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0935 - Tochter der Dunkelheit

0935 - Tochter der Dunkelheit

Titel: 0935 - Tochter der Dunkelheit
Autoren: M.H. Rückert
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blitzte es hell vor Carries leeren Augenhöhlen auf, doch sie war so in Rage, dass sie es nur nebenbei wahrnahm. Der Zorn auf Vassago und die Frage, wo sich ihrer beider Tochter befand, überdeckte alles andere.
    »Kassandra ist weg und du bist daran schuld!«, fauchte sie ihn an.
    ***
    Zwei Männer äußerlich unterschiedlichen Alters besahen sich den Mini-Schlosspark von Château Montagne.
    Obgleich Hanglage, gab es eine das Château und den dahinter liegenden Garten umgebende Wehrmauer mit Zugbrücke und an der Frontseite einem Schlossgraben, der heutzutage natürlich leer war. Der eine Mann sah wie ein athletischer Enddreißiger mit dunkelblonden Haaren aus, er maß einssiebenundachtzig in der Höhe, war breitschultrig und schlank in den Hüften. Man sah ihm an, dass er durchtrainiert war.
    Der andere Mann war ein mageres, kleines Männchen mit Brille, fast zwei Köpfe kleiner als sein Begleiter. Die wenigen grauen Haare hatte er zurückgekämmt. Die Bewegungen waren seinem Alter entsprechend vorsichtig. Man sah ihm an, dass er die siebzig überschritten hatte.
    Und doch stammten beide aus der gleichen Generation. Der Unterschied war der, dass Professor Zamorra vom Wasser der Quelle des Lebens getrunken hatte - im Gegensatz zu Professor Kapnin.
    »Ich erinnere mich noch gut an Gospodin Fleming und Gospoda Duvalinskaja. Wie lange ist das jetzt her, Professor? Und was machen die beiden heute? Falls sie noch leben…« Den letzten Satz fügte Nikolaj Kapnin nach einer kurzen Pause hinzu.
    Professor Kapnin war ein Wissenschaftler; äußerlich eher unbedeutend, hatte er einen scharfen Intellekt. Vor 30 Jahren hatte er im Obersten Sowjet gesessen, dem höchsten Organ der Verwaltung und Gesetzgebung der damaligen UdSSR.
    Er war fünf Jahre älter als Zamorra und kannte und schätzte ihn von seiner Studienzeit an der Sorbonne in Paris her. Neben seinen vielen anderen Interessen nahm Nikolaj Kapnin auch an der Parapsychologie regen Anteil.
    Er hatte Zamorra vor über 30 Jahren eingeladen, ihn einmal zu besuchen, um Fachgespräche zu führen. Damals war der Satansdiener Stenka Badzak nach seinem Tod als höllischer Komet zurückgekehrt. Bill Fleming, Nicole Duval und Zamorra hatten damals geholfen, Badzak zu vernichten.
    Kapnin hatte sich zufällig aufgrund einer Vortragsreise in der Nähe befunden und spontan beschlossen, Zamorra auf dessen Besitz Château Montagne zu besuchen. Der Parapsychologe, der gerade auf dem Rückweg vom kleinen 300-Seelen-Dorf unterhalb des Châteaus war, hatte nicht schlecht gestaunt, als er am späten Nachmittag Kapnin vor der Einfahrt zum Schlossgraben begegnet war. Der alte Gelehrte hatte seinen Kollegen sofort in Beschlag genommen, während sein Fahrer bei Madame Ciaire in der Küche verköstigt wurde.
    Zamorra verzog die Mundwinkel, als er an seine damaligen Gefährten dachte. Bill Fleming, der beste Freund, den er jemals hatte, war Ende 1987 gestorben, und Nicole Duval, seine langjährige Gefährtin hatte ihn vor einem halben Jahr verlassen. Einfach so… so war es Zamorra damals vorgekommen.
    Natürlich nicht einfach so, es war ein schleichender Prozess gewesen, der sich eigentlich schon seit dem Buch mit den 13 Siegeln hingezogen hatte und seit dem Tod von Zamorras Mentor Merlin eskalierte. Und seitdem Merlins Stern , Zamorras Amulett, nicht mehr richtig funktionierte und er es zur Neujustierung bei Asmodis abgegeben hatte, war auch ihre langjährige Beziehung zerbrochen. Und obwohl er die letzten Monate gut ohne das Amulett zurechtgekommen war, vermisste er es.
    Nicole Duval vermisste er jedoch weitaus mehr. Und gerade in den letzten Monaten hätte er ihren Beistand dringend gebraucht. Die Kämpfe gegen Nazarena Nerukkar, die Erhabene der Dynastie der Ewigen und den Dämon Krychnak hatten Zamorra eine Menge Kraft gekostet.
    »Über 30 Jahre, Professor Kapnin«, antwortete Zamorra langsam. »Gospodin Bill Fleming weilt nicht mehr unter den Lebenden und Gospoda Duvalinskaja lebt vermutlich auf der anderen Seite der Welt.«
    Hoffentlich irgendwo auf der Erde , fügte er in Gedanken hinzu. Bloß hatte er keine Ahnung, wo sich seine ehemalige Gefährtin aufhielt. Er wusste nicht, dass er mit der Vermutung »andere Seite der Welt« richtig lag. Nicole Duval befand sich zurzeit tatsächlich im Auftrag der deBlaussec-Stiftung in Japan. Es gab mittlerweile Tage, an denen es ihm nicht viel ausmachte, allein zu sein. Aber das war ein halbes Jahr nach der Trennung wohl normal. Zamorra schaffte es
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