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0938 - Rabenherz

0938 - Rabenherz

Titel: 0938 - Rabenherz
Autoren: Oliver Fröhlich
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Sicherung eingebaut. Das Amulett stoppt seine Funktion, wenn meine Kräfte aufgebraucht sind.«
    »Was für ein Trost!«
    »Ein paar Tests habe ich schon durchgeführt. In voll ausgeruhtem Zustand bricht die Zeitschau nach ungefähr acht Stunden ab. Das Rufen kostet fast keine Kraft, es sei denn, das Amulett ist weit entfernt. Außerdem dauert es dann auch einen Moment, bis es erscheint. Das Senden habe ich noch nicht ausprobiert. Ich wollte nicht, dass Nicole das plötzliche Auftauchen der Scheibe als unbeholfenen Versuch ansieht, Kontakt mit ihr aufzunehmen. Auch an ein Weltentor habe ich mich noch nicht gewagt. Ich fürchte, das ist schrecklich anstrengend.«
    Dylan deutete auf das Pentagramm, das Zamorra mit magischer Kreide auf den Boden gezeichnet hatte. »Und jetzt hast du also genug von Trockenübungen und willst Merlins Stern im Echtfall testen.«
    »So ist es. Ich werde einen niederen Dämon herbeirufen. Die Zeichnung verhindert, dass er entkommt. An ihm werde ich einige weitere Anwendungen ausprobieren.«
    Zumindest die, die ich kenne.
    Asmodis hatte angedeutet, dass das Amulett über erheblich mehr Funktionen verfügte, doch ob er die jemals herausfand, stand auf einem anderen Blatt.
    »Das geht so einfach?«, fragte Dylan. »Kann ein Dämon die M-Abwehr durchstoßen, wenn du ihn rufst? Und falls ja, würde er nicht sofort sterben?«
    »Ich habe eines der Zeichen weggewischt! Die Schutzkuppel existiert im Augenblick nicht. Deshalb führe ich die Tests auch am helllichten Tag aus. Da geben die Bösewichte eher Ruhe.« Dennoch erfüllte ihn ein ungutes Kribbeln bei dem Gedanken. Er wollte Rhett keinesfalls länger als nötig der Gefahr aussetzen, die eine deaktivierte M-Abwehr mit sich brachte. Andererseits wusste die Dämonenschar nicht, dass sie zeitweise nicht funktionierte, sollte deshalb also auch nicht ausgerechnet jetzt einen Angriff starten.
    Wenn ich von einer Steckdose weiß, dass sie Strom führt, würde ich auch nicht immer mit dem Finger darin herumbohren, um zu testen, ob sie vielleicht gerade mal abgeschaltet ist.
    Dylan grinste breit. »Na dann los!«
    »Halt den E-Blaster bereit, falls etwas schiefgeht.«
    Der neue Unsterbliche klopfte auf die Waffe der EWIGEN, die an einer Metallplatte an seinem Gürtel hing und das Grinsen verbreiterte sich noch mehr. Er deutete auf die Porzellanschüsselchen, die auf den Spitzen des Pentagramms standen. »Was ist da drin?«
    »Eine Mischung aus diversen Kräutern, Hühnereiern, Mäuseblut und Spiritus.«
    »Wie langweilig! Ich dachte immer, bei Beschwörungen benutzt man exotischere Zutaten. Getrocknete Quaddeln des Fünfzahnmolchs oder geraspelten Fußnagel der Panzerhornschnecke.«
    »Schrexe«, korrigierte Zamorra.
    »Von mir aus.«
    Der Professor schmunzelte. »Was für eine Fantasie. Du liest ganz eindeutig zu viel Gruselzeug. Und jetzt lass uns anfangen.« Er umschritt die Zeichnung und zündete dabei den Inhalt der Schüsseln an. Ein widerlicher Gestank stieg auf.
    Mit fester Stimme rezitierte er den Beschwörungsspruch. Das war der schwierigste Teil. Eine nicht völlig korrekt betonte Silbe, ein Stocken im falschen Moment oder ein Räuspern, das sich in den Spruch einbettete, konnten zu überraschenden, gar katastrophalen Folgen führen. Aber Zamorra hatte den Rufzauber sorgfältig studiert und mehrfach geübt.
    Die Luft im Pentagramm flimmerte und verdichtete sich zu einem skurrilen Wesen - einer dicken, aufrecht stehenden Raupe, deren Borsten aufgeregt zuckten. In regelmäßigen Abständen durchliefen Schauder die Kreatur von oben nach unten und wieder hinauf. Dabei schüttelte sie sich und die Härchen sonderten rötliche Schleimtropfen ab. Wie bei einem Hund, der sich nach dem Bad das Wasser aus dem Fell schleuderte. An den Grenzen des Pentagramms prallten sie gegen einen unsichtbaren Widerstand und fielen herab. Kaum berührte der Schleim den Boden, kroch er zu dem Wesen zurück und vereinigte sich mit ihm.
    »Boah, was ist das denn für ein Glibberwatz?«, entfuhr es Dylan.
    Zamorra hatte lange einschlägige Werke seiner Bibliothek studiert, um einen Dämon zu finden, der einerseits attackieren konnte, andererseits aber nicht so gefährlich war, dass die Attacken lebensbedrohliche Ausmaße annahmen, wenn etwas nicht nach Plan lief. Dabei war er auf diese seltene Gattung gestoßen, die nicht einmal einen Eigennamen besaß. Dass sich Glibberwatz als Begriff durchsetzen würde, wagte er jedoch zu bezweifeln.
    Außerdem hatte in seinen Büchern
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