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0968 - Ritter, Blut und Teufel

0968 - Ritter, Blut und Teufel

Titel: 0968 - Ritter, Blut und Teufel
Autoren: Jason Dark
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habe es gut mit ihr gemeint. Sie sollte bei mir bleiben. Ich brauche ja jemanden, wenn Mutter nicht mehr ist. Aber sie hat recht gehabt. Es stimmt alles, was sie sagte. Die Frauen sind es nicht wert. Sie merken nicht, wer es gut mit ihnen meint. Sie haben mich abgewiesen. Alle und immer und immer wieder. Jetzt ist es zu spät. Als Ritter kehrte ich zurück. Ich bin es, der die Macht hat und nicht mehr die Frauen.«
    Allmählich stieg ich hinter sein Motiv. Dieser Mann war kein normaler Killer, wie ihn die Mafia schickt oder eine andere Organisation. Er war auch nicht mehr in der Lage, rational zu denken. Der hier war anders. Dieser Mensch gehörte in eine Klinik. Er war geistesgestört. Er war nicht mehr Herr seiner Sinne. Wahrscheinlich war er ein Opfer seiner eigenen Mutter und deren Erziehung geworden.
    Er war auch kein Dämon. Keiner, der mit dem Teufel paktierte, sondern ein Mensch, wenn auch psychisch schwer gestört. Um ihn mußten sich die Fachleute kümmern, um die Tiefen seiner Seele ausloten zu können.
    »Was haben Ihnen die Frauen denn getan? Nichts – oder?«
    »Doch!« schrie er hinter seinem Visier. »Sie haben mich nicht akzeptiert. Sie haben mich nicht erhört. Sie sind, sie sind einfach schrecklich gewesen. Meine Mutter hat mich immer vor ihnen gewarnt. Und sie hat recht gehabt. Sie taugen nichts, sie sind schlecht. Ich habe sie immer wieder angesprochen, ich habe es immer wieder versucht, aber sie wollten mich nicht einmal anschauen. Ich war ihnen zu häßlich!« kreischte er. »Zu häßlich. Schon immer. Schon damals in der Schule. Aber ich bin edel. Denn ich bin ein Ritter, und einen Ritter beleidigt man nicht.«
    Während er sich aufregte, blieb ich cool. Er war nicht mehr in der Lage, sein Schwert ruhig zu halten. Es zitterte in seinen Händen. Die Klinge tanzte mal nach unten, dann wieder in die Höhe. Ich suchte nach einer Schwachstelle, um ihn angreifen zu können.
    So weit ließ Greenburg es nicht mehr kommen. Plötzlich rannte er auf mich zu. »Im Namen des Todes!« hörte ich ihn schreien, dann rammte er die Klinge nach vorn.
    Ich drehte mich nach links.
    Er konnte seinen eigenen Schwung nicht mehr bremsen, als er sah, daß er mich nicht getroffen hatte. Von der Seite her schlug ich mit der Lanze auf seine Schwertklinge. Da traf Metall auf Metall. Das Klingen begleitete uns wie eine tödliche Musik, aber mein Hieb war nicht stark genug gewesen, denn Greenburg riß sein Schwert wieder hoch und bewegte sich gleichzeitig mit der Waffe in einem Bogen zur Seite hin.
    Er führte auch so den nächsten Streich.
    Ich parierte.
    Lanze gegen Schwert.
    Ich war im Nachteil, denn die schwere Klinge hieb mir die Lanze in die Tiefe. Nur mit Mühe konnte ich sie festhalten, sprang zurück – und schrie selbst auf.
    Der Fuß! Der verdammte rechte, verstauchte Fuß! Flüssiges, glutheißes Eisen rann in meinem Bein hoch bis hin zum Oberschenkel, als wollte es alles dort sprengen.
    Das Bein knickte weg. Ich biß die Zähne zusammen, als ich mich trotz allem zurück bewegte und zum Glück gegen ein altes, aber schweres Regal stieß, das mir Halt im Rücken gab.
    Ich hörte den Ritter lachen.
    Er sah sich auf der Siegerstraße.
    Ich war in die Enge gedrängt worden. So sah es aus.
    Dann aber hob ich den Arm. Die Lanze machte die Bewegung mit.
    Um sie besser halten zu können, nahm ich auch die linke Hand zu Hilfe.
    Ein kurzer Moment des Zögerns.
    Dann schleuderte ich sie auf den Ritter zu, dessen Reichweite einfach zu kurz war.
    Er kam nicht mehr von der Stelle. Es wäre schon eine Kunst gewesen, diesem Geschoß bei normaler Bekleidung auszuweichen. Durch das schwere Kettenhemd aber war er behindert, und dann sah ich, wie sich die Spitze der Lanze durch das Kettenhemd bohrte und dann nach oben abglitt.
    Ich hörte den metallisch klingenden Laut, als die Spitze von unten her gegen seinen Helm schlug, wo es eine Lücke oder einen Spalt gab, der durch die Wucht des Treffers noch erweitert wurde.
    Die Lanze fand ihren Weg – und ihr Ziel.
    Das Schwert fiel zu Boden. Der Mann selbst taumelte. Meine Lanze hatte sich zwischen Helm und seinem Gesicht festgeklemmt, und dann sah ich das Blut durch die Lücke nach unten rinnen. Ich hatte nichts Konkretes gesehen, aber ich wußte schon jetzt, daß Greenburgs Gesicht nicht so aussah, wie ich es kannte.
    Die schwere Gestalt konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten.
    Sie taumelte, dann kippte sie endgültig nach hinten, schlug auf einen kleinen runden Tisch, der
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