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0930 - Das Stigma

0930 - Das Stigma

Titel: 0930 - Das Stigma
Autoren: Jason Dark
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schuldig.«
    »Das weiß ich.«
    »Dann mach es endlich!«
    Verdammt, ich konnte sie so gut verstehen. Ich hätte es auch getan, aber ich ahnte, daß ich weder ihr noch mir einen Gefallen erweisen würde. Sie hatte sich wieder etwas beruhigt, so daß ich sie ansprechen konnte. »Marcia, bitte, du mußt mir zuhören. Wenn ich mit meinem Kreuz dein Kreuz bekämpfe, kann dich das dein Leben kosten. So könnte ihr Plan aussehen. Das Stigma auf deinem Kopf ist kein normales Kreuz, wie man es kennt. Da stimmten die Proportionen nicht so recht. Es sieht mehr aus wie eine Markierung. Spürst du überhaupt Schmerzen? Wahrscheinlich«, sprach ich weiter, »sonst hättest du mir etwas gesagt. Wenn ich jetzt mein Kreuz einsetze, wirst du Schmerzen spüren…«
    »Das ist mir egal!« schrie sie mich an. »Das will ich doch. Ich will Schmerzen spüren, wenn ich dadurch erlöst bin.«
    »Ja, akzeptiert. Aber du wirst kaum erlöst werden. Diese Schmerzen sind erst der Beginn. Sie werden mit dem Tod enden, denn man hat dir das Stigma des Bösen auf die Stirn gezeichnet. Wenn ich mein Kreuz einsetze, könnte ich dich verbrennen, und ich hätte damit meine Lebensretterin getötet.«
    Marcia schwieg. Sie saß da, sackte zusammen. Es war sehr viel, was ich ihr zugemutet hatte, und ich konnte ihre Reaktion verstehen, aber es war nicht mehr die Zeit, Rücksicht zu nehmen.
    Wir schwiegen und atmeten heftig. Die Luft in diesem Verlies war nicht besonders.
    Neben mir lag die Gestalt des toten Engels oder wer immer dieser Dördel auch gewesen sein mochte. Nur hatte es sein Geist geschafft, die Frau zu einem Spielball zu machen.
    Irgendwann, es wußte wohl keiner von uns, wieviel Zeit vergangen war, fragte mich Marcia. »Was sollen wir denn tun?«
    »Wir verlassen diese Gruft.«
    »Und dann?«
    »Verlassen wir auch den Ort.«
    »Was ist mit meinem Stigma?«
    Ich hob die Schultern. »Es wird bleiben - vorerst. Aber ich werde eine Möglichkeit finden, es dir zu nehmen. Wir brauchen aber etwas Zeit, um nachzudenken.«
    »Mit deinem oder durch dein Kreuz?«
    »Das kann ich jetzt noch nicht sagen, Marcia. Aber in London bist du besser aufgehoben. Dort kann ich mich wirklich um dich kümmern, und zwar so wie es sein soll.«
    Ich stand inzwischen. Marcia saß noch. Sie schaute zu mir hoch. Ihr Gesicht war jetzt verzerrt, und das verfluchte Stigma trat noch dunkler und intensiver hervor. Je mehr ich es betrachtete, um so stärker war ich davon überzeugt, daß es kein Symbol des Guten war. Hier wollte mich eine andere Macht reinlegen…
    »Bitte, Marcia«, sagte ich leise, »du mußt mir vertrauen.« Ich streckte ihr die Hand entgegen. »Komm, nimm sie.«
    »Ja!« preßte sie hervor. »Ja, das werde ich auch. Ich werde deine Hand nehmen.« Sie ließ sich von mir hochziehen und blieb schwankend stehen. »Und du meinst, daß wir eine Lösung finden?«
    »Bestimmt, Marcia. Wir müssen nur ein wenig Geduld haben.«
    »Wieviel Geduld?«
    Ich hob die Schultern. »Es tut mir leid, aber ich kann mich da nicht auf eine Zeit festlegen.«
    »Na ja, macht nichts.« Sie senkte den Kopf. »Du hast das Kreuz noch bei dir.«
    »Es ist mein Schutz, ich trage es immer bei mir.«
    »Klar.«
    Ich drehte mich um, weil ich als erster dieses Verlies verlassen wollte.
    Von außen konnte ich der doch ziemlich geschwächten Marcia hochhelfen.
    Es konnte an mir gelegen haben. Ich hatte mich möglicherweise zu weit aus dem Fenster gelehnt und deshalb einige andere Dinge übersehen; vielleicht bewegten sich meine Gedanken auch schon unbewußt durch die Zukunft, ich wußte es nicht. Jedenfalls war ich zu sehr abgelenkt von Marcia Morana, und das nutzte sie aus.
    Ich hörte nichts und hatte meine Arme bereits ausgestreckt, um den Lukenrand zu erreichen, da aber war sie da. Blitzschnell griff sie zu, und eine Hand verschwand genau in der Jackentasche, in die ich mein Kreuz gesteckt hatte.
    Sie wollte nicht so lange warten, sie wollte es darauf ankommen lassen, das wurde mir in dieser schrecklich langen Sekunde klar, als meine Hände noch den Rand der Luke umklammert hielten, sie dann aber losließ und herumfuhr.
    Mit dem rechten Arm schnappte ich nach Marcia Morana, sie aber war bereits verschwunden. Ich sah sie im Hintergrund an der Wand stehen, und sie hielt mein Kreuz mit beiden Händen fest.
    Ich starrte es an, dahinter sah ich ihr schrecklich verzerrtes Gesicht und schrie sie an.
    »Nein, Marcia, nicht!«
    Sie lachte nur.
    »Tu es nicht - bitte!« Ich sprang nach vorn, um ihr
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