Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0938 - Rabenherz

0938 - Rabenherz

Titel: 0938 - Rabenherz
Autoren: Oliver Fröhlich
Vom Netzwerk:
dich«, krächzte er.
    »Wer hätte das gedacht«, feixte Krychnak mit schwacher Stimme.
    Und jagte den nächsten Feuerstrahl auf Zamorra.
    Sofort flammte der Schutzschild auf. Doch diesmal waberte er nicht grünlich, sondern flackerte schmutzig grau. Die letzten Reserven. Das Ende. Ohne Zweifel.
    Wie aus dem Nichts tauchte da plötzlich Nicole in Fleisch und Blut neben ihm auf, warf sich auf ihn und klammerte sich fest.
    »Das… ist gerade… kein guter… Zeitpunkt… Chérie«, keuchte er.
    »Ruhig, Zamorra«, antwortete sie. »Du schaffst das.«
    Nicoles Gesicht verschwamm und verwandelte sich in das von Kathryne. Seine Sicht klarte auf.
    Der Schutzschild hatte sich etwas erweitert, um auch Kathryne mit zu umfassen. Da sie sich aber fest an den Professor klammerte, machte das nicht allzu viel aus. Dafür zehrte das Amulett nun auch von ihren Kräften. Wenn man so wollte, fungierte sie als eine Art Ersatzbatterie.
    Einige Augenblicke vergingen, bis sich Zamorra der veränderten Situation bewusst wurde. Doch dann kam ihm eine gewagte Idee.
    Angriff , befahl er der Silberscheibe.
    Vielleicht reichte Kathrynes Kraft für eine entscheidende Attacke aus!
    Das Amulett reagierte nicht. Vermutlich akzeptierte es Kathrynes Energie nur für den Schutzschirm, weil er die einzige selbsttätige Funktion war. Den Angriff hingegen musste er gesondert aktivieren und deshalb zog Merlins Stern die Kraft dafür nur aus ihm. Und er besaß nicht mehr genug.
    Vielleicht hatte es auch einen anderen Grund.
    Bevor er noch länger darüber philosophieren konnte, sah er aus dem Augenwinkel eine Bewegung.
    William! An der Schlossummauerung.
    Verdammt, was machte der denn da?
    Zamorra wollte ihm eine Warnung zurufen, doch der Butler achtete gar nicht auf ihn. Seine volle Aufmerksamkeit galt der Schlossmauer, auf die er mit Kreide ein Symbol zeichnete.
    Er repariert die M-Abwehr!
    Kaum war der Gedanke verhallt, ereigneten sich drei Dinge gleichzeitig: Rhett und Dylan kamen aus dem Château gerannt, der Weißfeuerstrahl erlosch - und dort, wo gerade noch Krychnak gestanden hatte, puffte eine riesige gelbe, nach Schwefel stinkende Wolke auf. Ein mörderischer Schrei - ein Todesschrei! - hallte daraus hervor, ging in ein Gurgeln über und verklang.
    Als sich die Schwaden halbwegs verzogen hatten, rappelte Zamorra sich mühsam auf und blieb auf zittrigen Beinen stehen wie ein neugeborenes Fohlen.
    Er ging zwei wacklige Schritte dorthin, wo sich gerade noch Krychnak befunden hatte.
    Ein öliger Fleck auf dem Boden war die einzige Erinnerung, die von dem Dämon mit der gespaltenen Lippe geblieben war.
    Dylan wedelte mit der Hand vor der Nase. »Bäh! Sagt mal, benutzt der Kerl das Aftershave von Asmodis?«
    Mehr als ein schwaches Grinsen erntete er dafür von keinem.
    ***
    Zwei Stunden später.
    Sie alle saßen im Kaminzimmer und feierten ihren Erfolg. Selbst William, der mit seiner Aktivierung der M-Abwehr für den großen Sieg verantwortlich war, hatte sich zu einem Schluck Whisky überreden lassen.
    Und doch mischte sich Bitterkeit in den süßen Geschmack des Triumphs.
    Fooly war verschwunden. Sie hatten seine Haut an Matlock McCain verloren, der sich als der Quellengänger Atrigor herausgestellt hatte. Außerdem hatte Dunja sie verlassen. Als Rhett in Foolys Zimmer kam, war sie bereits weg gewesen. Nur einen Zettel auf dem Tisch hatte sie zurückgelassen:
    Die Hülle ist doch in die falschen Hände geraten. Ich hoffe, dass zum ersten Mal in meinem Leben der Zukunftsblick getrogen hat. Denn auch wenn ich den Dieb kenne - und noch immer nicht fassen kann, dass er an der Quelle nicht gestorben ist -, weiß ich nicht, wie mir die Drachenhaut gefährlich werden kann. Doch mit diesem Problem muss ich alleine fertig werden, so wie ich es seit Jahrtausenden geschafft habe. Lebt wohl. Dunja.
    Zamorra war wieder halbwegs bei Kräften, aber er brauchte sicher neun, zehn Stunden Schlaf, um vollständig aufzutanken.
    Dylan nahm einen kräftigen Schluck Rotwein und zeigte auf das Amulett, das vor der Brust des Professors baumelte. »Du hast mir so viel von dem Wunderding erzählt, dass ich jetzt fast ein bisschen enttäuscht davon bin. Das ist echt nicht das Gelbe vom Ei.«
    »Das sehe ich anders! Ich bin sehr erleichtert, es zurückbekommen zu haben. Wenn mir dieser Tag eines gezeigt hat, dann dies: Ich muss lernen, mir meine Kräfte besser einzuteilen. Keine unnötigen Aktionen mit dem Amulett wie bei diesem… diesem…«
    »Glibberwatz«, half Dylan
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher