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0938 - Rabenherz

0938 - Rabenherz

Titel: 0938 - Rabenherz
Autoren: Oliver Fröhlich
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aus bis in die letzte Pore.
    Er musste weg hier! Wenn er nicht verschwand, war es um ihn geschehen.
    Doch er scheiterte. Weder konnte er weglaufen, noch gelang es ihm, aus dem Gefahrenbereich zu springen . Nicht einmal die sonst so einfache Verwandlung in eine Fledermaus vermochte er zu vollbringen.
    Mit panischem Blick beobachtete er den Erbfolger . Der stemmte sich vom Boden hoch. Ein schmutziges Lächeln lag auf seinem Gesicht.
    Noch existierten Reste der Llewellyn-Magie in McCain. Sie ließen ihn erkennen, dass Rhett die zurückgewonnene Kraft ballte und sich bereit machte, einen vernichtenden Schlag gegen den Vampir zu führen.
    Und der Fahle hatte dem nichts entgegenzusetzen.
    Er schloss die Augen und erwartete den alles auslöschenden Hieb. Da brachen der Energieabfluss und die magische Fesselung plötzlich ab. Warum auch immer, er war wieder Herr über seine Magie. Auch wenn er nicht wusste, was geschehen war, erfasste er die Situation sofort.(Wer es genauer wissen will, findet alle nötigen Informationen in PZ 934: »Der Schlüssel zur Quelle«.) Instinktiv sprang er weg. Blind, ohne konkretes Ziel. Nur weg hier!
    Fast glaubte er noch die Hitze des Erbfolgerangriffs zu spüren, dann löste sich der Llewellyn-Friedhof um ihn herum auf und machte einem dichten Wald Platz.
    Tief atmete er durch. Eine allzu menschliche Geste aus seiner Vergangenheit, obwohl er den Sauerstoff nicht zum Leben benötigte.
    Jede Faser seines Körpers schien in Flammen zu stehen. Aber das war egal. Es zählte nur, dass er entkommen war.
    ***
    Gegenwart
    Professor Zamorra schaute auf die Silberscheibe. Das Kettchen, an dem sie hing, hatte er sich um den Finger geschlungen.
    Merlins Stern. Endlich hatte Asmodis ihm seine stärkste Waffe zurückgegeben. Aber war das Amulett überhaupt noch stark? In dieser Hinsicht hatte der ehemalige Fürst der Finsternis ihm einige Erklärungen mit auf den Weg gegeben - verbunden mit dem Ratschlag, das magische Kleinod ausgiebig zu testen. Denn so, wie es einmal funktioniert hatte, würde es nie wieder wirken. Diesbezüglich hatte der Ex-Teufel sich unmissverständlich ausgedrückt.
    »Willst du es nur anstarren oder irgendwann auch mal ausprobieren?«, fragte Dylan McMour.
    Seit der Erbfolger dem quirligen Schotten mit dem jungenhaften Charme den Weg zur Quelle des Lebens gewiesen hatte, durfte auch er sich zu den relativ Unsterblichen zählen. Vorbei waren die Tage des Alterns. Nur noch durch Gewalteinwirkung konnte er sterben.
    Gemeinsam standen sie in Zamorras Zauberzimmer, um das Amulett einer weiteren Testreihe zu unterziehen. Die vorherigen, zum Teil sehr kräftezehrenden Versuche hatte der Professor alleine durchgeführt, doch bei dem jetzt anstehenden Experiment wusste er lieber eine Absicherung an seiner Seite. Und die hieß zu seinem Bedauern Dylan.
    Nicht, dass er den neuen Unsterblichen nicht mochte. Ganz im Gegenteil. Aber Nicole Duval hätte er doch erheblich bevorzugt. Leider war sie noch immer nicht zu ihm zurückgekehrt.
    »Langsam, junger Padawan«, sagte Zamorra mit aufgesetzter Heiterkeit. »Wir wollen einen Dämon beschwören, da ist Vorsicht vonnöten.«
    »Verstehe, Meister Yoda«, ging Dylan auf Zamorras Star-Wars-Anspielung ein. Auch er sah die pendelnde Silberscheibe an. »Halt mich nicht für begriffsstutzig, aber schließlich bin ich erst seit Kurzem im Geschäft mit magischen Waffen. Was war noch mal das Problem mit dem Amulett?«
    »Vor langer Zeit hat Merlin es aus einer entarteten Sonne erschaffen und deren Gewalten darin gespeichert. Um diese gigantischen Energien aus einem tobenden Chaos in die gewünschten Bahnen zu lenken, hat er einen winzigen Teil seiner Mentalsubstanz als ordnende Macht in der Silberscheibe verankert. Dieser Bewusstseinssplitter kanalisierte die Kräfte und wandelte sie in Magie um. Allerdings war auch hierfür Energie nötig. Vielleicht kannst du es mit dem Betriebssystem eines Computers vergleichen, das als ein Steuerungselement über allem steht.«
    »Merlinux, wie?«
    Zamorra musste grinsen. Ein solch schräger Kalauer hätte auch ihm einfallen können.
    »Und woher bezog dieses Betriebssystem seine Energie?«, fragte Dylan.
    »Wenn ich Asmodis richtig verstanden habe, kam sie aus dem Bewusstseinssplitter selbst. Immer, wenn die Kraft von Merlins Mentalsubstanz erschöpft war, zapfte das Amulett die seines Trägers an. Deshalb hätte mich beispielsweise eine zu lange Zeitschau umgebracht, weil sie mich ausgezehrt hätte.«
    Dylan nickte.
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