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0961 - Nähre deine Wut!

0961 - Nähre deine Wut!

Titel: 0961 - Nähre deine Wut!
Autoren: Oliver Fröhlich
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dass er keine Kontrolle mehr über seinen Leib besaß, sondern dass er alles miterleben musste, was sein neues Ich tat. Es gab kein Verstecken, kein Schließen der Augen.
    Immer wieder versuchte er, die Herrschaft zurückzuerlangen. Immer wieder scheiterte er. Und doch fühlte es sich anders an als beim letzten Mal.
    Er wusste, was geschah. Er verschmolz mit Aktanur. Und am Ende würde Xuuhl stehen. Warum war er sich seiner selbst dann noch bewusst? Wieso ging er nicht in dem Gemeinschaftskörper auf? War Krychnaks Magie nach dem Ende der Hölle nicht mehr stark genug, die Vereinigung in vollem Umfang zu bewirken?
    Er erlebte mit, wie Fooly all seine Kraft einsetzte, die Verbindung zu lösen. Und doch konnte er nichts unternehmen, um dem Drachen zu helfen.
    Verzweifelt versuchte er, die Erbfolgermagie einzusetzen. Doch er vermochte sie nicht zu fassen. Er fühlte sie, roch ihren süßen Duft. Aber etwas hielt ihn von ihr ab. Das Böse, das Aktanur repräsentierte! Der Makel der Dunkelheit, der nun ein Teil seiner selbst war.
    Wie gerne hätte er geschrien, geweint oder geflucht. Aber er besaß keinen Körper mehr, der ihm das ermöglicht hätte.
    Ein Ruck ging durch seinen Kerker, als Fooly ihn packte und mit ihm über den Loch Cluanie flog.
    Kurzzeitig keimte Hoffnung in ihm auf, als sie außerhalb der Reichweite der Säulen landeten. Doch sie verpuffte, als ihm klar wurde, dass die Drachenmagie ihn nicht retten konnte.
    Er sah, wie Fooly sich in Schmerzen wand, eine schwarze Flamme spie und danach zusammenbrach. Und er sah, wie sich sein neuer Körper - alles in ihm weigerte sich, von sich selbst als Xuuhl zu denken - erstmals bewegte. Er fühlte die Bosheit, die ihn überspülte, als er den Drachen angrinste.
    Ich will das nicht! Ich - will - das - nicht!
    Seine lautlosen Schreie verhallten ungehört in den Weiten seines Kerkers.
    Voll Entsetzen beobachtete er, wie er auf seine Mutter zuging - und ihr die Hände um den Hals legte.
    Oh Gott, nein! Das darf nicht geschehen. NEIN!!!
    Doch es geschah. Er fühlte ihre Haut unter seinen Fingern, spürte ihren Puls, der panisch hämmerte.
    Mom! Bitte! Ich will das nicht tun.
    Sie versuchte, sich zu wehren. Schlug nach ihm. Trat nach ihm. Er registrierte den Schmerz, als ihn ihre Fußspitze am Schienbein traf. Aber er ließ nicht los. Stattdessen drückte er immer fester zu.
    Nein, nein. Mom, es tut mir leid. Es tut mir so leid.
    Lass sie los! , schrie er sich selbst an. Lass sie sofort los!
    Er wollte sich abwenden. Wollte den Tod seiner Mutter nicht miterleben. Doch wohin er sich auch drehte, wie weit er auch rannte, es gab kein Entkommen vor der Wahrheit.
    Und dann gelang es ihm in seiner Verzweiflung doch. Er konnte den sprudelnden Quell der Erbfolgermagie ertasten. Auf der Stelle schnappte er zu.
    Trotzdem lösten sich seine Hände nicht von Patricias Hals. Ihre Gegenwehr erlahmte. Entsetzen lag in ihren Augen, aber auch die Erkenntnis, dass ihr Weg hier endete.
    Er sog die Llewellyn-Magie in sich auf, pumpte sich voll und ließ sie in einer einzigen Entladung entweichen.
    Nein, Mom! Das darf…
    »… nicht geschehen!«, brüllte er. Er hörte seine eigene Stimme.
    Er hatte die Kontrolle zurückgewonnen.
    Sofort ließ er seine Mutter los. Doch es war zu spät. Mit gebrochenem Blick sank sie zu Boden.
    »Nein, o nein, Mom. Bitte nicht. Bittebittebitte nicht.«
    Alles Flehen half nichts. Lady Patricia war tot. Und er hatte sie umgebracht.
    Rhett schrie seinen Schmerz hinaus. In ihm existierte keine Wut mehr, nur noch unerträglicher Schmerz.
    Die dunkle Hälfte in seinem Körper versuchte, ihn erneut zu unterdrücken. Aber er stemmte sich mit aller Gewalt dagegen. Und was Fooly trotz des Einsatzes der Drachenmagie nicht gelungen war, vollbrachte er nun aus eigener Kraft.
    Er stieß Aktanur ab!
    Der weißhaarige Alte löste sich aus dem Gemeinschaftskörper. Erst der Kopf, dann die Arme und schließlich der Oberkörper. Dabei durchdrang er die Reste des Hemdes und den Gurt der Schwertscheide, als würden sie nicht existieren.
    »Was hast du getan!«, schrie Rhett seinen Zwilling an. »Du verfluchter… verfluchter…«
    Seine Stimme versagte.
    Aktanurs Becken schob sich aus seinem. Nun teilten sie sich nur noch die Beine.
    »Dafür wirst du mir büßen!«
    Rhett griff nach hinten, zog mit der Rechten das Katana aus der Rückenscheide und rammte es dem Alten von oben in die Brust. Er spürte den Stich, als gleite die Klinge durch sein eigenes Fleisch.
    Kein Wunder, denn
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