Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0964 - Schwingen des Geistes

Titel: 0964 - Schwingen des Geistes
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
wallende Giftgaswolken entgegen. Bei der Luftschleuse angekommen, sah er seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Die Schotte der Innen- und Außenschleuse standen sperrangelweit offen, und Sheila stürzte sich durch sie gerade in das Gespinst von Ammoniak-Kristallen.
    Panatheik hatte keine andere Wahl, als ihr zu folgen, obwohl er seinen Rettungsversuch für blanken Selbstmord hielt.
     
    *
     
    Reginald Bull hatte sich mit einem Computerfachmann in das Laboratorium zurückgezogen. Der Mann war etwa fünfzig Jahre alt, groß und schlank und hatte die typisch gebeugte Haltung von großgewachsenen Menschen, die viel mit kleineren zu tun hatten.
    Er hieß Gerald Anstrom, stammte aus Hamillers Team und war auf Computer-Fotografie und Phantom-Zeichnen spezialisiert. Tobias Doofy, der ihnen partout ins Laboratorium folgen wollte, sperrten sie einfach aus.
    Bull hatte dem Kommandanten der Korvette aufgetragen, die Suche nach dem verschollenen Shift fortzusetzen und nötigenfalls von der BASIS Verstärkung anzufordern.
    „Was erwarten Sie sich konkret von mir?" wollte Anstrom wissen, als er mit Bull allein war.
    „Ich möchte das Foto von dem in dem Kristall eingebetteten Fötus nach allen Regeln der Kunst analysieren", erklärte Bull.
    „Das habe ich bereits getan", erwiderte Anstrom und schaltete den Monitor ein. „Aber es ist nicht viel dabei herausgekommen. Wir haben zwar reichlich Bildmaterial darüber, aber deren Informationswert ist lückenhaft." Anstrom deutete auf die Projektion, die in Großaufnahme den zusammengerollten Fötus zeigte. Es handelte sich um eine Zwei-Farben-Röntgendurchleuchtung, die in Rot und Grün gehalten war und das Skelett des Ungeborenen deutlicher gegen die Weichteile hervorhob. „Diese Colorradiographie gibt uns Auskunft über einen übermäßig stark entwickelten Knochenbau, aber es läßt keinen Schluß auf die chemische Beschaffenheit zu. Damit möchte ich sagen, daß das Material des Skeletts nicht unbedingt dem von uns Menschen entsprechen muß. Und diese Aufnahme aus dem Bereich der Thermografie, die auf der Basis der Wärme-Eigenstrahlung gemacht wurde, ist total mißlungen."
    Auf dem Monitor war nur eine schwarze Fläche zu sehen.
    „Bedeutet das, daß der Fötus überhaupt keine Eigenwärme hat?" fragte Bull.
    „Richtig", bestätigte Anstrom. „Die Ursache dafür ist jedoch wahrscheinlich eine Tiefkühllagerung bei extrem niedrigen Temperaturen. Dagegen haben wir im Bereich der Spannungsoptik ein sehr schönes Bild bekommen."
    Was Anstrom „schön", fand, stellte sich Bull als farbenfrohes abstraktes Gemälde dar. Umgeben von bunten .Wellenlinien und Halbkreisen waren schwach die Umrisse des Fötus zu erkennen, der selbst ebenfalls in ein Meer von Rot- und Gelbtönen getaucht war.
    „Auf diese Weise konnte ich feststellen, daB das fötusähnliche Objekt Gewicht hat", fuhr der Computerfotograf fort. „Die das Objekt umgebenden Kristalle haben die Eigenschaft, die Lichtwellen beim Durchdringen zu verändern, sobald eine Belastung eintritt. Dieser normalerweise unsichtbare Vorgang kann durch zwischengeschaltete Polarisationsfilterung sichtbar gemacht werden. Aber das schönste Porträt des Ungeborenen haben wir durch Restlichtverstärkung bekommen."
    Das folgende Bild zeigte die zusammengerollte menschliche Gestalt mit all seinen äußerlichen Merkmalen und dreidimensional. Es sah aus, als lebte es. Nur der Umstand, daß der Fötus durch eine Grünfärbung verfremdet war, wies auf den fototechnischen Trick hin.
    „Lassen Sie diese Aufnahme stehen, Anstrom", bat Bull und betrachtete die Bildfläche kritisch. „Was glauben Sie, Anstrom, könnte aus diesem Wesen tatsächlich ein Mensch werden?"
    „Dazu müßten Sie einen Anthropologen befragen", antwortete Anstrom.
    „Aber Sie sind doch PhantomZeichner", sagte Bull. „Mit Hilfe Ihrer Computer müßten Sie die voraussichtliche Entwicklung dieses Geschöpfs hochrechnen und bis zu seiner Reife weiterverfolgen können."
    „Darauf also wollen Sie hinaus", sagte Anstrom in plötzlicher Erkenntnis. „Natürlich kann ich die Weiterentwicklung des Fötus zu einem ausgereiften Wesen bildtechnisch simulieren. Aber was bringt das?"
    „Fangen Sie erst einmal an", verlangte Bull und ließ sich in einen der Sessel fallen.
    „Bis jetzt habe ich noch keine Zeit für dieserart Spielerei gehabt", meinte Anstrom, während er den ComputerZeichner bediente. Dabei begannen sich die Konturen des Fötus zu verändern. Das flache und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher