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0932 - Grausame Zeit

0932 - Grausame Zeit

Titel: 0932 - Grausame Zeit
Autoren: Jason Dark
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verborgen, die Schultasche auf die Knie gestemmt und las in einem Buch. Die Kleine trug einen Anorak, dessen Farbe Buzea an frisches Blut erinnerte.
    Er leckte über seine Lippen. Er lächelte. Er schaute sich die Kleine von der Seite an.
    Du hast Glück, dachte er. Wärst du mir ein paar Tage später begegnet, würde es für dich nicht so glimpflich ablaufen. Nach diesen Gedanken verlor er das Interesse an dieser Person und widmete sich wieder seiner normalen Umgebung.
    Er schaute auf die Straße, auf der nur wenige Autos fuhren. Sie rauschten allesamt über die nasse Asphaltfläche hinweg, und wenn sie durch Pfützen fuhren, wirbelten die Reifen Gischtfontänen hoch.
    Ansonsten ertrank die Umgebung im Dunst. Gegenüber lag ein freies Feld, erst weiter hinten entdeckte er die Umrisse einiger Häuser, die wie starre Schatten aus dem Regen hervorwuchsen und von Dunstwolken umflort waren.
    Er wartete.
    In der rechten Tasche stecke ein Päckchen mit Zigaretten. Es war noch halbvoll. Er holte es hervor und zündete sich ein Stäbchen an. Dann legte er ein Bein über das andere und genoß den Qualm und die Freiheit. Erst dann kam ihm zu Bewußtsein, daß er wirklich frei war.
    Hier würde kein Anton Cichon auftauchen und ihm erklären, was er zu tun hatte. Er konnte machen, was er wollte, und das würde er auch tun.
    Während des Rauchens lachte er, als er daran dachte, daß ihm der Henker zum Abschluß noch seinen richtigen Namen genannt hatte.
    Buzea hatte sich dafür sogar noch bedankt, aber die Frage nach dem Namen war nicht ohne Hintergedanken gestellt worden.
    Es war eine friedliche Umgebung, aber Alfons Buzea traute dem Frieden nicht. Er wußte oder ging davon aus, daß man ihn unter Beobachtung hielt, nur mußte sich die andere Person geschickt verhalten, denn er sah sie leider nicht.
    Sie saß in keinem Wagen, der gegenüber am Straßenrand parkte, sie war so gut wie unsichtbar, aber dem Frieden traute er trotzdem nicht.
    Trotz des Tages konnte es einem anderen gelingen, sich gut zu verstecken, und sie nahmen meist Profis.
    Die aber ließen sich auch abschütteln. Buzea glaubte fest daran, daß der alte Kaufhaustrick noch funktionierte. Deshalb würde er auch in die Stadt fahren und sich im Gewühl eines Kaufhauses verdrücken.
    Eine Wohnung hatte er nicht. Er wollte sie auch nicht haben. Es gab genügend Plätze, wo er übernachten konnte, und ein besonderes Haus stand bereits auf seiner Liste.
    Die beiden Frauen redeten noch immer, das Mädchen las, es hatte sich nichts verändert. Es rieselte, und Buzea nahm sich vor, im Kaufhaus neue Kleidung zu kaufen, unter anderem auch eine Mütze, er wollte keinen kalten Kopf bekommen.
    »Der Bus hat mal wieder Verspätung!« schimpfte eine der Frauen.
    »Wann sind die mal pünktlich?«
    »Da hinten kommt er doch.«
    »Ah ja, tatsächlich.«
    Buzea schaute nach links, und das Mädchen packte sein Buch in die Tasche. Zugleich mit ihr erhob er sich. Die Kleine drehte den Kopf, sah, daß sie angestarrt wurde, und bekam große Augen. Sie erschrak heftig.
    Auch Buzeas Lächeln konnte den Schrecken aus dem Gesicht der Schülerin nicht vertreiben.
    Der Bus hielt in der Haltebucht. Seine Karosserie glänzte. Schmutziges Wasser rann vom Dach her an den Scheiben und auch an den Reklameflächen entlang, die gar nicht mehr so bunt aussahen.
    Eine Fahrkarte bis zur nächsten Stadt hatte er mitbekommen. Ein Geschenk des Hauses hatte man ihm gesagt, aber darüber konnte er nicht mal grinsen.
    Er stieg in der Mitte ein und löste trotzdem beim Automaten. Der Bus war nur spärlich besetzt, denn der morgendliche Berufsverkehr war bereits vorbei. Seinen Platz konnte er sich aussuchen, und Buzea war froh, daß die letzte Bank frei war. Das junge Mädchen hatte dicht hinter dem Fahrer seinen Platz gefunden, um möglichst viel Distanz zwischen sich und dem Zuchthäusler zu bringen. Die Türen schlossen sich mit zischenden und schmatzenden Lauten, und der Bus setzte sich in Bewegung.
    Buzea war zufrieden. Das Fahrzeug rollte an den Mauern des Zuchthauses entlang, doch der Entlassene drehte nicht mal den Kopf.
    Diese Zeit war für ihn vorbei. Sie gehörte zur Vergangenheit, der würde sich nur noch um die Gegenwart und die Zukunft kümmern.
    Gegenwart!
    Das hieß, daß man ihm einen Verfolger auf die Fährte gesetzt hatte.
    Nun, wo er im Bus saß, bestand möglicherweise eine Chance, ihn zu entdecken, und Buzea drehte sich auf seinem Sitz um, weil er zurückschauen wollte.
    Er würde sich die
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