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0953 - Der Fluch von Eden

0953 - Der Fluch von Eden

Titel: 0953 - Der Fluch von Eden
Autoren: Adrian Doyle
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Deck. Mehrere Raubeine in Diensten Rossis hielten Wache vor der verschlossenen Bodenluke. Offenbar vertrauten sie dem Riegel nicht blind.
    Die Luke als Unsichtbare zu entriegeln, hatte Nele zunächst in Erwägung gezogen, dann aber wieder verworfen. Es war nicht absehbar, mit welcher Brutalität Rossis Leute einem solchen Ausbruchsversuch begegnet wären.
    Nein, sie hatte einen anderen Plan - und der führte sie geradewegs wieder in die Kajüte des Capitanos.
    Als Nele drinnen ankam, war der dunkelhäutige Fremde verschwunden. Sie hatte auch das seitlich liegende Ruderboot nicht mehr bemerkt, als sie sich an Deck begeben hatte. Wahrscheinlich war der Sklavenhändler schon wieder zum Hafen gerudert, um alles für die Übernahme der Menschenfracht vorzubereiten. Einig waren sie sich laut Rossi ja geworden.
    Ihr suchender Blick fand, was sie brauchte - brauchte, um den Capitano auf ihre Seite zu ziehen. Sie nahm es sich, trat damit hinter Adamo Rossi und gab ihr Versteckspiel auf. Den kalten Stahl der eigenen Dolchklinge am Hals, zuckte der Comandante so heftig zusammen, dass seine Haut angeritzt wurde.
    »Ruhig! Ganz ruhig!«, wisperte Nele ihm ins Ohr. »Noch so eine dumme Bewegung, und es ist um Euch geschehen, Capitano.«
    Er erkannte sie an ihrer Stimme. Sie hatte den linken Arm um seinen Hals gelegt und die rechte Hand mit der Dolchschneide an seine Kehle geführt.
    Er wusste, was das bedeutete. Und er wusste auch, dass der kleinste Versuch, sich von Nele zu befreien, ihm die Schlagader durchtrennen würde.
    Nele war wild entschlossen - und das hörte man ihr auch an.
    »Was willst du - Biest? «
    »Bevor ich Euch das sage, zeige ich Euch noch etwas.«
    Sie wurde wieder Luft für ihn, und sein Dolch verschwand mit ihr aus seiner Wahrnehmung.
    Ein paar Herzschläge lang sah Nele zu, wie Rossi erst taumelte, sich dann mit weit aufgerissenen Augen um die eigene Achse drehte und nach dem Verbleib des Mädchens forschte, das gerade noch sein Leben bedroht hatte.
    In dem Moment, als er überzeugt war, dass er halluziniert hatte, kehrte sie zurück. Wieder schlang sie von hinten den Arm um seinen Hals und presste zugleich die scharfe Seite der Klinge gegen seinen Kehlkopf.
    Adamo Rossi quietschte, dass es ihm selbst peinlich sein musste.
    »Was bist du für eine Hexe, Kleine?«
    »Eine, die man nicht unterschätzen darf - niemals.«
    »Das tue ich nicht. Beruhige dich. Was ist los? Was willst du von mir? Es wäre dir ein Leichtes gewesen, mich umzubringen, wenn du das gewollt hättest!«
    »Verlasst Euch nicht darauf, dass ich es nicht tue.«
    Er krächzte: »Willst du… Gold?«
    »Habt Ihr denn welches?«
    Er wollte nicken, erkannte aber im letzten Moment die Gefahr, die eine solche Bewegung barg, und röchelte stattdessen: »In der Schatulle dort.« Er hob den Arm und zeigte darauf.
    Nele sah kurz hin. »Ich überlege es mir. Aber ich bin wegen etwas anderem gekommen.«
    »W-was?«
    »Uns gefällt es hier in der Gegend, in die Ihr uns gebracht habt, nicht. Wir möchten noch etwas weiterreisen.«
    Er verlor jede Gesichtsfarbe. »Aber…«
    »Weiterreisen bedeutet weiterleben. Für Euch, Capitano. Und für all die Kinder, die Ihr skrupellos verkaufen wolltet, auch.«
    »Wir können nicht mehr…« Er verstummte. Setzte neu an, und jetzt schwang nackte Angst in seiner Stimme. »Sie erwarten uns an Land. Wenn wir weitersegeln, müssen sie denken, ich wolle sie betrügen.«
    »Euer Problem, Capitano. Nicht meines.«
    Sie verstärkte den Druck der Klinge um eine Nuance.
    Er spannte sich an. Aber nicht, um gegen sie vorzugehen, sondern vor Schmerz.
    »So kommt ihr nicht davon. Es wird euch nicht gelingen, meine Leute…«
    »Eure Leute, Capitano, werden es akzeptieren, wenn Ihr ihnen neue Weisung erteilt. Denkt Euch etwas aus. Sagt ihnen meinetwegen, dass Euch ein Engel erschienen ist, der Euch aufgetragen hat, diese Kinder - uns! - wahrhaftig nach Jerusalem zu bringen.«
    Er schwieg, presste die Lippen zusammen. Hinter seiner Stirn arbeitete es vermutlich, wie noch niemals in seinem Leben.
    »Ich werde jetzt wieder unsichtbar«, sagte Nele. »Aber nur für Euch, Capitano, und Eure Leute. Beim geringsten Anzeichen, dass Ihr mich aufs Kreuz legen wollt, liegt Ihr auf den Planken Eures Schiffes - für immer. Ich warne nicht mehr, ich steche sofort zu - oder schneide Euch die Gurgel durch. Also überlegt Euch vorher, was Euch Euer Leben wert ist.«
    Sie entzog sich wieder seiner Wahrnehmung, aber er stand noch minutenlang wie
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