0932 - Statue der Macht
Aufgabe ist, jenes Gelände auszukundschaften, von dem die Hyperimpulse mit besonderer Intensität ausgehen. Es liegt wenige Kilometer jenseits des Terminators auf der Taghälfte von Prisor. Wir werden in ein paar Minuten dort landen."
*
Die TRANS-X landete wenige Kilometer von der Tag-Nacht-Grenze entfernt, die infolge der vergleichsweise dichten Atmosphäre nicht als eine scharf gezeichnete Linie; sondern mehr als diffuse Zone von etwa dreihundert Metern Breite ausgebildet war. Payne Hamiller verließ unmittelbar nach der Landung den Kommandostand und begab sich zu dem etliche Decks höher gelegenen Observatorium. Die günstige Position der Anlage gewährte ihm einen weiten Ausblick. Mit Hilfe eines 14-Zoll-Teleskop begann er, das Gelände in der Nähe des Terminators zu studieren.
Sondermessungen hatten ergeben, daß in jener Gegend das Land höchst ungleichmäßig gegliedert war.
Schroffe Bergketten wechselten mit flachem, mitunter spiegelglattem Gelände. Payne Hamiller war der Ansicht, daß es sich bei den besonders glatten Details womöglich um Seen handeln könne, und schon beim ersten Blick durch das leistungsstarke Instrument fand er seinen Verdacht bestätigt.
Zwischen zwei zerrissenen Felsformationen hindurch erblickte er ein Stück Land, über das der Sturm dünne Rauchfahnen dahintrieb. Die Fahnen entpuppten sich als Dampf, und ihr Ursprungsort war eine spiegelglatte Fläche, die in der Sonne nahezu unerträglich stark glänzte und die nichts anderes als eine Flüssigkeit sein konnte.
An einen See im irdischen Sinn war hier freilich nicht zu denken. Bei den höllischen Temperaturen und dem geringen Luftdruck wäre selbst eine ozeangroße Wassermenge längst verdampft. Der See mußte mit geschmolzenem Metall gefüllt sein, Blei zum Beispiel. Das erklärte auch, warum der Orkan keine Wellen erzeugte.
Hamiller fuhr fort zu suchen und entdeckte im Verlauf der nächsten halben Stunde noch weitere vier Seen, alle mit denselben Charakteristiken wie der erste. Er fertigte eine Reihe von Aufnahmen an, die er später dem Bordrechner vorlegen würde, so daß dieser unter Berücksichtigung des Aufnahmewinkels eine maßstabgerechte Karte des Geländes anfertigen könne.
Erfolglos zerbrach sich Hamiller den Kopf darüber, woraus die bizarr geformten Felsen bestehen mochten, daß sie dem ewigen Orkan so lange standgehalten hatten. Um gewöhnliches Gestein konnte es sich nicht handeln, das wäre vor Jahrzehntausenden schon zerrieben oder hinweggerissen worden. Die Felsen mußten aus einer harten, kristallinen Substanz, aus Metall oder vielleicht auch aus Glas bestehen.
Payne Hamiller war urpsrünglich auf das mit Metallseen und Felsformationen durchsetzte Gelände aufmerksam geworden, weil sich dort zumindest eine jener Hyperquellen befand, die in unregelmäßigen Abständen Impulse jener Charakteristik abstrahlte, die für den Flackereffekt verantwortlich waren. Anhand seiner Beobachtungen konnte Payne Hamiller nicht erkennen, wo genau sich die Quelle befand. Er hatte jedoch eine Ahnung, sie müsse mit einem der Seen indentisch sein.
Er kehrte in den Kommandostand zurück und ordnete dort an, daß die TRANS-X an einen Standort jenseits des Terminators unmittelbar westlich des größten der fünf Seen gebracht werde. Der ehemalige Kreuzer hüllte sich in ein schwaches Schirmfeld, um sich den wütenden Orkan und die glühende Sonnenhitze vom Leib zu halten.
„Ich begreife nicht, warum du die Messungen nicht durchweg von Sonden ausführen läßt", bemerkte Geoffry Waringer, der es sich nicht hatte nehmen lassen, die Expedition zu begleiten.
„Das ist ganz einfach", antwortete Hamiller. „Unsere Sonden sind für derart feine Messungen, wie wir sie hier wahrscheinlich brauchen, nicht ausgestattet. Wir müssen nahe heran: Unsere Anforderungen an die Meßgenauigkeit sind kritisch. Wenn wir nicht bereit sind, die Nase unmittelbar in das Phänomen zu stecken, hätten wir gleich zu Hause bleiben können."
„Hört sich so an, als wolltest du sogar aussteigen!" staunte Waringer.
„Ich rechne fest damit", gab Hamiller zurück.
Dann sah er sich um.
„Übrigens - wo steckt Ennea?" wollte er wissen.
„Sie hatte im Rechnerraum zu tun", lautete .Waringers Antwort. „Sie sagte, sie sei einem Rätsel auf der Spur."
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Die Einsicht, daß sie bislang etwas Wesentliches übersehen hatte, kam Ennea Gheet auf Umwegen. Zunächst ärgerte sie sich über ihr Versehen, weil es sich nur als
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