Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0969 - Der falsche Ritter

Titel: 0969 - Der falsche Ritter
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Sache überhaupt nichts zu tun", sagte er.
    „Ich habe dir alles über deine Vergangenheit erzählt - bis auf eines: Der Mann, der die Tat der Familie überhaupt ermöglichte, war ich."
    „Nein", sagte Samkar.
    „Doch", beharrte Marifat. „Ohne meine Hilfe wären Tschan und die anderen niemals nach Khrat gelangt, und ganz bestimmt wäre es ihnen nicht gelungen, Richter von Veylt zu hintergehen."
    Samkar richtete seine Handfeuerwaffe auf den Sikr.
    Marifat lächelte traurig.
    „Das hätte wenig Sinn, junger Freund. Ich stünde gern zu deiner Verfügung, wenn du glaubst, dich unter allen Umständen rächen zu müssen. Daß ich dich großgezogen habe, war der schwache Versuch einer Wiedergutmachung."
    „Wiedergutmachung?" wieder holte Samkar ungläubig. „Du wagst davon zu sprechen, obwohl du weißt, daß ich ein Ritter der Tiefe hätte sein können - Igsorian von Veylt?"
    „Ich bin mir über das Ausmaß rneiner Tat völlig im klaren", entgegnete die Erscheinung. „Es ist aber sinnlos, darüber zu reden. Meine Fähigkeiten machten mich blind und überheblich, ich fühlte mich allen normalen Wesen so hoch überlegen, daß ich glaubte, mit ihnen umgehen zu dürfen wie mit Spielzeugen.
    Inzwischen weiß ich, daß Demut angebrachter ist als Hochmut."
    „Der ganze Wächterorden ist pervertiert - deinetwegen!" stieß Samkar hervor.
    „Du machst einen Fehler." Die Gestalt schwankte ein wenig und schien sich wie eine Wolke im Wind auflösen zu wollen. „Du denkst, daß ich gekommen bin, um Vergebung zu erbitten. Das will ich nicht. Es geht mir nur darum, diese Wesen dort drüben in der Höhle zu retten."
    „Diese Verbrecher, die dafür verantwortlich sind, daß mein Vater die letzten Jahre seines Lebens mehr tot als lebendig verbracht hat? Die dafür gesorgt haben, daß ein Kind, das das Blut der Yardahanada trank, an meiner Stelle zum Ritter der Tiefe gemacht wurde?"
    Marifat sagte: „Es sind bedauernswerte Geschöpfe, Samkar. Bedenke, in welcher Umgebung sie aufwuchsen. Sie haben nie etwas anderes gelernt als Haß, Neid, Habgier und Gewalt. Willst du sie dafür verantwortlich machen? Bist du ihr Richter, Igsorian von Veylt?"
    Samkar straffte sich.
    „Ich werde diesen armseligen Halunken ins Gesicht schreien, wer ich bin! Daran allein werden sie endgültig zugrunde gehen, vor Angst und Entsetzen."
    „Bist du stolz darauf, wenn man dich fürchtet? Ich weiß, was du in der Gildenschule von Kasyr-Ger gelernt hast. Die Raumfahrer glauben an das Gesetz der Stärke, sie lösen alle Konflikte mit Gewalt und merken gar nicht, daß sie sich dabei immer wieder in eine endlose Kette neuer Probleme verstricken. Und was würdest du gewinnen, wenn du jetzt in diese Höhle gingest, um diese Familie endgültig auszulöschen? Ein paar alte Geschöpfe, verzweifelt und wahnsinnig vor Angst. Was für ein Triumph wäre das, Samkar?"
    „Nenn mich nicht Samkar! Von nun an werde ich wieder meinen richtigen Namen tragen: Igsorian von Veylt! „ „Nein", sagte der Sikr. „Igsorian von Veylt ist ein Ritter der Tiefe und kämpft irgendwo im Weltraum für Recht und Ordnung."
    „Das ist Harden Coonor."
    Marifat sagte: „Du solltest dich deines Vaters erinnern, Samkar. Er war ein weiser Mann, geachtet und beliebt wegen seiner unvergleichlichen Fähigkeit, gerecht zu urteilen. Was würde Richter von Veylt in diesem Augenblick von seinem Sohn denken! „ Samkar antwortete nicht. Er atmete schwer und blickte von Marifat weg immer wieder zu der Höhle hinüber. Die Waffe in seiner Hand fühlte sich schwer an.
    „Du warst ein Auserwählter", fuhr der Sikr fort. „Alles, was dich dazu gemacht hat, ist noch in dir verborgen. Du mußt es nur an die Oberfläche gelangen lassen."
    „Und was soll ich deiner Ansicht nach tun?"
    „Diesen armen Wesen helfen."
    „Ihnen helfen?"
    „Ohne dich sind sie verloren, Samkar. Du hast sie in eine schreckliche Lage gebracht. Es ist deine Pflicht, das wieder in Ordnung zu bringen."
    „Und ich soll ihnen verschweigen, wer ich bin?"
    „Du bist Samkar, einer aus ihrer Familie, der ihnen hilft und sie beschützt."
    Samkar taumelte zurück und lehnte sich gegen die Außenwand des Wirrsels. Er schloß die Augen und lauschte in sich hinein. War wirklich etwas in ihm, tief in seinem Innern, das er bisher unbeachtet gelassen hatte? Die Anspannung, unter der er stand, trieb ihm den Schweiß auf die Stirn. Er zitterte am ganzen Körper.
    Als er die Augen öffnete, war das seltsame Gebilde verschwunden.
    „Sikr?"
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher