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096 - Die Gräfin von Ascot

096 - Die Gräfin von Ascot

Titel: 096 - Die Gräfin von Ascot
Autoren: Edgar Wallace
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großer Aufregung, denn er wußte, daß seine Schwester kinderlos gestorben war. Und merkwürdigerweise hatte er auch erfahren, daß Sie ein Töchterchen hatten. Das übrige war leicht zu erraten. Nun sagen auch Sie mir alles.«
    Allmählich faßte sie sich und erzählte ihm ihre Geschichte bis zu dem Augenblick, in dem sie sich von Joe getrennt hatte und nach oben gegangen war. Sie erzählte von dem schweren Kampf, den sie mit Joe Hoad ausgefochten hatte, und sie sagte ihm, wie sehr sie ihr Kind liebte. John Morlay war es gewohnt, von schlechten Leuten zu hören. Er wußte auch, daß die meisten zu schwach waren, sich von ihrer Vergangenheit frei zu machen, und deshalb erschien ihm dieses Erlebnis wie ein Wunder. Als Mrs. Carawood schwieg, wandte er sich an Herman. »Und was geschah dann?«
    »Ich sagte ihm, daß er das Haus verlassen sollte!« entgegnete Herman heiser.
    »Und tat er das nicht?«
    »Nein, im Gegenteil, er wollte mich hinauswerfen. aber dann wurde er so sonderbar, und. und. dann sagte er, ich sollte ihm seine Medizin geben.«
    John sah den jungen Mann fest an.
    »Und was machten Sie?«
    »Ich habe sie ihm nicht gegeben.«
    Hermans Worte klangen fast wie eine Herausforderung. Mrs. Carawood zitterte und sah furchtsam zu John hinüber.
    »Ich wußte, daß er schwer herzleidend war«, sagte sie leise. »Er hatte sowieso nicht mehr lange zu leben - höchstens noch lange genug, um mich und Marie zu ruinieren.«
    John zog die Augenbrauen hoch; man hätte das eventuell Herman als Mord auslegen können.
    »Wenn Sie ihm die Medizin wirklich gegeben hätten, so hätte das vermutlich auch nichts genützt«, sagte er schließlich nach längerem Überlegten.
    »Es ist merkwürdig, daß Sie gerade heute abend gekommen sind«, meinte Mrs. Carawood. »Als Joe Hoad mich hier überfiel, dachte ich an Sie. Ich wußte keinen anderen, der mir helfen könnte, und nun. Ich mache mir solche Sorgen.« »Um Marie?« Sie nickte.
    »Weiß jemand etwas von der Sache?« »Nur wir beide, Herman und Pater Benito.«
    »Der Pater wird nichts sagen, Herman wird auch schweigen; es muß unser gemeinsames Geheimnis bleiben. Es ist aber noch jemand da, der dahintergekommen ist - ich habe heute abend mit ihm gesprochen. Es ist Polizeiinspektor Peas. Aber der wird Ihnen keine Schwierigkeiten machen. Wir sind Ihnen damals abends nach Rotherhithe gefolgt.« Sie schrak zusammen und wurde rot.
    »Ich wurde gerufen, weil er einen schweren Herzanfall hatte, und ich ließ den besten Doktor für ihn kommen. Er wohnte bei einem Mann, dem ich einmal geholfen habe. Ich hatte nur Angst davor, daß Joe Hoad erfahren würde, daß ich Geld hatte. Als ich damals in Ihrem Büro war, habe ich ihn auch gesehen.« John Morlay nickte.
    »Ja, das habe ich erfahren. Aber Marie darf nichts davon wissen. Es ist nicht notwendig, daß sie auch nur ein Sterbenswörtchen davon hört.« Sie fragte nicht, warum er das sagte. Es quälte sie noch etwas anderes, das sie kaum in Worte fassen konnte.
    »Ich habe eine Schuld auf mich geladen.« Sie unterdrückte ein Schluchzen. »Aber ich habe alles für Marie getan. Eines Tages wird sie heiraten -«
    Herman nickte. Diese Lösung war die einzig richtige. »Ja, das ist recht, Mrs. Carawood«, erklärte er. »Ich sagte es Ihnen doch an dem Abend, als er herkam. Sie wird ihren Namen ändern.« Mrs. Carawood schüttelte den Kopf. »Ihr Mann muß es aber wissen -«, sagte sie.
    »Der weiß es bereits«, erwiderte John Morlay, und als sie ihn überrascht ansah, fuhr er fort: »Meiner Meinung nach kann die Sache sehr bald in Ordnung gebracht werden.«
    »Würden Sie. nach allem, was Sie erfahren haben.? Nein, Mr. Morlay, das können Sie doch nicht!«
    »Aber ich möchte es doch so gern. Ich bin der glücklichste Mann, wenn Sie Ihre Einwilligung geben.«
    Julian Lester gelang es mit Hilfe seiner Kenntnisse mühelos, sich die Beute Harrys des Kammerdieners und dessen Kameraden anzueignen. Zwischen den beiden Dieben, die die Westkanadische Bank beraubt hatten, kam es daraufhin zu einer Schießerei, weil jeder glaubte, der andere hätte ihn betrogen. Sie wurden verwundet ins Krankenhaus eingeliefert, und ihre wirren Reden verrieten der Polizei bald, daß sie die gesuchten Bankräuber waren.
    Julian Lester aber ging ins Ausland. Bevor er London verließ, schrieb er John Morlay noch einen Brief. Darin drückte er mit gewandten Worten aus, daß er das Beste für Johns Zukunft erhoffe und daß er sich immer gern ihrer freundschaftlichen
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