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0968 - Ritter, Blut und Teufel

0968 - Ritter, Blut und Teufel

Titel: 0968 - Ritter, Blut und Teufel
Autoren: Jason Dark
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anderes an. Abwarten. Aufpassen. Sogar ein wenig Widerwillen. Selbst der sonst vorlaute Benny Goldman hielt den Mund, obwohl er sich bis dicht an die Abtrennung herangewagt hatte und seine Hände um die Kordel gelegt hatte.
    Selbst der Lehrerin fiel diese Stille auf. Sie kommentierte sie nicht, denn Belinda Moore hatte selbst den Eindruck, daß etwas nicht stimmte.
    Dieses Unbehagen, das auch bei ihr nicht weichen wollte, hatte sich seit dem Anblick des Ritters verdichtet. Im Magen zog es sich zusammen. Auf der Zunge lag ein bitterer Geschmack. Der Ritter tat ihr nichts, aber es ging etwas von ihm aus, was sie durchaus als feindlich einstufte.
    Ohne den Körper zu bewegen, drehte sie den Kopf.
    Über die Haare der Kinder blickte sie hinweg und sah Mrs. Goldman an.
    Die resolute Frau bewegte sich ebenfalls nicht. Sie verhielt sich wie eine Statue, den Blick ebenfalls starr auf den Ritter gerichtet, als wäre sie von ihm hypnotisiert worden. Aus dem Hintergrund des großen Raumes war ebenfalls kein Geräusch zu hören, so wurde die Gruppe von einer schon beinahe unnatürlichen Stille umgeben.
    Der Ritter sah ungewöhnlich aus!
    Ein Helm verdeckte den Kopf. Das Visier war nach unten geklappt, so daß nichts von seinem Gesicht zu sehen war.
    Zum Helm hätte eine entsprechende Rüstung gepaßt. Die trug der Ritter nicht. Er besaß wohl einen Brustschutz, der zu einem Kettenhemd gehörte, dessen Ärmel bis hin zu den Handgelenken reichte.
    Auch seine Beine wurden von einem kettenartigen Geflecht bedeckt, und der lange »Lendenschurz« reichte bis zu seinen Füßen. In der rechten Hand – der Arm war abgewinkelt – hielt der Ritter ein Schwert mit langer, schmaler Klinge. An der linken Seite seines Körpers war noch die leere Scheide zu sehen.
    Und noch etwas mußte den Betrachter irritieren. Das Kettenhemd und ebenfalls der Helm schimmerten golden.
    Die Lehrerin merkte den Schauer sehr deutlich, der über ihren Rücken rieselte. Es lag nicht nur an der Existenz des Ritters. Sie dachte einen Schritt weiter und kam zu dem Entschluß, daß diese hier im Museum ausgestellte Gestalt wirkte wie jemand, der gar nicht so künstlich war, sondern jeden Moment aus einem längeren Schlaf erwachen konnte, um Unheil zu verbreiten.
    Dabei war er schon einige hundert Jahre alte, wie sie genau wußte.
    Leben konnte er nicht mehr, und sicherlich hielt sich auch niemanden der Rüstung verborgen.
    Belinda Moore wußte, daß sie sich zusammenreißen mußte. Immerhin war sie so etwas wie ein Beispiel für die Kinder. Wenn sie jetzt kniff, würde das ihrer Reputation nicht eben guttun. Während sie nach den richtigen Worten suchte, leckte sie über ihre Lippen und räusperte sich zugleich, um die Kehle frei zu bekommen. »Na, meine Lieben, was sagt ihr zu dieser Gestalt aus dem Mittelalter?«
    Schweigen.
    »Beeindruckt er euch so, daß es euch die Sprache verschlagen hat?« fragte sie weiter. Dabei blickte sich die Frau um. Sie wollte zumindest an den Gesichtern der Schüler erkennen, was sie störte.
    Sie sahen auf irgendeine Art und Weise verfremdet aus. Kein Lächeln. Keine Neugierde. Sie standen da und starrten die Gestalt einfach nur an. Auch Mrs. Goldmans Mund war geschlossen. Sie schaute nur schräg nach vorn auf die Figur.
    Das Licht zeichnete die Umrisse deutlich nach. Es erhellte auch das Parkett vor dem Ritter und verlieh ihm einen bleichen Schein, der beinahe wie ein Spiegel wirkte.
    »Gefällt er euch nicht?« Belinda ließ nicht locker.
    Jetzt erhielt sie eine Antwort. Die kleine Doris meldete sich. Sie hob ihren rechten Arm. »Der ist mir unheimlich.«
    »Oh…«
    »Ja, unheimlich.« Andere wiederholten das Wort. Belinda Moore war nicht mal in der Lage, ihnen zu widersprechen, da sie die Gestalt ebenso einstufte. Unheimlich, starr, aber trotzdem wie jemand, der einfach nur dasteht und im Stehen eingeschlafen ist.
    »Warum ist er euch unheimlich?«
    »Weil er aussieht, als würde er noch leben.« Benny hatte dies gesagt. Seine Stimme hatte dabei gezittert. Bei ihm wirklich etwas Ungewöhnliches.
    Die Lehrerin lachte. »Leben?« sprach sie laut, als wollte sie sich selbst Mut machen. »Wißt ihr denn, wie alt dieser Ritter ist?«
    »Einige Hundert Jahre alt«, sagte jemand.
    »Richtig. Und was folgern wir daraus?«
    Es lag auf der Hand, aber niemand gab der Fragerin eine Antwort.
    Die Schüler blieben stumm.
    Also sah sich Belinda gezwungen, selbst etwas zu sagen, was sie auch tat. »Wir folgern daraus, daß jemand der so alt ist,
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