charakter.
    Am Raumhafen war alles in Ordnung, die Gildenmitglieder hielten sich streng an die vom Sikr erlassenen Regeln. Sie wußten, was ein Stützpunkt auf Ölskoll wert war.
    Als der Sikr aus der Hütte trat, erschienen die Barbaren auf der anderen Seite der Lichtung.
    Sie waren zu sechst (der siebente kreiste irgendwo über den Bäumen), und einer von ihnen war noch so jung, daß er in einem Korb getragen werden mußte. Trotzdem erkannte Lussmann sofort, daß es das Kind war, um das sich alles drehte. Schon bedauerte er, sich überhaupt auf die ses Treffen eingelassen zu haben, denn wenn ihm etwas auf die Nerven ging, dann waren es hysterisch um das Wohl ihrer Nachkommen besorgte Erwachsene.
    Imrnerhin waren die Ankömmlinge gebildet genug, daß sie nicht einfach über die Lichtung iiefen und dabei alles niedertrampelten, was er angepflanzt hatte. Sie verhielten sich abwartend. Vielleicht argwöhnten sie sogar, daß er nicht der Sikr, sondern nur ein anderer Besucher war, ein Irrtum, der vielen unterlief.
    Der Mann, den Lussmann als Anführer dieser Gruppe einschätzte, winkte ihm jetzt zu.
    Das mußte dieser ... wie hieß er doch noch gleich ... Tschan sein, der das Treffen arrangiert und bezahlt hatte. Lussmann wunderte sich schon lange nicht mehr darüber, daß Intelligenzen von anderen Welten kamen und dabei Lichtjahre zurücklegten, um ihn zu sehen und mit ihm zu sprechen. Unbewußt spürten sie, daß er Zugang zu anderen Dimensionen des Lebens besaß, und wer immer ihn verließ, war so beeindruckt, daß er von seinen Erlebnissen überall berichtete. Das wiederum lockte weitere Besucher an.
    „Kommt herüber!" forderte Lussmann die Besucher auf.
    Er sprach Ginvon, die Sprache der Gilde.
    Sie näherten sich langsam, einer hinter dem anderen, behutsam die Füße aufsetzend.
    Jemand muß ihnen von meinem Garten erzählt haben! schoß es Lussmann durch den Kopf, der sich nicht vorstellen konnte, daß jemand aus eigenem Antrieb soviel Rücksicht walten ließ.
    Als sie vor ihm standen, musterte er sie eindringlich und fand dabei heraus, daß das weibliche Mitglied der Gruppe eine mindest ebenso starke Persönlichkeit war wie dieser Tschan. Einer der Besucher besaß ganz offensichtlich Mimikry-Fähigkeiten, aber das war nichts, was Lussmann nervös oder gar ängstlich machen konnte. Mimikry-Wesen waren von Natur aus passiv.
    „Ich bin Tschan", sagte der Mann mit dem faltigen Gesicht. Er machte eine umfassende Geste, die alle seine Begleiter einschloß. „Das ist meine Familie."
    Sein Ginvon war schlicht ausgedrückt schrecklich und es wurde nicht dadurch besser, daß er nervös und abgehackt sprach.
    Lussmann wartete, daß die Frau etwas sagte, aber sie sah ihn nur an.
    „Sie sind der Sikr, nicht wahr?" fragte Tschan.
    „Ich bin Lussmann", versetzte Lussmann, als wäre da ein Unterschied.
    Tschan rang nach Atem. Er wirkte hilflos. Lussmann konnte sich gut vorstellen, was in diesem Mann vorging. Vermutlich fragte er sich, wozu er all das Geld ausgegeben und Tausende von Lichtjahren zurückgelegt hatte. Sicher kam er sich lächerlich vor.
    Die Frau gab den beiden vierschrötig aussehenden Schuppenwesen, die den Korb mit dem Kind trugen, einen Wink. Sie traten vor und setzten ihre Last vor dem Sikr ab.
    Lussmann verzog das Gesicht.
    Eine Besichtigung bleibt mir nicht erspart, dachte er.
    Die Frau bückte sich, wobei ihr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher