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0929 - Engelsblut

0929 - Engelsblut

Titel: 0929 - Engelsblut
Autoren: Jason Dark
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als er die Zelle betrat. Mit der Karte des Mädchens rief er an. Seine Finger zitterten leicht, als er die eigene Telefonnummer wählte. Er hoffte, daß seine Mutter ihn wegen des Fehlers nicht zu sehr ausschimpfte, aber er hatte ja nicht wissen können, daß der Fremde bewaffnet gewesen war.
    Olga Gates hob ab und meldete sich mit einem lauernden »Ja bitte…?«
    »Ich bin es.«
    »Oh - Billy. Ich habe schon auf deinen Anruf gewartet. Hast du alles erledigen können?«
    »Nein, Mutter, nein.« Er rieb seine rechte Hand über den Hosenstoff. »Das war nicht gut heute.«
    »Wieso?« Schärfe klang in ihrer Stimme.
    »Ich bin überrascht worden.«
    »Erzähle.«
    Endlich traute er sich, über die genauen Vorgänge in der vergangenen Nacht zu reden. Seine Mutter machte ihm wegen der Tat keinen Vorwurf, sie erklärte ihm nur, daß es dumm gewesen war, dieses Mädchen am Leben zu lassen, wobei es dann noch eine Zeugin gegeben hatte, die natürlich sterben mußte.
    »Das habe ich nicht geschafft, Mutter, weil da noch ein Mann war. Ich habe ihn niedergestochen, aber nicht töten können.«
    »Warum nicht?«
    Er erklärte den Grund.
    Olga knurrte einen Fluch. »Wenn das so ist, mußt du dich um die beiden kümmern.«
    »Das wollte ich.«
    »Tu, es sofort.«
    »Ja, Mutter, ja.«
    »Ich höre dann wieder von dir.« Sie legte auf, und auch Billy hängte ein.
    Er verließ die stickigheiße Zelle mit Schritten, die auch zu einem Betrunkenen hätten passen können. Der Blick seiner Augen war starr, aber in seinem Gehirn überschlugen sich die Gedanken.
    Viel schlauer war er nicht geworden, aber er wußte jetzt, daß seine Mutter hinter ihm stand und die Aktionen billigte.
    Das war gut.
    Er lächelte plötzlich, als er wieder auf das Haus zuging. Diesmal würde er sich nicht abschrecken lassen…
    ***
    Vier Buchstaben leuchteten auf! Vier Buchstaben warfen ihre Strahlen gegen die Wände des Zimmers, wo sie das M, das G, das R und das U abzeichneten.
    Plötzlich war das normale Licht so gut wie nicht mehr vorhanden, obwohl es noch brannte. Wir standen in diesem künstlichen oder magischen Licht und staunten beide über dieses gewaltige Phänomen.
    Ich konnte keine normale Erklärung geben, aber ich war jetzt auch der Meinung, das Blut eines Engels vor mir zu sehen. Ein besonderes Blut, das selbst von den Erzengeln gespürt worden war.
    Die Lache auf dem Teller zitterte. Keiner von uns berührte sie, trotzdem war sie in Bewegung geraten, und sie glitt dabei auch von verschiedenen Seiten dem Tellerrand entgegen. Sie war dabei, sich in der Mitte aufzulösen, aber sie verdampfte nicht, denn trotz der sich jetzt im Mittelpunkt befindlichen Lücken schaffte das Blut es, eine neue Figur zu bilden.
    Gebannt schauten wir hin, während das Licht immer schwächer wurde und schließlich ganz zusammenfiel.
    Das Blut blieb.
    Es lag auf dem Teller, es war kein normaler Fleck mehr, er hatte sich zu einer Fratze verzogen. Es lag auf dem Teller wie ein ungewöhnliches Kunstwerk, das der Betrachter nicht nur anschauen, sondern auch analysieren sollte.
    Leicht fiel es mir nicht, aber es war etwas zu sehen, was auf einen bestimmten Gegenstand hinwies.
    Marcia war die erste, die sich bewegte. Sie streckte den Arm aus und berührte mich, weil sie einfach den Körperkontakt brauchte. Ich drehte den Kopf.
    »Verstehst du das, John?«
    »Nein, noch nicht.«
    »Aber das ist doch etwas anderes. Ein Gebilde, das sich aus dem normalen Blut entwickelt hat.«
    »Gebilde ist gut…«
    »Siehst du denn was Genaueres?«
    Ich enthielt mich einer Antwort, um es mir noch einmal anzuschauen. Aus dem Blutfleck hatte sich tatsächlich etwas entwickelt, das ich nicht unbedingt als ein Gesicht ansehen wollte, zumindest nicht das Gesicht eines Menschen oder das eines Tieres. Es hatte eine besondere Form, war oben breiter und unten schmaler. Es war auch im Innern nicht gefüllt, da gab es Lücken, als sollten sich dort Augen bilden. Darunter auch. Man hätte den Fleck als Nase bezeichnen können, und den anderen, noch etwas tiefer, durchaus als einen Mund.
    »Das ist kein Gebilde«, sagte Marcia mehr zu sich selbst. »Das ist auch kein Gesicht…«
    »Was dann?«
    »Das ist ein Schädel. Ein Totenschädel, John. Ja, ein Totenschädel, der sich aus dem Blut des Engels geformt hat. Mein Gott!« Sie trat einen Schritt zurück, als wäre sie von einer wahnsinnigen Angst durchflutet worden. »Ich packe das nicht. Es ist grauenhaft, John, wirklich…«
    Ich hörte ihren Worten
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