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0966 - Der Weg des Jägers

0966 - Der Weg des Jägers

Titel: 0966 - Der Weg des Jägers
Autoren: Oliver Fröhlich und Stefan Albertsen
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Nacken und starrte Leon entgegen.
    »Den Rest der Brut!«
    Den Worten folgte ein Fauchen.
    Leon schrie auf. Die Augen des Fremden leuchteten so rot wie das Blut, das den Teppichboden durchtränkte. Und der Junge begriff, dass er keinen Vampir vor sich hatte, sondern etwas viel, viel Schlimmeres. Nichts hielt ihn mehr an seinem Platz. Er wirbelte herum und hetzte zurück ins Kinderzimmer.
    In den Schrank.
    Er schlug die Tür hinter sich zu.
    »Was ist denn?«, fragte Matthias.
    »Pssst!«
    Leon versuchte, seinen hektischen Atem zu beruhigen.
    »Wir müssen leise sein, dann findet er uns nicht.« Er glaubte sich kein Wort.
    »Wer?«
    »Still!«
    Matthias gehorchte. Fest presste er sich an Leons Schulter.
    Schritte erklangen auf dem Flur. Langsam. Bedächtig. Als hätte der Unheimliche alle Zeit der Welt.
    Gestank erfüllte das Kinderzimmer und kroch bis in den Schrank. Dann tauchte der Schatten auf.
    »Wo bist du denn, mein Kleiner?«
    Ein Knurren!
    Matthias wimmerte leise. Doch nicht leise genug.
    Die Schritte kamen auf sie zu, der Schatten wuchs und wuchs.
    Eine Klaue legte sich gegen die Lamellen.
    Dann, unendlich langsam, öffneten sich…
    ... Leon Kerths Augen und beendeten den Albtraum.
    Das Echo seines erstickten Schreis erfüllte das Führerhaus des Lieferwagens.
    »Scheiße nochmal!«, fluchte er, als ihm klar wurde, dass er eingenickt war.
    So etwas durfte er sich nicht erlauben, wenn er sich im Einsatz befand. Gut, wegen der Vorbereitungen hatte er in den letzten Tagen nur wenig Schlaf bekommen. Außerdem war er trotz der harten Schule, durch die er jahrelang gegangen war, nur ein Mensch. Dennoch war so eine Unachtsamkeit unentschuldbar.
    Leon sah auf die Uhr am Armaturenbrett. Die Nacht war noch jung, er hatte mit Sicherheit nichts verpasst, aber er musste darauf achten, dass ihm so etwas nicht nochmal passierte.
    Er blickte zu der alten Ruine, die er während der letzten Stunden aufmerksam beobachtet hatte.
    Na ja, zumindest so lange, bis er eingenickt war.
    Er griff neben sich auf den Beifahrersitz, nahm die Thermoskanne und schraubte den Deckel ab. Leon gönnte sich einen beherzten Schluck Kaffee, den er jedoch am liebsten sofort wieder ausgespien hätte, denn die Brühe war eiskalt.
    Widerlich!
    Trotzdem schluckte Leon sie hinunter.
    Besser als nichts.
    Und allemal besser als dieser verdammte Albtraum.
    Leon seufzte. In den letzten Wochen war der Traum - die Erinnerung! - häufiger zurückgekehrt. Ein weiterer Grund für seinen Schlafmangel. Er verdrängte die Gedanken daran und durchwühlte seine Jackentaschen. Vielleicht hatte er irgendwo noch etwas Ganja, um den Kreislauf in Schwung zu bringen.
    Aus den Augenwinkeln nahm er eine Bewegung wahr.
    Leon stoppte die Suche. Schlagartig verflog die Müdigkeit. Sein Herz schlug mit einem Mal doppelt so schnell wie zuvor und zwischen seinen Ohren rauschte das Blut.
    Eine Gestalt näherte sich der Ruine. Sie trug eine schwarze Kutte mit einer nach oben hin spitz zulaufenden Kapuze.
    Was für eine lächerliche Verkleidung!
    Ein zufriedenes Lächeln kerbte sich in Leons Mundwinkel.
    Das war also der Erste, der zur Schwarzen Messe erschien. Bald würden auch die anderen Mitglieder des magischen Zirkels erscheinen.
    Und schon bald, wenn alle zusammengekommen waren, würde das finstere Ritual beginnen.
    Leon kletterte aus dem Fahrersitz in den hinteren Bereich des Lieferwagens, in dem er seine Ausrüstung verstaute.
    Es wurde Zeit, auf die Jagd zu gehen!
    ***
    Zamorra fühlte sich wie ein eingesperrtes Raubtier.
    Ungeduldig wanderte er in seinem Arbeitszimmer auf und ab. Er ignorierte den Ausblick, den das Loire-Tal bot.
    Jeder Versuch, sich mit Arbeit abzulenken, war bereits im Ansatz gescheitert, da er sich nicht konzentrieren konnte.
    Warum meldete sich Dylan nicht endlich? Entgegen ihrer Vereinbarung herrschte seit Tagen Funkstille.
    Zu allem Überfluss war Kommissar Saal nicht erreichbar. Einer seiner Kollegen hatte dem Meister des Übersinnlichen am Telefon in starkem Dialekt mitgeteilt, dass Saal den ganzen Tag an einer wichtigen Konferenz - er sprach es Kompferenz aus - über die Zusammenarbeit mit den tschechischen Behörden teilnahm. Glücklicherweise hatte Zamorra bei ihren bisherigen Begegnungen ausreichend Gelegenheit bekommen, sich ins Fränkische einzuhören. [2]
    Der Professor hatte die Augen gerollt und so freundlich wie möglich darum gebeten, Saal auszurichten, dass er zurückrufen möge, sobald er die Zeit dazu fand.
    Und dann endlich klingelte
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