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093 - Neun Leben

093 - Neun Leben

Titel: 093 - Neun Leben
Autoren: Claudia Kern
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Einschätzung zu.«
    »Okee.« Aruula hob die Schultern. Es war ihr anzusehen, dass sie einen Angriff bevorzugt hätte. »Dann landen wir eben.«
    Der Pfeilbeschuss stoppte, als die Andronen dem Boden entgegen flogen und auf der breiten gepflasterten Straße aufsetzten. Matt sprang ab und sah zum geschlossenen Stadttor.
    Es war nicht ungewöhnlich, dass eine Stadt bei Einbruch der Dunkelheit ihre Tore schloss, aber das erklärte nicht, warum so viele Menschen draußen lagerten. Ihre missmutigen Gesichter ließen darauf schließen, dass sie das nicht freiwillig taten.
    Langsam ging Matt auf das Tor zu. Es bestand aus dunklem, eisenbeschlagenen Holz, war rund drei Meter hoch und ebenso breit. Auf der Mauer, in die es eingelassen war, standen zwei Soldaten mit Armbrüsten und Speeren. Fast ein Dutzend mehr sah er rechts und links des Tores. Sie trugen Kettenhemden und Helme.
    »Eine ungewöhnlich starke Militärpräsenz«, sagte Mr. Black leise. »Wir sollten vorsichtig sein.«
    Aruula nickte. Sie zog die drei Andronen an den Zügeln hinter sich her. Matt bemerkte, dass ihre freie Hand über dem Schwertknauf schwebte.
    »Das ist nah genug!«, rief einer der Soldaten, als sie noch fünf Schritte vom Tor entfernt waren. Er war einäugig, und die beiden Eckzähne, die über seine eingefallene Oberlippe ragten, gaben ihm das Aussehen einer Bulldogge. Matt hielt es für ein gutes Zeichen, dass die Armbrust, die er in einer dreifingrigen Hand hielt, auf die untergehende Sonne zeigte und nicht auf die Menschen vor ihm.
    »Wir wollen in die Stadt!«, rief er zurück. Einer der Bauern, der auf einem Karren voller Obst saß, lachte und sagte etwas, das Matt nicht verstand.
    Die Soldaten sahen sich an, berieten anscheinend stumm, wer antworten sollte.
    »Wollt ihr das?«, fragte der Einäugige schließlich. »Na ja, man bekommt nicht immer, was man will im Leben.«
    Der Mann neben ihm nickte zustimmend. Er war sicherlich zwanzig Jahre älter als sein Kollege und völlig kahl. Tiefe Narben durchzogen sein Gesicht wie ein Muster.
    »Was soll das heißen? Ist das Tor für die Nacht geschlossen?«
    »Das Tor ist geschlossen, bis wir sagen, dass es offen ist.«
    Wieder war es der Einäugige, der antwortete.
    »Und wann wird das sein?«
    »Wenn wir sagen, dass es offen ist.«
    Der Kahlköpfige grinste breit und zeigte eine Handvoll brauner Zähne. »Der war gut«, sagte er zu dem Einäugigen.
    »Vielleicht wollen sie handeln.« Aruula klang selbst nicht überzeugt von ihrem Vorschlag. »Biete ihnen Fleisch an oder Münzen.«
    Mr. Black nickte. »Es ist einen Versuch wert.«
    Matt räusperte sich und sah hinauf zur Mauer. »Wir können auch Tribut zahlen, wenn ihr das möchtet. Wir haben das Fleisch eines frisch geschossenen Deers dabei und -«
    Der Einäugige lehnte sich über die Brüstung. »Meine Frau kocht jeden Tag verdammte Deersuppe, weil sie nichts anderes gelernt hat. Das Zeug hängt mir zum Hals raus!«
    Einige Soldaten lachten laut und brüllten Obszönitäten. Die Menschen vor dem Tor stimmten ein, genossen es offensichtlich, dass ihre Langeweile durch diesen Schlagabtausch unterbrochen wurde.
    »Okay, also kein Deer«, sagte Matt, als sich der Lärm gelegt hatte. Er schreckte davor zurück, dem Soldaten Geld anzubieten. Nicht überall wurde Bestechung toleriert. »Dann erlaube uns, dich und deine Frau in die Taverne einzuladen. Vielleicht möchten dich ja ein paar von deinen Kameraden dabei begleiten.«
    Es wurde plötzlich still. Die wartenden Bauern und Händler, die eben noch einen Halbkreis um die Neuankömmlinge gebildet hatten, wichen jetzt zurück, waren mit einem Mal intensiv mit der Pflege ihrer Zugtiere und der Vertäuung ihrer Waren beschäftigt. Der kahlköpfige Soldat biss ein Stück Kautabak ab und stützte sich schwer auf seine Lanze. Der Einäugige senkte die Armbrust, bis sie auf Matts Brust zeigte.
    »Verschwindet.« In seiner Stimme lag etwas Endgültiges. »Ihr habt jeden Mann auf dieser Mauer beleidigt. Haut ab, bevor einer von ihnen sein Recht auf Wiedergutmachung fordert.«
    Matt spürte Aruulas Hand auf seinem Arm und ließ sich von ihr zurückziehen. Black folgte ihnen rückwärts gehend und drehte sich erst um, als die Armbrust des Einäugigen wieder zum Himmel gehoben wurde. Gemeinsam führten sie die Andronen auf ein Stück freie Weidefläche und blieben stehen.
    »So«, sagte Matt, »nachdem das so richtig toll gelaufen ist, irgendwelche Ideen?«
    Er war frustriert und verärgert über sich
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