Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0938 - Rabenherz

0938 - Rabenherz

Titel: 0938 - Rabenherz
Autoren: Oliver Fröhlich
Vom Netzwerk:
weiteren Sprung dürfte die Kraft gefehlt haben.
    Noch immer traktierten ihn Milliarden von Nadeln. Es fühlte sich an, als zöge man ihm mit glühenden Zangen die Haut vom Leib.
    Der Wald lichtete sich. McCains Blick fiel auf die tief stehende Sonne - und brachte eine erschreckende Erkenntnis. Erst seit er dem Erbfolger die Llewellyn-Magie hatte rauben können, fügte ihm Sonnenlicht keinen Schaden mehr zu. Doch nun hatte er diese Magie wieder verloren. Die Tatsache, dass er nicht zu einem Häufchen Asche verbrannte, sondern nur mörderische Schmerzen durchlebte, zeigte ihm, dass ihm noch genügend Llewellyn-Magie geblieben war, um ihn davor zu schützen. Hieß das, dass er auch noch die magischen Schirme um das Schloss des Erbfolgers und das von diesem Zamorra durchschreiten konnte? Er würde es herausfinden, doch im Augenblick gab es Wichtigeres zu tun.
    Vor allem sollte er sich in Zukunft wieder vor dem Tag verstecken, wenn er unnötige Qualen vermeiden wollte.
    Nach einigen Minuten erreichte er die Baumgrenze und trat aus dem Wald. Vor ihm erstreckte sich eine weite saftige Wiese, mit vereinzelten Bäumen und blühenden Sträuchern. In gut fünfzig Metern Entfernung plätscherte ein Bach.
    Menschen hätten diese Landschaft als idyllisch empfunden. Nun zweifelte er doch an, dass er sich noch in den rauen schottischen Highlands befand.
    Zu seiner Linken entdeckte er einen Hochstand. Konnte er dort vielleicht Unterschlupf bis zum Sonnenuntergang finden? Oder sollte er die Schmerzen ertragen und sich endlich auf die Suche nach Blut machen? Er entschied sich für Letzteres.
    Das Brennen auf der Haut war zwar qualvoll, aber es würde ihn nicht umbringen, sonst hätte es das schon getan. Das Blut war wichtiger! Er musste zu Kräften kommen.
    Er stapfte den Waldrand entlang, hielt sich im Schatten, so gut es ging. Der verschaffte ihm wenigstens ein bisschen Linderung.
    Einen Fuß vor den anderen. Immer wieder. Bereits nach wenigen Minuten verlor er jegliches Zeitgefühl. Er marschierte einfach nur noch geradeaus.
    Da sah er in einiger Entfernung vom Waldrand einen kleinen Teich, an dessen Ufer eine Holzhütte stand. Und davor parkte ein Ford-Geländewagen!
    Unterschlupf und Blut! Besser konnte er es nicht treffen.
    Schnurstracks wanderte er darauf zu. Als er sich auf etwa zweihundert Meter genähert hatte, sprang hinter einer Scheibe des Fords ein Fellknäuel hoch und begann wie wild zu kläffen. Ein Schäferhund!
    Keine fünf Sekunden später öffnete sich die Tür zu der Hütte und ein kleiner dicker, nein, fetter Mann mit kniehohen Gummistiefeln trat hervor. Sein Bauch spannte das grüne Hemd bedrohlich an.
    Sehr gut! Ein leichtes Opfer!
    »Was wollen Sie hier?«, fragte der Dicke in einer Sprache, die McCain nicht einordnen konnte und die er nur aufgrund seiner magischen Begabung verstand. Seine Stimme klang hoch und aufgeregt.
    McCain ersparte sich eine Antwort und schritt weiter auf die Hütte zu. Sein fahles Gesicht, die tiefen Augenringe und eingefallen Wangen und sein schwarzes, strähniges Haar machten auf den Fettwanst sicherlich keinen allzu beruhigenden Eindruck.
    »Sie sind einer von den Typen, die meinen Karpfenteich abfischen, stimmt's? Aber das können Sie vergessen!« Der Dicke ging zu seinem Wagen. Die Gummistiefel verwandelten seinen Gang in ein unbeholfenes Watscheln.
    Seine Wurstfinger glitten in die Hosentasche. Kurz darauf gab das Auto ein Klacken von sich und die Blinker leuchteten kurz auf.
    »Letzte Chance, Meister! Sagen Sie mir, was Sie wollen oder hauen Sie ab!«
    McCain tat weder das eine noch das andere. Er kam genau noch drei Schritte weit, dann riss der Dicke die Tür des Wagens auf. »Fass, Brutus!«
    Brutus gehorchte. Er sprang heraus und erreichte mit zwei, drei Sätzen den Druidenvampir.
    McCain strauchelte unter der Gewalt des aufprallenden Hundes. Natürlich konnte ihm das Tier nicht gefährlich werden, aber er hatte dessen Wucht unterschätzt - oder seine eigene Stärke überschätzt.
    Der Vampir ging zu Boden. Brutus stemmte ihm die Vorderpfoten auf die Brust und bellte, knurrte und geiferte ohne Unterlass.
    Aus den Augenwinkeln sah McCain, wie der Dicke ein Handy aus der Tasche fummelte und begann, eine Nummer zu tippen.
    »Genug gespielt, Bello!«, knurrte McCain zurück. Er packte Brutus am Kopf, ignorierte die schnappenden Zähne, die sich ihm ihn Hände und Unterarme gruben, und brach dem Köter mit einer schnellen Drehung das Genick.
    Für einen Augenblick verharrte der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher