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094 - Das Mädchen auf dem Teufelsacker

094 - Das Mädchen auf dem Teufelsacker

Titel: 094 - Das Mädchen auf dem Teufelsacker
Autoren: Dämonenkiller
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bereitete ihm Unbehagen.
    Flindt zog das Haumesser und legte es neben sich hin. Die Signalpistole nahm er schußbereit in die rechte Hand. So verweilte er in regloser Position, bis die Stimmen nah heran waren. Er konnte jetzt auch das Knirschen von Schuhwerk vernehmen. Zweifel kamen ihm. Die Stimmen zogen an der Ruine vorüber.
    Es waren Coco und Yoshi.
    Sie fuhren erstaunt herum, als sie ihn hinter sich bemerkten. Alle drei lachten, begrüßten sich, tauschten Berichte über das Erlebte aus.

    Nachdem sie Abi Flindt entschlüpft war, hatte Laeibe sich herumgeworfen und war davongelaufen, so schnell sie ihre Beine trugen. Kein einziges Mal hatte sie sich umgedreht. Sie war gerannt und gerannt. Der Boden war leicht angestiegen. Eine dünne, harschige Schneedecke hatte unter ihren Schuhen zu knirschen begonnen.
    Jetzt hockte sie erschöpft auf alten Mauersteinen. Sie waren die Reste einer ehemaligen Einfriedigung, die die verwunschene Ruhestätte umgeben hatte.
    Laeibe atmete die Nachtluft ein und dachte nach. Gewiß, sie hatte den Dänen nicht töten wollen. Aber es tat ihr auch nicht leid, daß er in den Abgrund gestürzt war und sich ihrer Meinung nach sämtliche Knochen im Leib gebrochen hatte.
    „Deine Schuld, Abi", versetzte sie im Flüsterton. „Ich will zu Ole. Du hast versucht, mich daran zu hindern. Jawohl, das hast du. Die Liebe ist stärker als alles andere."
    Sie kicherte, hob die Füße, drehte sich und placierte die Beine auf dem Grundstück des Friedhofes. Nachdem sie noch einmal tief durchgeatmet hatte, fühlte sie sich ausreichend gestärkt, erhob sich und ging mit erwartungsvoller Miene weiter.
    Sie hatte die unheimliche Nekropole anders in Erinnerung - flach, kaum erkennbar, mit einer flauschigen Schneeschicht überzogen. Jetzt hatte die Todeswolke Wärme gebracht und fast sämtlicher Schnee war geschmolzen, obwohl es hier nicht so schwül war wie in Tingvoll selbst. Wege, die nach einem einfachen Schachbrettsystem angelegt worden waren, zeichneten sich undeutlich vor ihr ab; dazwischen standen verwitterte Grabsteine, zerbrochene oder krumme Kreuze, die unscheinbare Erdbuckel zierten.
    Laeibe ging auf und ab, doch ihre Hoffnung, Ole zu finden, schrumpfte. Sie schien allein zu sein. Entmutigt seufzte sie, wandte sich um - und gab einen Ruf des Erstaunens von sich.
    Hinter einem düsteren Stein hatte sich etwas bewegt.
    „Ole", sagte sie. Dann noch einmal lauter: „Ole! Ich bin's, Laeibe! So komm doch! Du brauchst keine Angst zu haben. Es ist sonst niemand bei mir."
    Nichts ereignete sich, und so strebte sie auf den betreffenden Stein zu. Aus zwei oder drei Metern Distanz beobachtete sie ein aufgeregtes Zucken. Sie vernahm dünne, piepsende Geräusche, dann stieg flatternd ein ganzer Schwarm Fledermäuse auf.
    Laeibe schreckte zurück. Sie hatte diese Tiere bisher nur auf Bildern gesehen; daß es sie hier auf Mageröya gab, hatte sie überhaupt nicht gewußt.
    „Ole!" jammerte sie.
    Die Fledermäuse zogen nicht davon. Sie umschwirrten den ungeweihten Friedhof und machten einen aufgebrachten Eindruck. Laeibe duckte sich, als sie über sie hinwegzogen. Ängstlich verfolgte sie ihre Flugbahn.
    Schließlich aber sagte sie sich, daß die Tiere sie nicht angreifen würden, ging weiter und rief wieder mehrfach den Namen ihres Geliebten. Es erfolgte keine Erwiderung. Sie wollte schon allen Mut sinken lassen, als sie die Stimme hörte.
    „Laeibe?"
    Sie erschauerte, lachte dann, und ihre Augen füllten sich mit Tränen.
    „Ole, Ole, ich habe deine Stimme erkannt! Wo bist du?"
    „Hier!"
    Sie suchte überall, hinter Grabsteinen und flachen Erdbuckeln, doch nirgends stand, saß oder lag der junge Mann, nirgends entdeckte sie auch nur eine Spur von ihm.
    Laeibe lief hin und her und gab verzweifelte schluchzende Laute von sich.
    „Ole, warum zeigst du dich nicht? So hab doch keine Furcht!"
    Es blieb still.
    Laeibe blieb stehen. Zunächst wollte sie ganz resignieren und sich auf den Rückweg in das Städtchen machen, doch dann kam ihr eine Idee.
    „Ole", sagte sie wie zu sich selbst. „Jetzt verstehe ich endlich. Warum hast du denn nichts gesagt? Du willst mich sehen, aber - aber anders."
    Sie setzte sich auf einen kaum noch als solchen zu erkennenden Grabhügel. Mit raschen Bewegungen öffnete sie den Reißverschluß ihres Rockes. Sie konnte nur die rechte Hand benutzen, die andere war nach wie vor auf ihrem Rücken gefesselt. Trotzdem gelang es ihr, den Rock in allerkürzester Zeit abzustreifen. Hastig
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