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0929 - Krieg der Vampire

0929 - Krieg der Vampire

Titel: 0929 - Krieg der Vampire
Autoren: Volker Krämer
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Zamorra zu finden.
    Der Text war mehr als unverbindlich gehalten, denn das Netz war bekanntermaßen alles andere als gefeit gegen unliebsame Mitleser. Also hatte der Professor nur vermerkt, dass die Ankunft des Gastes sich eventuell um einen oder zwei Tage verschieben würde. Diese Information reichte Vinca auch vollkommen aus. Er wusste nicht, ob dies alles klug und überdacht war, doch andererseits gab es ihm ein wenig mehr Spielraum, ausführlich mit Lakir zu sprechen.
    Als die Sonne deutlich und klar den neuen Tag ankündigte, da überraschte Vinca der Schlaf dann doch noch. In seinem Bürosessel schlief er einfach so ein, den Kopf weit auf die Brust gesenkt.
    Das Erwachen würde ihn mit Nackenschmerzen strafen.
    Doch die hätte der Paromer nur zu gerne erduldet, wenn Lakir dafür wieder die alte gewesen wäre. Er träumte wirres Zeug von weißen Städten, von Praetoren, die aus ihren riesigen Mäulern Pillen auf ihn feuerten.
    Doch die Geschosse trafen nicht Vinca - sondern Lakir, die schreiend zu Boden ging.
    ***
    Jean Bianchi ächzte.
    Er war nun ein Mittvierziger und kein Springinsfeld mehr. Das war er im Grunde nie gewesen, denn seine Statur musste man wohl als gedrungen bezeichnen. Schon als Kind war das so gewesen, hatte sich im Alter auch nicht mehr geändert. Jean hielt sich von sportlichen Aktivitäten so weit entfernt, wie er das nur konnte. Doch gerade hier und heute verfluchte er diese Tatsache heftig.
    Jean war auf Korsika geboren worden, genau hier, in dieser einsamen Bergwelt, die Touristen vielleicht romantisch und urig finden mochten - die hiesige Jugend hatte das ganz sicher nicht so gesehen. Wer hier bleiben wollte, der begrub sich bei lebendigem Leib. Und wer wollte das schon von sich sagen müssen?
    Der Trend war damals, als Jean siebzehn oder achtzehn Jahre alt war, seine Koffer zu packen und Korsika zum Abschied eine lange Nase zu drehen. Nur weg von dieser Insel der Traditionen, der muffigen Ansichten und des vor sich hin Dämmerns.
    Die allermeisten von Jeans Altersgenossen entflohen dem allem in Richtung Frankreich. Jean schloss sich diesem Zug an, nachdem er sich heftig mit seinem Vater zerstritten hatte; Jacques Bianchi führte die einzige Gaststätte im Dorf. Nach dem frühen Tod seiner Frau war er bemüht, seine drei Kinder an den Betrieb zu binden. Die beiden älteren waren jedoch längst auf das Festland ausgewandert. Also blieb nur noch Jean, doch der hatte andere Pläne als den, hier hinter einem Tresen zu verrotten.
    Wie er es hasste - allabendlich trafen sich die alten Männer in der Pinte, um sich mit billigem Wein zu besaufen, denn die wirklich guten Jahrgänge konnten sie sich nicht leisten. Dann schwankten sie betrunken zu ihren abbruchreifen Häusern, nachdem sie zum Abschied dem Wirt vor dessen Laden gepinkelt hatten.
    Jean war knapp zwanzig Sommer alt, als er in Marseille ankam. Reich war er dort nicht geworden, doch er hatte ein bequemes Leben führen können. Besondere Talente hatten ihm seine Eltern nicht vererbt, aber mit Wein kannte er sich aus, also war er mit den Jahren ein recht bekannter und geschätzter Experte auf diesem Gebiet geworden. Korsika hatte er rasch vergessen… oder besser, verdrängt.
    Vor drei Monaten dann war sein Vater gestorben. Jean war auf die Insel gekommen, um die Beerdigung zu organisieren. Seine beiden Brüder ließen sich nicht blicken - keine Zeit. Also war alles an ihm hängen geblieben. Seine Trauer hielt sich zwar in Grenzen, doch es gab für ihn keine Zweifel, dass er jetzt handeln musste.
    Nach der Beerdigung gestattete er sich selbst noch zwei oder drei Tage, um in seinen Erinnerungen zu graben. Natürlich hatte er nicht vor, die Pinte zu übernehmen. Für wen auch? Er war nicht verheiratet, hatte keine Kinder in diese unsichere Welt gesetzt. Also wäre der Verkauf der Kneipe die beste Lösung gewesen, doch dazu benötigte Jean eines ganz besonders: einen Käufer! Und der war weit und breit nicht in Sicht.
    Viele Menschen wohnten nicht mehr im Dorf - meist waren es die alten Frauen und Männer, die sich nicht mehr verpflanzen lassen mochten. Alle anderen hatten das Weite gesucht.
    Dafür gab es einen Grund, über den man hier nur mit vorgehaltener Hand sprach. Das Gelände, das man am Dorfausgang über eine ansteigende Straße erreichen konnte, war vor Jahren von einem Mann gekauft worden, über den es die wildesten Gerüchte gab. Jean hatte nur gelächelt, als man ihm davon erzählte. Die Leute hier waren ja schon immer
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