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0942 - Die Prophezeiung des Uriel

0942 - Die Prophezeiung des Uriel

Titel: 0942 - Die Prophezeiung des Uriel
Autoren: Susanne Picard
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die er in der Lage war zu erreichen.
    Nichts.
    Was, bei allen Erzengeln, ging hier bloß vor? Was hatte Nicole mit all dem zu tun?
    Wieder strichen seine magischen Sinne durch die umgebenden Dimensionen, doch auf keiner der magischen Ebenen war etwas zu spüren von dem Wesen, das gerade mit ihm gesprochen hatte - und auch sonst nichts. Nichts. Jede magische Ausstrahlung, die noch vor Sekunden in so unglaublichen Mengen vielschichtig um ihn herumgeschwirrt war, war auf einmal fort.
    Asmodis schloss die Augen und dehnte seine Macht aus. Irgendetwas musste er hier doch berühren und sei es Nicole, die gerade mal 30 Meter von ihm entfernt auf den Stufen zum Allerheiligsten des Tempels stand.
    Doch nichts. Gar nichts. Keine Magie, keine weiße, keine Schwarze. Keine. Asmodis hatte für einen Moment das überaus unangenehme Gefühl, er sei taub und blind. Verwirrt öffnete er die Augen, um zu kontrollieren, ob Nicole noch in der Nähe war. Sie stand dort, wo sie die ganzen letzten fünf Minuten gestanden hatte - und sah jetzt wieder über die Schulter in seine Richtung, als wisse sie, dass er dort stand, doch sie sah knapp an ihm vorbei. Sie konnte ihn - oder etwas - anscheinend spüren, doch nicht genau orten.
    »Ich will doch wirklich mal wissen, was -«
    Im nächsten Moment traf eine magische Welle den Ex-Teufel, wie das eigentlich nur ein voller Blitz aus Merlins Stern gekonnt hätte…
    ***
    Nicole wusste nicht, wie oft sie sich an diesem Morgen schon umgesehen hatte - noch nie hatte sie derart deutlich das Gefühl gehabt, es folge ihr jemand.
    Sie fragte sich zum hundertsten Mal, woran genau sie das festmachte, und wünschte sich nicht zum ersten Mal das Amulett herbei. Doch sie rief es nicht. Sie wusste ja noch nicht einmal, ob Assi es Zamorra schon zurückgegeben hatte. Ließ es sich überhaupt rufen, solange es sich noch in Gewahrsam des Ex-Teufels befand? Außerdem wollte sie einfach nicht, dass sich Zamorra - falls er Merlins Stern zurückbekommen haben sollte - Sorgen machte.
    Wieder gab sie dem unwiderstehlichen Drang nach, über ihre Schulter nach hinten zu sehen. Und wieder war nichts zu sehen.
    »Madame Deneuve, ist irgendetwas nicht in Ordnung?«, hörte sie Minamotos Stimme neben sich. »Sie wirken heute Morgen etwas nervös.«
    »Nein«, sagte Nicole automatisch und lächelte ihren Begleiter an. Vielleicht ist es wirklich nur er, der mir Sorgen bereitet. Er macht seit gestern den Eindruck, als wäre irgendetwas an ihm nicht wie sonst.
    Sie versuchte sich wieder auf den Tempel vor ihr zu konzentrieren. Die magische Aura war an diesem Ort so ausgeprägt, dass Nicole ein Prickeln im Nacken spürte. Oder war es doch etwas Göttliches, das dieses Kribbeln verursachte? Immerhin hatten sie es hier mit Kami zu tun. Soweit Nicole den Begriff verstand, konnte sich hinter einem Kami ein Naturgeist, ein Gott oder auch einfach nur das verbergen, das man in Europa ein Gespenst genannt hätte.
    Doch all diese Dinge hatten in Nicoles Begriffswelt so etwas wie Magie. Die einen mehr, die anderen weniger, aber magisch waren sie alle. Und auch wenn dieser Ort voll davon war, zu definieren war es nicht.
    Sie trat auf die erste Stufe der kurzen Freitreppe, die sie zum Allerheiligsten des Tempels bringen sollte, das nach vorne hin offen war. Das Prickeln wurde stärker, doch Nicole unterdrückte den erneuten Drang, sich umzusehen und nachzuschauen, ob jemand direkt hinter ihr stand. Im Halbdunkel der Halle brannten einige Räucherspiralen, die von der Decke hingen, und verbreiteten einen betäubenden Geruch. Die duftenden Nebelschwaden durchzogen langsam den dämmrigen Raum und schienen auch die Geräusche zu dämpfen.
    Nicole ging noch etwas näher an den Altar heran, hinter dem ein großes Gemälde des Susanoo hing. Sie erkannte das Motiv wieder: Ein grimmig dreinblickender Mann im blaurot gemusterten Kimono stach eine mehrköpfige und mehrschwänzige Schlange nieder. Er hatte bereits mit seiner Lanze einen der Schwänze abgeschlagen, daraus ragte ein japanisches Kâtana-Schwert hervor.
    Als Nicole genauer hinsah, sah sie, dass noch vor dem Bild, das auf eine riesenhafte Holzwand gemalt schien, ein kunstvoller Schwertständer aufgestellt war. Darauf hatte man ein Kâtana mit verziertem Heft platziert.
    Das Schwert! Nicole starrte das Kâtana an, als erhoffe sie Erlösung davon.
    Das Schwert. Zumindest eine Nachbildung davon.
    Wie sagte Minamoto? Vielleicht hilft allein das schon, dass ich endlich Ordnung in dieses Chaos
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