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0968 - Die Greise von Eden

0968 - Die Greise von Eden

Titel: 0968 - Die Greise von Eden
Autoren: Adrian Doyle
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Leib zu ihm emporzog, sodass auch sein eigener von den verzehrenden Flammen umfangen und zerfressen wurde.
    Mit Gebrüll stemmte sich Bayan vom Bett hoch, die Muskeln angespannt wie unter Zentnerlasten, die Haare verklebt von Schweiß. Er glaubte zu dampfen, so heiß war ihm.
    Dann wurde ihm klar, dass er den Schrecken nur geträumt hatte und der quälende Albdruck nun von ihm gewichen war.
    Ein paar Sekunden lang - ein, zwei Atemzüge - nur währte seine Erleichterung, dann stürzte Inaya in den Raum, knipste das Licht an und warf sich dem Vater an die Brust.
    Während Liwa, Bayans Eheweib, noch dabei war, die Fesseln ihres Schlafes abzuschütteln, war für Bayan klar, dass nur er selbst Inayas verängstigten Zustand zu verantworten hatte.
    Doch die Sonne seines Herzens löste sich wieder von ihm, kaum dass sie sich an ihn geschmiegt hatte.
    »Schnell!«, keuchte sie mit glühenden Wangen. »Rami! Er hat starke Schmerzen. Seine Hand…«
    Sofort war Bayan aus dem Bett, fasste nach der Hand seiner kleinen Tochter und zog sie mit auf den Flur. »Wo?«, fragte er streng. »Wo ist er?«
    Er spürte, wie Inayas Hand in seiner ganz schlaff wurde, so als hätte ihr jemand schlagartig alle Kraft aus dem Leib gezogen.
    »Wo?«, drängte Bayan, ohne innezuhalten.
    Er trat durch die Tür ins Kinderzimmer.
    Beide Betten zerwühlt, beide Betten leer.
    Inaya wand ihre Hand aus seinem Griff, der fester und fester geworden war, ohne dass er es merkte. Sie drehte sich hektisch um die eigene Achse und blickte in jede Richtung.
    »Das Fenster ist zu«, murmelte Bayan, wie um sich selbst zu beruhigen. »Vielleicht ist er auf die Toilette.«
    »Dann hätte er bei uns vorbei gemusst, an eurem Zimmer.« Inayas Stimme war wie ein kalter Hauch.
    »Was willst du damit sagen?« Bayan blickte sie durchdringend an, versuchte nach ihrem Arm zu greifen - aber sie wich reflexartig aus, weil er die falsche Hand benutzte. Die, durch die in genau diesem Augenblick ein Schmerz schoss, als hätte Bayan jemand ein Stück weißglühende Kohle zwischen die Finger gedrückt. Der Schmerz war so gewaltig, dass dem Mann die Tränen in die Augen schossen und er in die Knie ging.
    Von hinten näherte sich Liwa und klopfte ihm besorgt auf die Schulter. »Bayan, was -« Sie verstummte, realisierte Ramis Fehlen und bohrte den Blick wie einen Nagel in Inaya. »Kind! Was ist los? Wo ist dein Bruder?«
    Inayas eben noch gerötetes Gesicht zerfiel regelrecht. Sie zuckte hilflos mit den Schultern. Drehte sich wieder um die eigene Achse. Und noch einmal.
    Plötzlich rief sie: »Licht aus!«
    Ihre Eltern sahen sie verständnislos an, Bayan immer noch durch einen Vorhang unbeschreiblicher Schmerzen.
    »Mutter! Vater! Das Licht aus! Schnell!«
    Obwohl Liwa ebenso wenig wie ihr Gemahl begriff, was Inaya beabsichtigte, taumelte sie rückwärts und hieb mit der flachen Hand gegen den Schalter.
    Die Deckenlampe erlosch, nur noch das schwache Licht auf Inayas Nachttisch und die Flurbeleuchtung brannten weiter.
    In dem Dämmerschein wurde sichtbar, was zuvor nur Inayas Augen bemerkt zu haben schienen.
    Aus Bayans Kehle brach ein Ton, wie er ihn noch niemals im Leben hervorgebracht hatte. Er klang wie ein waidwundes Tier, kurz bevor eine Klinge oder eine Kugel seinem Leben ein Ende setzte.
    »Was… ist das?«, stammelte Liwa von der Tür aus.
    Ihr Blick hing an der Außenwand, die zum Hinterhof zeigte, ebenso wie das Fenster, von dem Bayan kurz zuvor geäußert hatte, dass es geschlossen sei. Womit feststand, dass Rami nicht daraus entwichen sein konnte - oder gestürzt.
    Aber der glimmende Abdruck an der Wand erstickte jede Erleichterung darüber.
    Es waren mehr als Konturen, die sich dort abzeichneten - eine Art Schattenriss, nur dass er nicht schwarz war, sondern in kränklichem Ton leuchtete . Die Figur bestand aus zwei Gestalten. Eine kleine, die in Größe und Kontur Ähnlichkeit mit Rami aufwies, so als werfe ein Projektor ein verschwommenes Bild von ihm an die Wand - und eine größere, Furcht einflößende, die Rami am Arm gepackt hatte und mit sich fortzerrte.
    In die Wand hinein?
    Bayan merkte, wie ihm die Knie weich wurden.
    Nur beiläufig wurde ihm bewusst, dass die Schmerzen in seiner Hand nachließen - dafür schwoll der Schmerz in seinem Herzen zu einem Unheil kündenden Brausen an.
    »Er kann nicht weg sein«, hörte er Liwa flüstern - und Inaya antworten: »Aber hier ist er nicht mehr. Wo kann er hin sein?«
    Bayan hegte einen schrecklichen Verdacht - einen so
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