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0939 - Das Gesetz der Dynastie

0939 - Das Gesetz der Dynastie

Titel: 0939 - Das Gesetz der Dynastie
Autoren: Volker Krämer
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brauchen konnte. Und sie brauchte viel! Die Ureinwohner wurden als Arbeitssklaven gehalten, beaufsichtigt von den Men in Black , die wiederum eigenständig agierten. Alles wie immer also.
    Doch Aidan Jarnos Neugier war geweckt, als er die beiden Rassen, die auf Argali lebten, für sich betrachtete. Er musste tief in die Geschichte dieser Welt eintauchen, um zu verstehen, was hier vor Urzeiten geschehen war.
    Einst hatte es hier nur ein einziges Volk gegeben - Humanoide von graziler Statur, feingeistig und der Natur verbunden. So las sich das in den Geschichtsdateien, auf die der Alpha Zugriff erhielt. Er nahm diese Information zunächst einmal so hin. Was dann allerdings verzeichnet war, erwies sich als schwer verdauliche Kost, doch Jarno hatte von solchen Fällen gehört. Sie ereigneten sich nicht häufig, aber undenkbar waren sie sicher nicht: Irgendwann hatte die Evolution auf Argali wohl beschlossen, dass sie sich langweilte - also schlug sie zu. Aus einer Rasse entwickelten sich im Lauf von Jahrtausenden zwei, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Der eine Teil veränderte sich nicht, der andere jedoch ging durch eine drastische Mutation. Zunächst waren es nur wenige, die - wie hätte es auch anders sein sollen - von den anderen isoliert gehalten wurden.
    Sie wurden von Generation zu Generation größer, maßen schließlich gute zweieinhalb Meter; ihre Körperbehaarung wich einem kurzen Fell, das den gesamten Körper bedeckte. Die Arme und Beine schienen im Vergleich zu den restlichen Proportionen viel zu lang auszufallen, der Oberkörper hingegen zu kurz. Schultern, Brust und Hüften waren extrem breit und der Kopf, der auf einem kurzen Hals saß, konnte nur als unförmig beschrieben werden. Die Gesichter ähnelten einer breiigen Masse, in der die Details kaum wahrzunehmen waren. Winzige Augen, Nase und Ohren, die nur in Fragmenten erkennbar waren, und der Mund, der - wenn geöffnet - einem finsteren Loch glich, in das niemand hätte hineinfallen mögen.
    Man konnte es drehen und wenden, wie man wollte - sie waren unansehnlich, ja: hässlich. Ihre Körperkräfte waren natürlich enorm, gleichzeitig verfügten sie jedoch über eine Feinmotorik, die man ihrer Physis niemals zugetraut hätte.
    Wenn die Geschichtsschreibung die Wahrheit berichtete, dann bildete sich zwischen den beiden Arten der Argalianer eine tiefe Kluft. Der mutierte Teil von ihnen zog sich in die nördlichen Gefilde des Planeten zurück; über Jahrhunderte gab es kaum noch Berührungspunkte zwischen den einstigen Brüdern und Schwestern des einen Volkes.
    Doch da war immer die Sehnsucht nach einem gemeinsamen Leben. Es dauerte erneute Jahrhunderte, doch an deren Ende lebten beide Arten wieder gemeinsam - zunächst in kleinen Ansiedlungen, Dörfern, später dann in großen Städten. Sie hatten sich arrangiert, waren wieder zu einem Volk geworden.
    Eine erstaunliche Entwicklung, wie Aidan Jarno fand, die es bei den meisten Wesen so sicher nie gegeben hätte. Doch das war noch nicht alles. Die Kinder beider Arten fühlten sich häufig extrem zueinander hingezogen. Das ging weit über normale Freundschaften hinaus und währte ein Leben lang. Auch wenn sie sich dann später Partner aus ihrer Art wählten, eigene Kinder bekamen, so trennte sich so ein Paar niemals ganz - auch räumlich nicht, denn es schien, als wären sie aufeinander angewiesen. Ganz wie es oft bei Zwillingen der Fall war. Das Wort für Zwilling war in der Sprache der Argalianer für einen Ewigen kaum aussprechbar, doch in seiner Klangfärbung ähnelte es dem Begriff Gemini , den die Invasoren dann so übernahmen.
    Aidan Jarno fuhr sich mit beiden Händen durch das Gesicht. Die Schwäche wollte sich nicht vollkommen aus seinem Körper verabschieden. Seine Schulter schmerzte, er fühlte sich müde und alt. Noch immer hatte Nalan sich nicht von der Stelle gerührt. Der Alpha blickte zu dem Argalianer hoch, der wie ein Turm aus Fleisch und Blut im Raum stand.
    »Wo ist dein Gemini?«
    Der unförmige Kopf Nalans hob sich leicht. »Sie schläft. Soll ich sie für dich wecken?«
    Aidan Jarno schüttelte den Kopf. »Nein, nein - lass sie schlafen. Am besten wird es wohl sein, wenn ich mich auch ein wenig ausruhe. Um meine Schulter kann ich mich auch später noch kümmern.« Der Alpha schwang müde seine Beine wieder auf die gepolsterte Liege. Auf der Brücke würde er wohl die kommenden Stunden nicht gebraucht werden. Wozu auch? Um die nächste Runde um den Kristallplaneten zu
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