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0963 - Mission der Flibustier

Titel: 0963 - Mission der Flibustier
Autoren: Unbekannt
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Rehabilitationszentrum GOLDEN SUN ihre Aggressionen schon so weit abgebaut hatten, daß sie mit einer solchen Attacke gar nicht rechneten.
    Brush Tobbon, der umweltangepaßte Koloß, bekam innerhalb von einer Sekunde drei faule Tomaten an seinen breiten, flach wirkenden Schädel geknallt. Rötlicher Saft rann über seine wulstigen Lippen. Verdutzt blieb der gut zwei Meter große Epsaler stehen.
    Neben ihm sank der unglaublich dürre Ara Markon Treffner zu Boden. Die Angreifer hatten ihm einen Busch über den Körper gestülpt, dessen Laub ihm die Sicht versperrte. Er verstolperte sich in den Zweigen und fiel zur Erde.
    Kayna Schatten, die einzige Frau unter den Flibustiern, konnte als einzige dem Angriff ausweichen. Ihr schlanker, knabenhafter Körper wich dem Wurfgeschoß geschickt aus, obwohl es sich dabei mehr um eine Instinktreaktion handelte. Eine mit roter Tinte gefüllte Plastiktüte zerplatzte hinter ihr an der Wand des Werkstattgebäudes, in dem die Gefangenen sonst ihren Arbeiten nach gingen, die ein.Teil des Rehabilitationsprogramms waren. Die Tinte spritzte auf ihre Kleidung. Der hellgelbe Umhang, der mit einem Blumenmuster durchsetzt war, färbte sich an mehreren Stellen tiefrot.
    Axe, der Gäa-Geborene, der in seinem äußeren Bild mehr einem Affen glich, als einem Menschen, schrie erschrocken auf. Er war der Dümmste unter den Flibustiern, und so war es kein Wunder, daß er die Tinte als Blut identifizierte. Er stieß einen Schrei aus, der an seine Zeit als wilder Kämpfer erinnerte. Dann brach er urplötzlich ab, als ihm einer der jugendlichen Angreifer eine Eisenstange gegen die Schläfe schlug. Röchelnd sank er zu Boden. Am Haaransatz seines Igelschnitts färbte sich die Kopfhaut rot. Und diesmal war es wirklich Blut.
    Pearl „Panika" Simudden, dem Akonen aus dem Blauen System, erging es nur wenig besser. Fast gleichzeitig fielen zwei Lassoschlingen um seinen Oberkörper und zogen sich fest. Eine Gruppe aus drei Männern und Frauen zerrten den Hyperphysiker über den Boden bis zu dem Springbrunnen in der Mitte des Erholungsparks.
    Dort stürzte Simudden in die eiskalte Wasserflut.
    Wütende Schreie begleiteten die Attacken der Angreifer. Die einen verfluchten die Flibustier wegen der Greueltaten, die sie in der Vergangenheit begangen hatten. Wieder andere hielten die sieben offensichtlich für Orbiter, also für jene Eindringlinge, die nach den Informationen der letzten Tage ein Sonnensystem nach dem anderen besetzt hatten. Die Masse der angreifenden Mitgefangenen jedoch sah in den Flibustiern die wahren Schuldigen an der kritischen Situation, in der nun die Menschheit steckte. Schließlich waren die Orbiter ausnahmslos nach dem Muster der Sieben entstanden. Daß die Flibustier selbst daran keine Schuld tragen konnten, sahen die Angreifer in ihrer blinden Wut nicht.
    Gegen Körn „Dezibel" Brack und Josto ten Hemmings gingen die Mitgefangenen mit bloßen Händen vor.
    Die beiden Flibustier wirkten von ihrer Gestalt her als die ungefährlichsten und harmlosesten unter den sieben. Beide bezogen schreckliche Prügel.
    Der psychologische Druck, unter dem die Flibustier seit dem Zeitpunkt standen, zu dem sie sich freiwillig gestellt hatten, war ungeheuer groß. Verstärkt wurde dieser Zwang durch den Aufenthalt in dem Rehabilitationszentrum. Seit ihrer Einlieferung unterlagen sie einem geschickt aufgebauten Psycho-Programm, das sie zur endgültigen Einsicht bekehren sollte. Das Ziel des Programms war daneben, die Eingliederung in die menschliche Gesellschaft vorzübereiten.
    Die jugendlichen Angreifer stoben auseinander, als Dr. Coburn mit raschen Schritten auf die tumultartige Szene zueilte. Sie verbargen sich zwischen den Büschen und Bänken, die den kleinen Park von GOLDEN SUN zierten. Über sein Armbandfunkgerät rief der Arzt einige Helfer herbei, die sich um die lädierten Flibustier kümmerten.
    Kayna Schatten war seit jeher die Planerin der Flibustier gewesen. Sie war damit zugleich Wortführerin. Da sie außerdem bei dem rohen Überfall der jugendlichen Gefangenen am wenigsten betroffen worden war, führte sie das Gespräch mit Dr. Coburn. Der Arzt, der eigentlich mehr Psychologe war, genau gesagt Kriminalpsychologe, genoß ihr Vertrauen.
    „Es ist zum Kotzen, Doc", sagte die zierliche Frau grob. In ihrer Ausdrucksweise hatte sie sich noch nicht von der Vergangenheit gelöst. Aber ihre Gefühle hatten den gleichen Wandel genommen, den alle sieben Flibustier unter dem Eindruck der jüngsten
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