Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0941 - Das unheile London

0941 - Das unheile London

Titel: 0941 - Das unheile London
Autoren: Adrian Doyle
Vom Netzwerk:
Mann an, als wären nicht die Buchstaben, die zwischen ihnen flirrten, das Problem, sondern er .
    Es war das erste Mal, dass Sam auf diese Weise ihre Angst spürte - Angst vor ihm.
    »Beruhige dich Liebes. Es… ich weiß nicht, wie ich es sonst sagen soll. Es spricht zu mir. Sie tun es. Ich soll ihnen folgen. Aber sie… sie hängen da in der Luft und…«
    Er hatte noch nicht ausgesprochen, als der gesamte Schwarm sich in Bewegung setzte. Nicht so rasend und geschossartig wie die Einzelteile, sondern fast bedächtig. Gemächlich steuerte das Konglomerat aus Buchstaben auf die Tür zu.
    Sam trat zur Seite, kam sich vor wie ferngesteuert.
    Als der glühende Buchstabenschwarm das Türblatt durchdrang, als wäre es Luft, griff Sam beherzt nach dem Knauf, drehte ihn, öffnete und folgte dem absurden Lotsen durch ein fremd gewordenes Zuhause.
    ***
    Kaum war Sam durch die Tür getreten, krachte draußen ein Donnerschlag, der das Haus in seinen Grundfesten erschütterte.
    Maya wusste nicht, was sie tun sollte. Den Blitz, der dem Donner vorausgegangen sein musste, hatte sie gar nicht bemerkt. Zu fokussiert waren ihre Sinne auf das nächtliche Phänomen, das sie völlig in seinen Bann geschlagen hatte.
    Ich kann ihn nicht allein lassen. Ich kann nicht zulassen, dass er… Die Sorge um Sam brachte sie fast um. Nein, das war kein harmloser Streich von irgendjemandem. Was geschehen war, war gespenstisch - unheimlich - erschreckend.
    Bis zu dieser Stunde hatte es keine Anzeichen dafür gegeben, dass es in dem Haus, in dem schon Sams Eltern gelebt hatten - und gestorben waren -, spukte.
    Obwohl schon die Art und Weise, wie Emma und Angus Tyler zu Tode gekommen waren, die Gerüchteküche weit über die unmittelbare Nachbarschaft hinaus angeheizt hatte. Beide waren verbrannt in ihrem Bett aufgefunden worden. Es hatte keinen Hinweis auf Brandverstärker oder überhaupt einen Brandherd gegeben, der außerhalb ihrer Körper gelegen hatte. Die Leichen waren völlig verkohlt gewesen, so als wäre Benzin statt Blut durch ihre Adern geflossen und von einem Funken entzündet worden. Die immense Hitze von - wie ein Sachverständiger schätzte - fünfhundert Grad Celsius hatte die Körper verzehrt, erstaunlicherweise aber bis auf ein paar geschwärzte Abdrücke abseits davon keinerlei Schaden verursacht. Das Mobiliar war fast unangetastet. Doch es hatte umfassender Untersuchungen bedurft, um die Identität der Opfer überhaupt zweifelsfrei festzustellen. Letztlich aber hatten der Abgleich mit zahnärztlichen Unterlagen und gentechnische Untersuchungen ein hieb- und stichfestes Resultat erbracht - nämlich, dass es sich bei den Toten fraglos um Sams Eltern handelte.
    Sam, der zu dem Zeitpunkt in Übersee weilte, wo er gerade Maya kennen und lieben gelernt hatte, war eilends in seine englische Heimat zurückgekehrt und hatte sich nach der Beerdigung dort sesshaft gemacht. Zuvor war er fast ein Jahrzehnt rastlos durch die Welt gereist, der geborene Globetrotter… der die geborene Globetrotterin getroffen und geheiratet hatte.
    Hier in London hatte sich ihr Leben grundlegend geändert. Sam sprach oft davon, dass er sich seit dem Wiedereinzug in sein Elternhaus irgendwie angekommen, geerdet , fühlte. Und Maya erging es verblüffenderweise nicht anders. Wobei sie, wann immer sie über die Gründe ihres Gesinnungswandels nachdachte, nie zu einem Ergebnis gelangte - früher hatte sie geglaubt, niemals von der Welt, fremden Plätzen und Gebräuchen genug bekommen zu können. Doch jetzt?
    Allerdings vermutete sie, dass ihr Geborgenheitsgefühl - das in einem Haus, in dem zwei Menschen unter nie geklärten Umständen gestorben waren, eigentlich abwegig war - weniger an den Wänden lag, die sie umgaben, oder dem Dach, das ihr Schutz bot, als vielmehr an Sam. Ja, fraglos war er es, der sie dort verwurzelte, wo immer er war, wo immer er sich wohl und heimisch fühlte.
    Und jetzt irrte er allein durch das Haus.
    Im Schlepptau einer makabren Buchstabenwolke, die…
    Der schreckliche Verdacht trieb einen Eiszapfen durch Mayas Herz.
    ... die vielleicht schon verantwortlich für den Tod von Sams Eltern gewesen war?
    Maya konnte sich nicht länger bezähmen. »Warte!«, rief sie schrill. »Sam - warte! Ich komm mit!«
    Wo immer du auch hingehst.
    Seine Schritte draußen auf dem Gang waren noch nicht verklungen. Aber jetzt stockten sie kurz.
    Die Treppe , dachte Maya. Er steht vor der Treppe, die nach oben führt. Auf den Speicher.
    Dann war sie draußen. Sam
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher