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0968 - Ritter, Blut und Teufel

0968 - Ritter, Blut und Teufel

Titel: 0968 - Ritter, Blut und Teufel
Autoren: Jason Dark
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und dies schon öffentlich äußert? Wissen Sie darüber Bescheid?«
    Die Lehrerin schaute mich an, als hätte ich etwas Unmoralisches von ihr verlangt. Sie mußte sich erst sammeln, bevor sie reden konnte. »Ich soll die Probleme anderer kennen? Nein – oder doch. Ich kenne die Sorgen und Nöte meiner Schüler, aber nicht deren Eltern oder fremder Erwachsener. Nein, Mr. Sinclair, so gern ich Ihnen auch helfen würde, da sind Sie bei mir an der falschen Adresse.«
    »Schade«, gab ich zu.
    »Daran kann ich nichts ändern. Ich kümmere mich nicht um die privaten Belange der Menschen. Dazu habe ich auch nicht das Recht. Ich habe nie daran gedacht, sie auszufragen.«
    »So habe ich das nicht gemeint, Miß Moore. Ich dachte daran, daß Sie vieles hören und deshalb auch mitbekommen haben, daß jemand mit Frauen nicht zurechtkommt und sie sogar haßt.«
    »Wenn das stimmt, würde er es offen nicht zugeben. Oder wie sehen Sie das, Mr. Sinclair?«
    »Ich kann es nicht von der Hand weisen.«
    »Und weiter?«
    »Das war alles.«
    Belinda Moore war überrascht. »Ich habe schon gedacht, ich sollte verhört werden.« Sie lachte unmotiviert. »Aber der Killer ist ja ein Mann.«
    »Ganz sicher.«
    Die Lehrerin warf einen Blick auf die Uhr. »Dann werde ich mich auf den Weg zur Schule machen. Zu einem vernünftigen Unterricht wird es kaum kommen. Das war die fünfte Untat, und da wird es bestimmt nur ein Thema geben.«
    »Auch bei den Kindern?«
    »Klar, Mr. Sinclair, gerade bei ihnen. Sie glauben gar nicht, wie neugierig die Jungen und Mädchen sind. Und was sie alles erfahren. Schließlich wachsen sie in einer Kommunikations- und Mediengesellschaft auf. Die haben ihre Augen und Ohren überall.« Belinda hob die Schultern. »Schade, daß ich so unergiebig für Sie gewesen bin.«
    »Man kann eben nicht immer Glück haben.«
    »Haben Sie denn bisher Glück gehabt?«
    »Ja und nein. Im allgemeinen schon, in diesem speziellen Fall leider noch nicht.«
    »Wollen Sie denn aufgeben?«
    »Nein, das auf keinen Fall. Dieser Killer steht auf meiner Liste. Es ist inzwischen auch eine persönliche Sache zwischen ihm und mir. Wenn es sein muß, bleibe ich Monate hier hocken, um ihn zu stellen. Ich will ihn haben, verstehen Sie?«
    »Ja«, flüsterte mir Belinda über den Tisch zu. »Das kann ich verstehen.« Sie wollte die Bedienung heranwinken, um ihren Kaffee zu zahlen, doch ich winkte ab.
    »Lassen Sie mal, das übernehme ich schon.«
    »Danke.«
    Wir erhoben uns zugleich. Ich paßte auf, mein Gewicht nicht zu stark auf den rechten Fuß zu verlagern, was auch klappte. Wir verabschiedeten uns durch einen Händedruck, und Belinda sagte nur:
    »Holen Sie diese Bestie, Mr. Sinclair.«
    »Ich erwische ihn. Darauf können Sie sich verlassen.«
    »Das können wir alle nur hoffen.« Sie packte ihre Tasche und huschte aus dem Café.
    Ich setzte mich wieder, streckte das rechte Bein aus und betrachtete meinen Fuß. Die Schwellung war weiter zurückgegangen und sie schmerzte kaum noch.
    Meine Stimmung hatte sich nicht eben gebessert. Ich schaute durch die Scheibe in den trüben Tag. Die Sonne ließ sich hinter den Wolken nicht blicken. Wie graue Schwämme lagen sie am Himmel.
    Deshalb war auch dieser Teil der Stadt recht düster.
    Ich zahlte die Rechnung, gab noch ein Trinkgeld und verließ das Café. Langsam ging ich zum Hotel hoch und grübelte auf dem Weg darüber nach, wie es weitergehen sollte.
    Einen Plan hatte ich nicht. Es war wie so oft bei einem Polizeibeamten. Man konnte nur reagieren. Für den fünffachen Frauenmörder war das Töten zu einem Spiel geworden. Oder zu einem Duell zwischen ihm und mir.
    Wir würden wieder aufeinander treffen, das stand fest. Doch ein drittes Mal sollte er mir nicht entkommen. Gern hätte ich den Zeitpunkt des Zusammentreffens bestimmt, was schlecht möglich war.
    Es sei denn, ich stellte ihm eine Falle und lockte ihn zu mir. Aber wohin?
    Die Idee kam, wie so oft, blitzartig. Gab es einen besseren Ort, als das Museum?
    Ja, sehr gut, lobte ich mich selbst. Wahrscheinlich wurde ich von ihm beobachtet, ohne es überhaupt zu merken. Da war das Museum der richtige Ort. Er würde sicherlich sehr schnell festgestellt haben, wohin in mich gewendet hatte.
    Dort konnte ich auf ihn warten. Tief in meinem Innern breitete sich die Überzeugung aus, daß ich ihn sogar schon gesehen hatte.
    Ich kannte ihn womöglich.
    Egal, es hatte keinen Sinn, daß ich mir schon jetzt den Kopf darüber zerbrach. Die Zukunft würde es
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