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0930 - Das Stigma

0930 - Das Stigma

Titel: 0930 - Das Stigma
Autoren: Jason Dark
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nicht sagen wollte, das behielt sie für sich.
    Auf irgendeine Art und Weise wirkte sie ebenso geheimnisvoll wie Marcia Morana.
    »Folgen Sie mir.«
    »Gern.«
    Sie wußte nicht, ob sie lachen oder weinen sollte, dann drehte sie sich um und ging vor. Inzwischen hatte sie den Docht einer Kerze angezündet. Sie hielt die Kerze in der rechten Hand und hatte den Arm etwas vorgestreckt. Das Licht wies ihr den richtigen Weg. Es flackerte vor ihr her. Die Flamme bewegte sich tanzend. Sie schuf nicht nur Licht, sondern auch Schatten, die über den Boden huschten wie unheimlich Gebilde aus einem gefährlichen Film.
    Unser Ziel war eine Tür. Dahinter lag ein kleiner Raum, der meiner Ansicht nach nicht mehr zur Kirche gehörte, sondern mehr zu einem Anbau. Wieder mußte ich mich bücken, als ich ihn betrat, und sofort fiel mir der andere Geruch auf.
    Er paßte eigentlich nicht so recht zu einer Kirche, denn zwischen diesen Mauern roch es muffig und alt. Es lag auch ein ungewöhnlicher Glanz auf den Innenseiten, als wäre aus dem Gestein altes Wasser gedrungen.
    Ich schüttelte den Kopf und schaute mich um. »Wo sind wir denn hier gelandet?« fragte ich.
    Im Flackerschein der Kerze sah die Frau aus, als würde sie sich bewegen. »Das ist die alte Kirche…«
    »Bitte?«
    »Ja, die alte Kirche.«
    »Wieso das? Ich sehe nur einen Raum. Eine Kirche, die aus nur einem Raum besteht?«
    »Bestanden hat!« korrigierte sie mich. »Das ist vorbei. Hier sollen sich Christen versteckt haben, die damals von den Römern gejagt worden sind.«
    »Über der Erde?« wunderte ich mich. »Ich dachte immer, die hätten in Höhlen gelebt.«
    »Warten Sie es nur ab!« erwiderte sie bedeutungsvoll. Dann setzte sie das rechte Bein nach vorn und schabte dabei mit dem Fuß über den Boden.
    Ich folgte der Bewegung mit den Blicken. Die Fußspitze deutete auf einen Eisenring, der aus dem Gestein hervorragte und sicherlich den Griff einer Falltür darstellte.
    »Umfassen Sie den Ring und heben Sie die Tür an - wenn Sie können.«
    »Gut.« Allerdings wollte ich wissen, auf was ich mich einließ und fragte:
    »Wie geht es dann weiter?«
    »Wir werden in die Tiefe steigen.«
    Ich hatte mich bereits gebückt. Der Ring war breit genug, um ihn mit zwei Händen umfassen zu können, was ich auch mußte, denn es kostete mich Kraft, die Steinplatte in die Höhe zu ziehen. Dabei stemmte ich meine Hacken gegen den Boden und war froh, als sich die Platte bewegte und ich das Knirschen hörte.
    Dann war der Zugang offen, denn ich hatte die Steinplatte zur Seite geschoben.
    Durch die Öffnung paßte auch ich, denn sie war breit genug. Ich schaute nach unten und sah nicht mehr als ein dunkles Loch oder einen finsteren Schacht, aus dem mir ein Geruch entgegenwehte, gegen den der zwischen den Wänden noch wie Balsam roch.
    Es stank nicht eben nach Leiche oder Moder, aber es war auch nicht weit davon entfernt. Erkennen konnte ich nichts, obwohl Alexa Tardi am Rand der Luke stand und auch die Kerze gesenkt hatte, damit die Flammen hineinleuchtete.
    Leider tanzte der Schein nur über die Oberfläche, er drang nicht mal bis zum Grund, und ich fragte die Frau: »Wie tief ist es denn, bis ich festen Boden unter den Füßen habe.«
    »Nicht tief. Sie werden springen können.«
    »Sie nicht?«
    Alexa veränderte ihre Haltung. Sie richtete sich wieder auf und hob auch die Kerze an. Für einen Augenblick schaute ich direkt in die Flamme hinein, die mich etwas blendete. »Nein, Signore Sinclair, ich nicht. Ich werde hier oben bleiben und warten.«
    »Warten also?«
    »Ja.«
    »Das ist schon etwas.«
    Sie lächelte nachsichtig. »Oder dachten Sie etwa daran, daß ich die Steinklappe wieder über die Öffnung geschoben hätte?«
    »Ganz fremd war mir der Gedanke nicht.«
    »Warum hätte ich das tun sollen?«
    »Keine Ahnung. Aber in diesem Ort scheint es viele Geheimnisse zu geben, die auch seine Bewohner mit umgarnt haben.«
    Alexa Tardi hob die Schultern. »Wenn Sie es so sehen, Signore Sinclair, haben Sie recht.«
    Ich wartete nicht mehr länger und machte mich an den Abstieg. Sicherheitshalber setzte ich mich auf den Lukenrand. Meine Beine baumelten dabei ins Leere.
    Dann holte ich die schmale Leuchte hervor, schaltete sie ein und senkte den Strahl.
    Er bohrte den hellen Streifen in die Finsternis und glitt über einen nassen Boden hinweg, wo sich feuchtes Gestein und kleine Pfützen ein Stelldichein gaben.
    Aber ich sah auch etwas anderes. Ein Paar Beine, zwei Füße! Lag dort ein
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