Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0953 - Der Fluch von Eden

0953 - Der Fluch von Eden

Titel: 0953 - Der Fluch von Eden
Autoren: Adrian Doyle
Vom Netzwerk:
zugegeben, aber in welchem Zusammenhang steht sie mit unserem Zusammentreffen hier?« Er zeigte um sich. »Was hat Nele Großkreutz mit Ihnen zu tun? Übrigens haben Sie uns immer noch nicht Ihren Namen verraten. Und warum Sie von Dämonen gejagt werden.«
    »Können Sie sich wirklich nicht denken, wie ich heiße? Enttäuschen Sie mich nicht, Monsieur le professeur!«
    Der vage Verdacht erhielt durch die Art und Weise, wie sie ihre Frage stellte, neue Nahrung.
    »Wollen Sie damit sagen, dass Sie… Nele Großkreutz sind ?« Er schüttelte den Kopf. »Dann müssten Sie achthundert Jahre alt sein.«
    »Wäre das so undenkbar?«
    »Undenkbar nicht, aber…«
    »Aber Sie wollen wissen, wie ich so alt werden konnte.«
    Zamorra tauschte einen Blick mit Nicole. Sie wirkte mindestens so skeptisch und zurückhaltend wie er.
    » Sind Sie Nele Großkreutz?«
    »Ich habe viele Namen. Aber begonnen hat es tatsächlich mit diesem.«
    »Bevor Sie uns Ihre Herkunft schilderten, sprachen Sie von einem Fluch, der auf Ihnen lastet«, sagte Nicole. »Wer oder was hat Sie verflucht? Wurden Sie unsterblich, weil Sie verflucht sind?«
    »Kluges Kind, kluges Kind.« Die alte Frau schien erneut in ihren Erinnerungen zu versinken. Es schien, als könne sie sich nur mit großer Anstrengung daraus lösen. Sie griff in den Ausschnitt ihres schlichten grauen Kleides und zog etwas hervor, das mit einer kunstvollen Fassung an einer Kette befestigt war. Es sah aus wie eine kirschgroße, bernsteinfarbene Träne, in die etwas eingeschlossen war.
    »Was haben Sie da?« Zamorra beugte sich vor.
    »Das, was an meinem Leben schuld ist«, sagte Nele Großkreutz. »Daran, dass ich immer noch lebe.«
    »Was ist das? Ein Schmuckstück? Von wem haben Sie es? Darf ich?« Zamorra streckte die Hand aus.
    Als die alte Frau nicht reagierte, ließ er sie sinken und aktivierte das Amulett, peilte damit den Kettenanhänger an.
    Er spürte sofort einen Ausschlag auf magischer Ebene - aber die Art der Magie war ihm fremd.
    »Es sind die Reste dessen, was er mir schenkte«, sagte die Greisin. »Als ich ihn wiedersah.«
    »Wiedersah? Wen?«, fragte Nicole.
    »Die Liebe meiner frühen Jahre. Nikolaus.«
    ***
    Vergangenheit
    Rostock, Anno Domini 1270
    An die Stadtmauer geschmiegt, in Steinwurfweite der St. Petri-Kirche, stand das Häuschen, in dem Nele Großkreutz seit zwanzig Jahren lebte. Eine späte Liebe hatte sie an die Ostsee geführt: Aber der Mann, der noch einmal große Gefühle in ihr geweckt hatte, war vergangenes Jahr gestorben. Seither verließ Nele kaum noch das Haus.
    Jetzt aber klopfte es an die Tür, Sie zuckte zusammen. Sie zuckte immer zusammen, wenn es klopfte. Warum, wusste sie selbst nicht. Sie war keine ängstliche Frau, nie gewesen. Und sie war auch nicht gebrechlich, sondern noch gut auf den Beinen.
    Langsam ging sie zur Tür.
    »Ja?«, fragte sie, ohne aufzumachen.
    »Ich weiß nicht, ob ich hier richtig bin«, sagte die Stimme eines jungen, eines sehr jungen Mannes. »Ich suche eine alte Freundin.«
    »Sie sind hier falsch, junger Mann. Tut mir leid. Hier wohnt nur eine alte Frau, die ihre Ruhe haben will. Nur noch ihre Ruhe.«
    »Und der Name dieser Frau?«
    Sie zögerte, ohne den Grund dafür zu kennen. War es die Stimme, die etwas grenzenlos Vertrautes hatte, obwohl…
    Nein. Sie zitterte plötzlich. Das kann nicht sein. Aber vielleicht… sein Enkel…
    Sie schob den Riegel weg, zog an dem schweren Türblatt.
    Die Sonne schien gerade günstig. Sie verfing sich im weizenblonden Haar des jungen Mannes, der sie so genau musterte, wie es kein Mann mehr seit unglaublich langer Zeit mehr gewagt hatte. Nele spürte, wie ihr die Hitze ins Gesicht schoss, denn so starrte normalerweise nur ein Jungspund einen anderen Jungspund an.
    Sie aber war eine alte Frau.
    »Ich wollte dich nicht erschrecken«, sagte der Besucher. »Ich wünschte, ich hätte dich früher gefunden. Aber du hast wenig Spuren hinterlassen, wo immer du seither lebtest. Es war so schwer, dich überhaupt zu finden. Aber jetzt bin ich da - verzeih mir meine… Verspätung.«
    Wie er redete!
    Es war weniger das, was er von sich gab, als die Art und Weise, wie er sprach. Und - natürlich - wie er aussah.
    »Du bist sein Sohn!«
    Er war ihm wie aus dem Gesicht geschnitten. Erinnerungen traten wie von den Eruptionen eines Vulkans hervorgestoßen an die Oberfläche ihres Bewusstseins.
    Er schüttelte den Kopf, ergriff ihre Hand. »Du missverstehst es. Darf ich eintreten?«
    »Natürlich.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher