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0968 - Ritter, Blut und Teufel

0968 - Ritter, Blut und Teufel

Titel: 0968 - Ritter, Blut und Teufel
Autoren: Jason Dark
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verschlissen. Von außen her konnte man kaum hineinschauen. Auch lagen die unteren sehr hoch. Selbst ein erwachsener Mensch hätte springen müssen, um einen Blick durch die Scheibe zu werfen.
    Im Prinzip gab es nichts an diesem Haus auszusetzen. Es war völlig normal, dennoch beschlich die Betrachterin ein ungutes Gefühl, als sie die Fassade betrachtete.
    Belinda konnte selbst nicht sagen, weshalb dies so war. Und auch für das kalte Gefühl in ihrem Innern brachte sie kein Verständnis auf. Am Wetter lag es nicht.
    Es war das Haus. Auch nicht die Fassade. Es hatte etwas anderes an sich. Etwas Unheimliches, das sich die Lehrerin nicht erklären konnte. Vor einem Jahr war sie schon einmal hier gewesen, damals allerdings hatte sie das ungute Gefühl nicht beschlichen.
    Sie holte durch die Nase Luft, als wollte sie sich dabei aufblähen.
    Ein Mädchen lief auf sie zu. »He, Miß Moore, kommen Sie doch! Die anderen wollen schon rein.«
    Belinda erwachte wie aus einem Traum. »Ja, natürlich, Doris, ich habe nur geträumt.«
    »Schöne Träume?« Die Kleine schaute sie an und wischte sich dabei über das Gesicht. Auch sie war naß. Die Hose klebte bis hoch zu den Knien an ihren Beinen.
    »Nicht ganz.«
    »Schade.«
    Mit dem Kind an der Hand bewegte sich Belinda auf die Gruppe zu. Mrs. Goldman hatte es tatsächlich geschafft. Die Kinder hatten sich in einer Reihe aufgestellt. Sie stand hinter ihnen, aber lächelnd und zufrieden. Der Job machte ihr Spaß.
    Belinda war das Gegenteil von dieser sehr gewichtigen Frau.
    Ziemlich schmal, und mit den dunklen, etwas zu dünnen und deshalb auch strähnigen Haaren kam sie sich immer vor wie ein Spät-Hippie, aber sie schaffte es einfach nicht, ihre Haare in Form zu bringen. Ihr Gesicht war schmal, die Wangenknochen stachen etwas hervor, und es gab oft genug Momente in ihrem Leben, da fühlte sie sich wie fünfzig und nicht wie dreißig. Sie wußte auch nicht, wie lange sie diesen stressigen Job noch durchhalten konnte. Zum Glück war sie nicht verheiratet, sonst hätte der Partner noch darunter gelitten.
    Belinda Moore kannte sich aus. Sie war ein Profi. Bevor sie die Treppe zu der wuchtigen Holztür hochschritten, baute sie sich vor den Kleinen auf und wiederholte noch einmal ihre Anweisungen, die sie den Schülern schon in der Schule mit auf den Weg gegeben hatte.
    Zusammenbleiben – nichts berühren – nicht über die Absperrungen klettern – sich nicht von der Gruppe trennen.
    »Habt ihr alles verstanden?« fragte sie zum Schluß.
    »Ja, Miß Moore, das haben wir!« rief die Gruppe wie aus einem Mund. Belinda brauchte nur in die jungen, fröhlichen und manchmal auch grinsenden Gesichter zu schauen, um zu wissen, daß sich zumindest einige unter ihnen bestimmt schon jetzt über bestimmte Streiche Gedanken gemacht hatten. Wenn nicht, wäre sie beinahe schon enttäuscht gewesen.
    Mit beiden Händen winkte sie ab, als die ersten Kinder auf die Treppe zustürmten. »Wenn ich etwas sage oder es Mrs. Goldman tut, dann hat das für euch das gleiche Gewicht. Ihr werdet ihr ebenso gehorchen wie mir. Klar, Freunde?«
    »Ja, Miß Moore.«
    Einer unter ihnen konnte natürlich seinen vorlauten Mund nicht halten. Es war ausgerechnet Benny Goldman, der das Lied von der »Pretty Belinda« anstimmte.
    Das war natürlich etwas für die anderen. Den Spitznamen hatte die Lehrerin weg, das wußte sie auch. So hörte sie zu, wie ihre Schützlinge singend die Treppe hochgingen.
    Belinda trat als erste über die Schwelle, hinein in die Welt der Vergangenheit, die allerdings ziemlich real wurde, als ein kleiner Mann in graugrüner Uniform und einer Mütze mit schwarzem Lackschirm auf sie zutrat.
    Es war der Museumswärter, der zugleich als Kassenwart fungierte. Belinda kannte ihn. Vor seiner Pensionierung hatte er an der Schule als Gärtner und Hausmeister gearbeitet. Jetzt trug er eine Uniform und auch die Verantwortung für das Museum, und er kam sich natürlich vor wie der King.
    »Stopp!« rief er und breitete die Arme aus. »Erst werde ich etwas sagen müssen.«
    »Ach, guck mal, die Erdbeere!« rief ein älterer Junge, der schon zwei Ehrenrunden gedreht hatte und den Mann noch als Hausmeister kannte. Wegen seiner runden, roten Nase war er Erdbeere genannt worden, einen Namen, den er nie hatte leiden können. Aber jetzt reagierte er nicht darauf und tat, als hätte er nichts gehört.
    Dafür ermahnte er die Kinder noch, sich anständig zu benehmen, sonst würden die Eltern für die Schäden
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