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096 - Der grüne Leichnam

096 - Der grüne Leichnam

Titel: 096 - Der grüne Leichnam
Autoren: Dämonenkiller
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nach dem anderen füllte sich. Zehn, zwanzig, dreißig. Hekates Haut wurde immer blasser, totenblaß. Und dann waren alle Näpfchen gefüllt. Plötzlich stand Hekates Herz still. Ihr Körper lag kalkweiß auf dem Opferstein. Ihr Körper war blutleer; dafür waren die neunundvierzig Näpfchen der sieben Menhire mit ihrem Blut gefüllt. Luguri verhinderte, daß das Blut aus den lotrechten Schalen floß.
    Nach kurzer Zeit glotzte Luguri der Reihe nach die Näpfchen an. Die Näpfchen leerten sich wieder, und Hekates Herz schlug erneut.
    Ich kehrte zurück in die Gegenwart. „Dein Körper hatte sich damals grün verfärbt, Alraune. Du…" „Sag nicht Alraune zu mir!" brüllte sie wütend.
    „Alraune, du bist eine Alraune. Und zu Alraunen sage ich Alraune."
    Sie japste nach Luft. Ich lachte spöttisch.
    „Das Lachen wird dir bald vergehen, Dorian", sagte sie leise und blickte mich starr an.
    „Ich überlegte schon damals, welche Teufelei Luguri wohl mit dir vorhatte. Ich glaubte, mich getäuscht zu haben, als dein Körper grün wurde. Genial, muß ich sagen. Er hat einfach dein Blut ausgetauscht. Und du hast nichts davon gemerkt. Das Spricht nicht gerade für deine Fähigkeiten." Spotte nur ruhig, Dorian! Ich lache zuletzt."
    Hekate wandte sich der pulsierenden Kugel zu und starrte hinein. Undeutlich sah ich Bilder in der Kugel, doch ich war zu weit entfernt, um Einzelheiten erkennen zu können.
    Ich klammerte mich an die Hoffnung, daß es Coco gelang, in den Tempel zu kommen. Das war meine einzige Chance. Allein konnte ich mich nicht mehr retten.
    Das Alraunengeschöpf berührte kurz die Kugel, dann wandte sie sich wieder mir zu. Plötzlich hielt sie in ihrer rechten Wurzelhand eine Pistole.
    „Der Spiegel schützt dich vor schwarzer Magie", stellte sie sachlich fest. „Aber eine Pistolenkugel kann dich töten. Ich hätte dich einfach erschießen lassen, wenn dir nochmals die Flucht gelungen wäre."
    Sie drückte ab, und ich zuckte unwillkürlich zusammen. Die Kugel war knapp neben meiner rechten Wange in die Wand gefahren. Nochmals schoß sie. Dieser Schuß verfehlte mich noch knapper. Sie bewegte die Hand, und die Pistole verschwand wieder.
    „Aber das ist jetzt alles nicht mehr notwendig. Du bist in meiner Hand. Ich werde dir das Leben aussaugen."
    „Darauf bin ich aber gespannt", meinte ich spöttisch. „Du kannst nicht näher kommen. Der Ys- Spiegel verhindert es."
    „Keine Sorge, Dorian. Der Spiegel wird dir bald abgenommen werden."
    Der Geruch der faulenden Leiber, der Duft der Alraunenblüten, das alles war einfach widerlich. Mir fiel das Atmen von Minute zu Minute schwerer.
    „Mit deinem Tod werde ich wieder meine Macht zurückbekommen. In London habe ich bereits mehr als zweitausend Diener, die mir blind gehorchen. Es war doch sehr eindrucksvoll, wie ich die Straßen leerte, wie ich dir den Weg versperrte, wie ich dich zum Tempel trieb, nicht wahr?"
    „Gegen Luguri hast du keine Chance, Alraune."
    „Das wird sich zeigen. Die Schwarze Familie wird begeistert sein, wenn du tot bist."
    Zweitausend Opfer, dachte ich entsetzt. Zweitausend unschuldige Menschen, die von dieser Bestie beherrscht wurden.
    Hekate sprach weiter. Sie erzählte mir alles, was sie in den vergangenen Tagen unternommen hatte und welche Pläne sie nach meinem Tod verwirklichen wollte. Dabei wanderten meine Gedanken immer wieder zu Coco. Hoffentlich kam sie rechtzeitig.
    „Bald ist es soweit", sagte Hekate und reckte sich.
    Sie bewegte ihre Hände, und ein Dutzend Männer traten in den Tempel. Einer riß mir das Hemd vom Leib.
    „Nehmt ihm den Spiegel ab!" schrie Hekate.
    Einer der Grüngesichtigen griff nach dem Spiegel, der sofort aufleuchtete. Heulend zog der Mann seinen Arm zurück. Der Spiegel hatte seine Finger verbrannt.
    „Befehle deinen Dienern, daß sie den Spiegel nicht berühren sollen! Sie verbrennen sonst."
    Hekate verzog verärgert das Gesicht.
    „Holt einen Haken!" befahl sie.
    Doch auch der Haken half nichts. Er wurde rotglühend und zerschmolz.
    Zwei Männer packten meine Beine und hoben mich hoch, aber der Spiegel fiel nicht zu Boden. Er klebte förmlich an meinem Körper fest.
    Jetzt schnappte Hekate fast vor Wut über.
    Dutzende von Händen griffen gleichzeitig nach dem Spiegel. Es roch nach verbranntem Fleisch. Ich wurde halb ohnmächtig. Hände, Finger, Arme, das alles löste sich vor meinen Augen auf. Immer mehr Finger tasteten nach meiner Kette. Finger, die verbrannt waren, wurden sofort durch andere
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