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0941 - Echsenauge

0941 - Echsenauge

Titel: 0941 - Echsenauge
Autoren: Jason Dark
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selbst erlebte in den nächsten Sekunden etwas, das über seinen Verstand ging. Die Hand und nicht nur sie begann sich zu verändern. Die Haut blieb nicht so samtig und straff. Sie bekam eine andere Farbe, wurde grau, dann grün.
    Ja, ein seltsames, ein dunkles, ein frisches und intensives Grün, das entweder an der Hand oder am Ellbogen anfing und sich nicht stoppen ließ, denn es wanderte weiter bis hin zu den Fingerspitzen und auch den Fingernägeln, die sich ebenfalls veränderten und zu gebogenen Krallen wurden.
    Kurt Latow wußte nicht, ob er träumte oder noch wach war. Was er da zu sehen bekam, durfte nicht wahr sein, da spielte ihm die Phantasie einen Strich, aber es stimmte schon.
    Er keuchte. Er wollte reden. Aber er wußte nicht, was er sagen sollte. So blieb ihm nichts anderes, als einfach nur zu schauen, zu starren, aber er schaffte es nicht, nachzudenken, denn diese Verwandlung war einfach zu unrealistisch.
    Noch starrte er nur auf den Handrücken, und er konnte die Haut jetzt deutlicher sehen. Nicht allein ihre Farbe war eine andere geworden, sie selbst hatte sich auch verändert. Die Glätte war weg, statt dessen hatte sich auf ihr ein Muster aus zahlreichen Schuppen gebildet, die wie winzige Dachpfannen teilweise übereinander lagen.
    Das war Irrsinn.
    Er hörte sich lachen, aber das Geräusch verstummte sofort, als die Frau die Hand bewegte.
    Sie drehte sich um.
    Er sah jetzt die Handfläche. Übergroß. Oder kam sie ihm nur so vor? Kurt wußte es nicht. Er war auf der einen Seite fasziniert und auf der anderen abgestoßen.
    Er brabbelte Worte vor sich hin, die er selbst nicht verstand. Aus seinem Mund drang ein kieksendes Lachen, als sich die Hand immer mehr der Scheibe näherte und ihm den Blick auf die übrige Frau nahm. Der große Rest ihres Körpers hatte sich nicht verändert, nur eben die Hand, alles andere war so perfekt geblieben.
    Auch weiterhin blieben die Finger gespreizt, und eine winzige Distanz mußte noch überwunden werden, dann preßte die Tänzerin ihre zur Klaue gewordene Hand gegen die Scheibe, wobei sie die Finger noch krümmte und mit den langen Nagelspitzen über das Material hinwegkratzte.
    Er konnte es nicht fassen. Kurt war völlig von der Rolle. Er schüttelte den Kopf. Er sprach mit sich selbst, aber er glotzte auf den schuppigen Handteller.
    In der Mitte zuckte er. Da bewegten sich die Schuppen. Zuerst glaubte der Glotzer, sich geirrt zu haben, aber das war nicht der Fall. Die Schuppen schoben sich zusammen, übereinander, aber sie glitten auch voneinander weg, so daß sich eine Öffnung auftat.
    Ein Loch in der Klaue.
    Nein, kein Loch.
    Es war mit etwas gefüllt, das aus irgendeiner Tiefe allmählich in die Höhe stieg. Kurt konnte es nicht erkennen. Es bewegte sich mit, es war starr, aber es machte ihm trotzdem Angst, denn es glotzte ihn an, als wollte es ihn hypnotisieren.
    Die Öffnung war nicht kreisrund, sondern bildete ein Oval, das von einer runden, dunklen Pupille fast vollständig ausgefüllt wurde.
    Pupille, das Oval, das starre Glotzen.
    Kurt Latow wußte plötzlich Bescheid. Aus der Echsenklaue starrte ihn ein Augen an.
    Dann fiel wieder die Klappe!
    ***
    Nichts war mehr wie bei seinen vorherigen Besuchen. Nur die Äußerlichkeiten waren gleich geblieben. Diese enge Kabine, die Klappe vor der Scheibe, der Geruch, seine Erregung, das alles kam ihm bekannt vor, aber in diesem Fall war es übersteigert. Er hatte etwas gesehen, das es nicht geben durfte. Eine schöne nackte Frau war dabeigewesen, sich zu verwandeln, und sie hatte ausgesehen wie…
    Kurt kam nicht mehr weiter. Seine Gedanken konnten nicht geordnet werden. So stierte er die Klappe an, erinnerte sich an gewisse Dinge, stellte sich einiges vor, aber er kam nicht mehr zurecht.
    Geträumt oder nicht?
    Er stand auf.
    Münzen befanden sich noch in seiner Tasche. Er mußte sie nur in den Schlitz werfen, dann war alles okay. Dann würde er feststellen können, ob er sich etwas eingebildet oder die Wahrheit erfahren hatte.
    Aber will ich das überhaupt? fragte er sich. Will ich mir dies noch einmal antun?
    Er war aufgestanden. Die kleine Kabine kam ihm plötzlich so eng vor wie ein Sarg. Noch immer drang Schweiß aus seiner Haut. Latow roch den eigenen Schweiß, starrte auf die Klappe und lauschte nach irgendwelchen Geräuschen.
    Da war nichts. Kein Kratzen dieser langen Krallennägel an der Scheibe. Die einzigen hörbaren Geräusche produzierte er selbst. Eben dieses harte Keuchen, das ihm vorkam, als
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