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0929 - Krieg der Vampire

0929 - Krieg der Vampire

Titel: 0929 - Krieg der Vampire
Autoren: Volker Krämer
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Selbst Morano hatte es nicht vollständig geschafft, all die Dinge zu beseitigen, die der Kristall ihm angetan hatte.
    Was wird erst geschehen, wenn ich den Machtkristall in seiner ganzen Machtbreite einsetze?
    Genau das würde er tun müssen, wenn er sich zum Herrn über alle Vampire machen wollte. Er musste den Blutruf aussenden - den Blutzwang, der den Nachtkindern keine andere Wahl ließ, als sich dem neuen Herrn zu unterwerfen.
    Sarkana war ein uralter Vampirdämon gewesen. Ihm war es leicht gefallen, alle Blutsauger unter seine Knute zu zwingen. Morano selbst war ein Vampir, der sicher über mehr Macht verfügte, als die meisten seines Volkes, doch er war nicht so privilegiert wie Sarkana. Wenn er den Blutzwang ausrufen wollte, benötigte er dazu außergewöhnliche Hilfsmittel.
    Hilfsmittel wie den Machtkristall.
    Was wird der Kristall aus mir machen?
    Furcht war eine ungewohnte Emotion für Tan Morano, doch hier und jetzt sprang sie ihn mit aller Macht an. War es das alles wert? Wie weit würden die Veränderungen gehen, die der Dhyarra bei ihm bewirkte? Vielleicht sogar… bis zu Moranos Vernichtung, der vollständigen Vergreisung, die auch seine selbstheilenden Kräfte keinesfalls mehr auffangen konnten?
    Ja, Furcht, die ihn schüttelte und endgültig aus der Fassung zu bringen drohte. Doch gleichzeitig wurde Morano klar, dass die Gier nach der Macht ihren Keim bereits tief ihn ihm verankert hatte - zu tief, um sich dagegen jetzt noch wehren zu können.
    Lange blickte er in den Spiegel, lange und intensiv. Sein Plan war es gewesen, mit dem Dhyarra zu experimentieren, bis er ihn vollkommen beherrschte. Er wusste nun, dass dies nicht möglich war, denn die Auswirkungen des Kristalls waren einfach zu drastisch - da war kein Platz für Spielereien. Tan Morano war nun klar, dass er direkt zu seinem Hauptanliegen kommen musste.
    Der Blutruf… der Blutzwang - noch heute würde er ihn aussenden!
    Morano fühlte die freudige Erregung in sich hochsteigen, doch sie hatte eine ungeliebte Begleiterin, die sich an ihr festklammerte:
    Es war die kalte Furcht…
    ***
    Sinje-Li und Starless waren die einzigen Zeugen dessen, was nur wenige Stunden später in der altrömischen Villa geschah. Das gesamte Gelände - Herrenhaus und Villa eingeschlossen - hatten die beiden Vampire zuvor soweit es möglich war gegen unerwünschte Eindringlinge gesichert. Tan Morano wünschte keine Störung bei dem, was er nun tun wollte.
    Sinje-Li und Starless waren die einzigen Bediensteten Moranos. Das war einmal anders gewesen, doch Chauffeur, Köchin und Dienerschaft hatte er längst abgeschafft. Je weniger Augen sein Tun beobachten konnten, je kleiner war die Gefahr von Verrat, den Morano fürchtete. Jeder von Machtgier Besessene sah stets und überall Feinde lauern, Renegaten, die seine Pläne zu durchkreuzen trachteten. Morano machte da keine Ausnahme.
    Die Sonne stand bereits tief, sie hatte nun keine Kraft mehr, einem Vampir ernsthaften Schaden zuzufügen - schon gar nicht Starless, dessen ganz spezielle Vergangenheit ihn gegen den Einfluss des Sterns immun machte. Starless schaltete sein Denken weitgehend aus, denn er wollte exakt an diese Dinge nun nicht erinnert werden. Das Gewesene sollte ruhen, sollte schweigen, wenn vielleicht gerade ein neues, großes Stück Zukunft begann.
    Starless beobachtete Sinje-Li so unauffällig wie möglich. Sie hasste es, wenn sie im Fokus stand. Ungewöhnlich für eine so schöne Frau, doch auch Sinje-Li hatte sicher einen vergangenen Hintergrund, der sie geprägt und geformt hatte. Starless fragte nicht nach - er würde keine Antwort erhalten, allerhöchstens würde sie ihn angiften. Dennoch - die Raubvampirin, als die sie sich ja selbst bezeichnete, schien in den vergangenen Tagen eine Veränderung durchgemacht zu haben. Etwas an ihr erschien Starless nun unsicher und schwankend, als wäre sie unschlüssig darüber, ob Morano nicht einen riesigen Fehler beging, den auch sie dann würde auszubaden haben. Doch vielleicht irrte Starless da ja auch.
    Er selbst war auch nicht unbedingt sicher, was geschehen mochte, wenn Tan Morano den Blutzwang ausrufen würde. Starless glaubte, der alte Vampir war noch nicht so weit. Er hätte sich mehr Zeit lassen sollen, damit er den Machtkristall auch wirklich beherrschen konnte.
    Doch Morano ließ sich nicht beirren - heute sollte es geschehen.
    Als der künftige Herrscher über alle Vampire auf der Bildfläche erschien, musste Starless sich ein mitleidiges Lächeln
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