Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0952 - Dr. Sensenmann

0952 - Dr. Sensenmann

Titel: 0952 - Dr. Sensenmann
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
diese hier keine Sense als Waffe trug, sondern sich darauf verließ, was in seiner Tasche steckte. In ihr verschwand die rechte Hand bei der keine Knochenfinger zu sehen waren, weil der unheimliche Arzt einen Handschuh darüber gestreift hatte.
    Aus der Tasche holte er seine Waffe hervor.
    Es war eine Spritze. Relativ groß sogar. Die Nadel schimmerte wie ein dünner Eiszapfen, und in dem schmalen Kolben darunter befand sich eine grüne Flüssigkeit.
    Die Todesspritze! schoß es Ferrano durch den Kopf. Er ist mit der Todesspritze gekommen. Er hat sie sich geholt, um auf seine Art und Weise von mir Abschied zu nehmen. Er wird kommen und mir das Ding in den Körper rammen.
    Das alles sah er bereits in seinen Vorstellungen, aber der Eindringling dachte gar nicht daran, sich mit Ferrano zu beschäftigen. Er geisterte durch die Zelle, und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn nicht ein Laut war zu hören. Nicht mal über den Fußboden schleifte er hinweg.
    Kein Kratzen der Knochen auf dem Beton, kein Klappern der Gebeine, nur die bedrückende Stille.
    Fremde Geräusche bekam Ferrano nicht mit. Er hörte nur seinen pfeifenden Atem.
    Mickey Ferrano rollte mit den Augen, um den Weg der Gestalt verfolgen zu können. Sie tat so, als hätte sie die Zelle zum erstenmal betreten. Sie schaute sich um, sie kontrollierte, drehte dem Mann auf dem Bett den Rücken zu, ohne sich um ihn zu kümmern.
    Trotzdem verbreitete dieser Dr. Sensenmann eine Aura der Furcht. Sie wehte durch die Zelle und packte Ferrano, der die Hände zu Fäusten ballte.
    Die Gestalt drehte sich um.
    Leere Augenhöhlen, übergroß, waren auf den Mann auf dem Bett gerichtet. Es gab kein Erbarmen darin. Keine Gnade. Es war einfach alles anders bei ihm.
    Der Tod konnte so aussehen. Der Tod war kalt. Der Tod hatte Macht, und beides stellte sich Mickey Ferrano in den Augenhöhlen des Mannes vor.
    Sollte er etwas tun? Konnte er etwas tun?
    Nichts, gar nichts. Er war in seiner Angst gefangen und hoffte, daß der Kelch auch an diesem letzten Abend an ihm vorübergehen würde.
    Zunächst kam der Geist.
    Er wehte heran. Er berührte den Boden, aber es war nichts zu hören.
    Allein die Tatsache war für Ferrano schlimm. Sie zeugte davon, daß es da jemanden gab, der sich bewegte, ohne einen Laut von sich zu geben.
    Nicht mal das Rascheln des Kittelstoffs war zu hören.
    Neben Ferranos Bett blieb er stehen. Die Spritze hielt er noch fest.
    Seinen häßlichen Schädel hatte er gesenkt, um den Mann anzuschauen.
    Der hätte gern weggeblickt, aber er konnte einfach nicht zur Seite schauen. Er mußte in die Augen hineinglotzen, die ihm jetzt vorkamen wie die Eingänge zu zwei unheimlichen Tunneln, deren Ende irgendwo im Nichts lag. Eine derartige Dunkelheit hatte er noch nie in seinem Leben gesehen. So schwarz wie Pech. So schrecklich finster. Einfach lichtlos. Nicht ein heller Funke zeigte sich in der Tiefe.
    Ferrano beugte sich nach vorn.
    Kein Knochen schabte gegen den anderen. Nichts knackte oder knirschte. Er glotzte mit seinen leeren Höhlen nach unten. Sie waren wie zwei finstere Spiegel direkt gegen die Augen des Liegenden gerichtet.
    Und dann war da noch die Spritze. Dr. Sensenmann bewegte seinen rechten Arm, damit die Spritze in den Sichtbereich des Liegenden geriet.
    Sie war so lang, so widerlich, beinahe wie ein Messer.
    Ferrano lag starr.
    Er hatte nur noch Blicke für die verdammte Spritze. Die Gestalt dahinter verschwamm vor seinen Augen. Sie war dabei, sich aufzulösen. Da schienen die eigenen Augen alles andere aufzusaugen, um es niemals wieder freizulassen.
    Noch wies die Nadel in die Höhe. Darunter füllte die Flüssigkeit das Gefäß. Er war also bereit, sie zu setzen.
    Das war der Moment, in dem der Mann noch mehr versteifte. Er wurde zu einem regelrechten Brett. Das Blut in ihm schien zu erkalten, das Leben wich aus seinem Körper, und er spürte nicht mal, daß er noch atmete.
    Die Gestalt beugte sich vor. Sie schaute genau hin und suchte die Stelle, wo er ansetzen konnte.
    Es war der Hals.
    Um den Mund des Mannes lief ein Zucken, als er die Berührung mitbekam. Es war soweit. Er würde nicht mehr fliehen können. Er saß in der Falle. Er war nicht in der Lage, einen Arm zu heben, um den anderen zur Seite zu stoßen. Er wußte nicht mal, ob er es mit einem dreidimensionalen Körper zu tun hatte, obwohl die Spritze selbst auch dreidimensional war.
    Und sie durchstieß seine Haut.
    In diesem Augenblick gab es für den Gefangenen nur eine Stelle an seinem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher