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0968 - Die Greise von Eden

0968 - Die Greise von Eden

Titel: 0968 - Die Greise von Eden
Autoren: Adrian Doyle
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ihr als Greisin einen Eden-Apfel zu essen gegeben.
    Seither alterte auch Nele nicht mehr.
    Seither ging der Tod ihr in weitem Bogen aus dem Weg.
    Gleichzeitig aber…
    »Was ist?«, fragte sie. »Ist es dir unangenehm, dass ich von meinem Fluch rede?«
    Er schüttelte den Kopf. »Wir können über alles reden - haben wir doch gemerkt, oder?«
    Das stimmte. Die Chemie zwischen ihnen hatte von Anfang an gestimmt.
    Ob es daran lag, dass auch Hogarth es letztlich wohl dem sagenhaften Garten Eden zu verdanken hatte, dass er noch lebte?
    Nele hatte die Kerne, die sie von ihrer Unsterblichkeitsfrucht, in Bernstein gegossen, an einer Kette um den Hals aufbewahrte, dafür hergegeben, um Zamorra im Zusammenspiel mit dessen Amulettmagie Paul wieder ins Leben zurückzuholen. Die Kraft der Silberscheibe hätte dazu nicht genügt, sie konnte keine Toten lebendig machen. Aber sie hatte auch nur den Bernstein öffnen und die eingeschlossenen Kerne befreien müssen. Kaum in Hogarths Mund gelegt, hatten sie auch schon ihre unglaubliche Macht entfaltet.
    »Ja«, sagte sie warm. »Das können wir. Erstaunlich.«
    Er zuckte mit den Schultern, drosselte das Fahrttempo. Zu beiden Seiten der Straße tauchten jetzt vermehrt primitive Verkaufsstände auf, in denen Einheimische, die kaum genug Nahrung für sich selbst zu haben schienen, Lebensmittel feilboten.
    Hogarth hatte keinen Hunger, nur Durst. Er griff in die Aussparung der Fahrertür, wo er eine Wasserflasche deponiert hatte. Als er umständlich versuchte, sie aufzuschrauben, nahm Nele sie ihm ab und erledigte es für ihn. Die offene Flasche reichte sie ihm zurück.
    Er trank gierig. Obwohl der Jeep geschlossen war, hatten sie jede Menge Staub geschluckt. Als er absetzte, hielt er Nele die Flasche hin. »Auch?«
    Sie nickte und trank ebenfalls.
    Ein Seitenblick brachte Hogarths Gedanken zu dem Fluch zurück, von dem sie hofften, dass Zamorra ihn nach Jahrhunderten von der Frau würde nehmen können, die den Tod mit jedem Atemzug immer wieder aufs Neue betrog - was dem Sensenmann nicht zu gefallen schien. Nele selbst hatte die Theorie entwickelt, dass der Fluch, der immer nur ihr Umfeld, die Menschen in ihrer Nähe, traf, deshalb entstanden war, weil der Tod sich eben nicht um das betrügen lassen wollte, was ihm von Natur aus zustand. Die Lebenszeit eines Menschen war begrenzt. Die Natur war ein ständiges Kommen und Gehen, ein Wechselspiel zwischen Leben und Tod.
    Daran hatte Nele gerüttelt.
    Es hatte nicht gleich begonnen - aber ein paar Jahre nach Nikolaus' Besuch. Zu dem Zeitpunkt ungefähr, von dem sie heute annahm, dass damals ihre natürliche Lebenszeit geendet hätte.
    Fortan waren ihr Dämonen auf den Fersen gewesen.
    Jahrhundertelang.
    Wann immer sie sich längere Zeit in der Nähe von Menschen aufgehalten hatte, hatten diese es mit ihrem Leben bezahlen müssen, waren sie von den Dämonen massakriert worden!
    Grausames Detail des Fluchs war offenbar, dass die Dämonen an Nele selbst nicht herankamen. Sie, die unsterblich Gewordene, schien eine Art unsichtbarer Schutzschild zu umgeben. Eine Grenze, die von ihren unermüdlichen Jägern und Verfolgern nicht überschritten werden konnte. Leidtragende waren immer andere.
    Mit der Zeit hatte Nele damit leben gelernt, all die Jahrhunderte hatten sie diesbezüglich offenbar abgestumpft. Erst die Begegnung mit Zamorra hatte sie nicht nur aufgerüttelt, sondern ihr auch die Hoffnung geschenkt, von der verhängnisvollen »Nebenwirkung« des Geschenks, das Nikolaus ihr machte, heilen zu können.
    Hogarth wusste nicht genau, wie der Professor es gemacht hatte, aber Zamorra hatte ihnen erst gestattet, Château Montagne zu verlassen, als er sich sicher war, dass Nele keine Gefahr mehr für ihre Umwelt darstellte.
    Bislang schien alles dafür zu sprechen.
    Und nun waren sie - Nele mit falschen Papieren ausgestattet, die ebenfalls Zamorra für sie besorgt oder gefertigt hatte - in Jordanien gelandet. Auf den Spuren eben jenes Nikolaus, mit dem Nele die folgenreichsten Zeiten ihres Lebens verbracht - und von dem sie einst sogar ein Kind, Aaron, empfangen hatte.
    Der Junge, von dem Nele inzwischen wusste, dass er die Hall-Linie begründet hatte. Aaron hatte sie früh verlassen, und seine Spur hatte sich später ähnlich verloren wie die ihrer großen Liebe, damals im Heiligen Land. Erst in der Gegenwart, als sie unter dem Tate Britain auf die Magie beherrschenden Hüter der britischen Metropole, eben jene Halls, getroffen war, hatte sie zu
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