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0968 - Ritter, Blut und Teufel

0968 - Ritter, Blut und Teufel

Titel: 0968 - Ritter, Blut und Teufel
Autoren: Jason Dark
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setzte und auf die Treppe zuging. Jane drehte sich nicht um, es gingen immer wieder Passanten hinter ihr her, aber niemand hatte sie bisher angesprochen, bis jetzt.
    »He, Madam, warten Sie mal!«
    »Meinen Sie mich?« Jane drehte sich um.
    »Ja, Sie.«
    Der Mann, der sie angesprochen hatte, kam noch näher, und Jane mußte sich ein Lachen verbeißen, weil sie die rote Nase in einem runden Gesicht entdeckte.
    »Was wollen Sie von mir?«
    »Eine Frage nur?«
    »Bitte.«
    Der Knabe konnte ihr kaum in die Augen schauen, und mit der rechten Hand wies er an ihr vorbei. »Was – ähm – Sie wollten doch nicht in das Museum – oder?«
    Die Detektivin wollte sich nicht konkret äußern und hob nur die Schultern.
    »Das geht auch nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil wir geschlossen haben.«
    »Ja, das dachte ich mir. Ich bin fremd hier. Das Haus hat mich interessiert.«
    »Es ist unser Museum!« erklärte der Mann mit der Erdbeernase stolz. »Aber es bleibt vorerst geschlossen, das wollte ich Ihnen noch erklären.« Sein Mund zuckte nervös.
    »Danke für die Auskunft. Darf ich fragen, was Sie daran so interessiert, Menschen davon abzuhalten, das Museum zu betreten? Sie brauchen es mir nicht zu sagen und…«
    »Ich bin der Wärter.«
    »Aha.«
    »Ja, ich trage die Verantwortung.«
    Jane lächelte. »Ist ja toll. Auch jetzt?«
    »Immer. Und ich wollte Ihnen nur eine Enttäuschung ersparen.«
    »Wann kann ich die Ausstellungsstücke denn besichtigen?« erkundigte sie sich.
    »Keine Ahnung.«
    »Hängt das mit den Morden zusammen?«
    Der Wächter zuckte zusammen. »Ach – Sie wissen bereits davon?«
    »So etwas hört man.«
    »Kann sein«, sagte er nur.
    »Ich heiße übrigens Jane Collins.«
    »Hal Greenburg.«
    »Gut, Mr. Greenburg, dann bedanke ich mich für den Rat. Ich werde mich woanders umschauen.«
    »Ist auch besser so.« Er drehte sich um und ging die Straße hinunter, einem kleinen Park entgegen, wo die Laubbäume frisches, helles Grün zeigten.
    Jane hob die Schultern. Auch sie wandte sich ab. Aber der Knabe irrte sich, wenn er gedacht hatte, daß sie aufgeben würde. Das kam für sie nicht in Frage.
    Jetzt erst recht…
    ***
    »Willst du dich nicht um mich kümmern?« hatte seine Mutter gefragt. »Willst du mich wieder allein lassen? Mich, eine Frau von über achtzig Jahren?«
    »Nein, Mutter!«
    »Aber du willst doch weg!«
    »Ja, Mutter!«
    »Zu den Weibern, wie?«
    »Nein, ich…«
    »Lüg nicht!« keifte die Frau ihren Sohn an. »Du willst wieder zu den Weibern.« Sie faßte nach ihrem Stock, der neben dem Stuhl lehnte, hob ihn an und drohte ihrem Sohn damit, der sich zunächst einmal zurückzog. »Ich habe dir gesagt, daß die Frauen nichts taugen. Die einzige Frau, die immer für dich gesorgt hat, bin ich gewesen. Alle anderen sind Dreck, verstehst du?«
    »Du hast recht, Mutter.«
    »Gut, ich habe recht. Wann kommst du zurück?«
    »Am Mittag.«
    »Kochst du?«
    Er lächelte. »Ich bringe dir was mit.«
    »Nein, du sollst kochen!« Sie blieb stur. Ihre Stimme war nur mehr ein Keifen. »Du weißt selbst, daß das, was andere kochen, nur schlimm sein kann. Ich will heute Mittag eine frische Hühnersuppe! Hast du mich verstanden?«
    »Natürlich, Mutter.«
    »Dann geh jetzt und kauf das Huhn. Aber frisch muß es sein! Sonst kriegst du Ärger.«
    Der Mann nickte, als wollte er sich verneigen. Dann eilte er aus dem Raum, begleitet vom Keifen der Alten, die ihren Sohn wie einen Leibeigenen behandelte.
    Erst nahe der Haustür schrie er auf. Er mußte einfach seinen Frust hinausbrüllen.
    Sie – sie – immer wieder nur sie! Und er war nicht in der Lage, sich dagegenzustemmen. Sie war eine Furie, sie war schlimm. Sie war das personifizierte Grauen. Sie war…
    Seine Gedanken brachen ab. Er stürmte aus dem Haus. Den kleinen Garten umgab eine dichte Hecke, in die er sich gern hineingeworfen hätte. Statt dessen nahm er den Spaten in die Hand und stach dessen Blatt immer wieder in die Erde hinein.
    Er fluchte, heulte und spürte wieder den Haß auf das andere Geschlecht, das ihm seine Mutter zeit seines Lebens vorenthalten hatte.
    Sie hatte ihn abgeschirmt. Er hatte nichts gedurft, gar nichts. Alles war an ihm vorbeigelaufen, all die Jahre, und wenn er es versucht hatte, war er noch von den Weibern ausgelacht worden.
    Mit einem letzten Schwung schleuderte er den Spaten zur Seite.
    »Ja, du hast recht, Mutter«, flüsterte er. »Du hast wirklich recht. Sie alle wollten nichts von mir, ich werde es tun müssen. Für
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