Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0927 - Reigen der Paratender

Titel: 0927 - Reigen der Paratender
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Freiwillig, versteht sich. Ich bin der erste Interessent. Wieviel verlangst du?"
    Taddas hob seine Hand. An einem Finger funkelten die Ziffern der Ringuhr.
    „Wie lange, welche Folgen?" fragte er geschäftsmäßig. Scrugg unterdrückte seine Empfindungen; halb schauderte er, halb war er davon entsetzt" daß es Menschen gab, die sich freiwillig für einen solchen Versuch zur Verfügung stellten - gegen Bezahlung.
    Scrugg erklärte: „Ich bin kein Schurke. Wenn Sie die Hälfte dieser Menge nehmen, werden Sie für etwa zehn Minuten ein willenloses Objekt sein."
    „Ich befehle dir sicher nicht, dich oder jemand anderen umzubringen", beschwichtigte Corbeddu.
    „Das wurde ich verhindern", rief der Wirt. „Los, fangt an. Ihr haltet das Geschäft auf."
    Derjenige, der Scrugg Tonias und Dalaniekay über Munarquon aufgeklärt hatte, hatte Einschränkungen machen müssen. Die Wirkung auf menschliche Wesen war bekannt und getestet. Falls es sich um nichtmenschliche Sternenvölker beziehungsweise deren Angehörige handelte, waren gefährliche Entwicklungen möglich. Man hatte ihn davor gewarnt, Munarquon bei Mutanten anzuwenden, denn in diesen Fällen waren Folgen wahrscheinlich, die keine Kontrolle mehr zuließen.
    Eine Geldnote wechselte den Besitzer. Die Gespräche in der Bar hatten fast völlig aufgehört. Ein erwartungsvolles Schweigen breitete sich aus. Nur die Musik ertönte noch, und der Wirt schaltete die leiser. Um die vier Personen bildete sich ein freier Raum. Scrugg ließ sich ein Glas mit Mineralwasser geben, holte ein Messer aus dem Stiefelschaft und teilte das Häufchen in zwei gleichgroße Mengen. Eine Hälfte schüttete er in das Glas, die andere verstaute er wieder in seiner Tasche. Dann hielt er Taddas das Glas hin, wandte sich an die gebannt starrenden Zuschauer und sagte: „Ihr seid Zeugen. Taddas hat sich freiwillig gemeldet. Er wird rund zehn Minuten lang alles tun, was der Ertruser ihm befiehlt. Ich mache nur diesen einen Versuch. Seht aufmerksam zu."
    „Los! Keine Ansprachen. Wir kennen unser Geschäft!" ertönte es aus den Reihen der Wartenden. Taddas ergriff das Glas und trank es in einem Zug leer. Scrugg blickte auf die Uhr und sagte: „Dreißig Sekunden Vorlauf."
    Acht Uhr abends war es inzwischen geworden. Draußen heulte ein Sturm in heftigen Stößen über die Siedlung. Einige Männer verschwanden in großer Eile in den Telekom-Zellen neben dem Toiletteneingang und riefen unbekannte Geschaftspartner an. Eine Tonne Munarquon! Trotz allen ‘Mißtrauens waren fast alle sicher, daß sich hier eines derjenigen Geschäfte anbahnte, wie sie alle fünf Jahre nur einmal vorkamen. Derjenige, der hier vermittelte oder selbst kaufte, wurde mit einer einzigen Transaktion reich. Die halbe Minute war vorbei, Scrugg hob den Kopf und griff nach seinem Glas.
    „Fertig?" fragte der Ertruser. Es war für alle deutlich zu sehen, daß mit Taddas eine starke Veränderung vorgegangen war.
    Er schien von innen heraus zu leuchten. Unzweifelhaft füllte ein starkes Glücksgefühl ihn aus. Er stand ruhig da und schien auf Stimmen seines Innern zu lauschen.
    „Versuchen Sie’s, Corbie!" knurrte Scrugg.
    „Springe auf die Theke und tanze uns etwas vor", sagte Corbeddu. „Lauter die Musik!"
    Taddas handelte augenblicklich. Er ‘warf das Glas einem unbeteiligten Gast zu, packte den nächsten Hocker und schwang sich mit einem Satz von großer Eleganz auf die steinerne Platte. Seine Füße vollführten zwischen den Gläsern einen Tanz von großer Schnelligkeit und ungewöhnlich komplizierten Schrittmustern. Seine Arme und Hände vollführten Bewegungen, die auf jeder Bühne Beifallsstürme hervorgerufen hätten. Nach etwa einer Minute rief Corbeddu: „Springe herunter, greife mich an, versuche mich zu töten."
    Wieder gehorchte der kleine, sehnige Mann mit bedingungsloser Schnelligkeit. Der Ertruser kam kaum dazu, sein leeres Glas wegzustellen, da sprang ihn bereits der kleinere an, krallte seine Hände um den muskulösen Hals und trat mit Knien und Füßen zu. Kurze Zeit lang konnte Corbeddu die Angriffe ziemlich mühelos abwehren, dann ächzte er plötzlich: „Hör auf, Taddas! Grabe dich durch den Boden! Aufhören!"
    Auch dieser Befehl wurde ohne Verzögerung befolgt. Taddas ließ sich fallen, noch immer mit dem Ausdruck der Verzücktheit in seinem braunen, faltenreichen Gesicht. Er fiel auf die Knie, packte Bodenbretter und Kunststoffplatten mit den Fingern und riß daran. Die Anstrengung mußte sehr groß
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher