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0927 - Reigen der Paratender

Titel: 0927 - Reigen der Paratender
Autoren: Unbekannt
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vorzüglich. Etwas undeutlich erwiderte Dalaniekay: „Ich kenne das Munarquon. Es ist gar kein loowerisches Gewürz.’ Ein Mann setzte sich schweigend an den Tisch. Wie alle anderen hatte auch er ein wohlgefülltes Tablett von der Essenstheke mitgebracht.
    „Das verstehe ich nicht. Ich weiß", antwortete der Tekheter in gleichbleibender Freundlichkeit, „daß Munarquon dazu dient, Aversionen abzubauen. Die Freunde Margors sagten uns allen, daß wir dadurch ungeahnte Fähigkeiten erlangen würden, und daß wir uns wohler fühlen werden als je zuvor."
    „Das ist absolut richtig", flüsterte Jennifer eindringlich. „Ich nehme gern Munarquon. Ich fühle mich wie im Traum. Meine Gedanken schweben, meine Träume tanzen, und ich kenne weder Hunger noch Schmerz. Das Leben wird so einfach. Und ich bin in der Lage, die Wahrheit zu erkennen. Ich muß die Wahrheit allen sagen, denn sie ist wichtig. Margor sagt, daß wir ihn nicht belügen dürfen."
    „Die Lüge ist widerlich!" stellte der gutaussehende Mann in Raumfahrerkleidung fest, der ihnen gegenübersaß. Dalaniekay schenkte ihm ein zögerndes Lächeln. Sie fühlte, daß sie im Begriff stand, etwas zu tun, das Ronald nicht gutheißen konnte, aber die Erinnerung verschwamm - sie entsann sich nicht mehr, worum es sich handelte. ‘ „Deshalb lüge ich nicht mehr", schränkte sie unaufgefordert ein. „Ich bin auch nicht Dalaniekay Tomas, wie ihr mich alle nennt. Ich heiße in Wirklichkeit Jennifer Thyron. Und das Munarquon ist gar nicht von uns gestohlen worden."
    Der andere Mann erkundigte sich voller Freundlichkeit: „Dann hat auch dein Freund einen anderen Namen als den, unter dem er sich eingeführt hat?"
    Der Drang zur Wahrheitsliebe war stärker als alle undeutlichen Stimmen des Verstandes, die in ihr flüsterten und miteinander stritten. Sie wollte die wahre Information allen preisgeben.
    „Er heißt Ronald Tekener-, sagte sie und trank den letzten Rest aus dem Becher. Niemand ahnte, daß auch dieses aufmunternde Getränk mit Munarquon versetzt war.
    „Du phantasierst im Munarquon-Rausch!" meinte halb desinteressiert ihr Nachbar.
    „Munarquon zwingt zur Wahrheit. Es macht willenlos und glücklich", antwortete Jennifer. Ihre Stimme hatte einen singenden Klang angenommen; sie fühlte sich unbeschwert und losgelöst. Der Mann vor ihr stand auf und machte ein unverbindliches Gesicht. „Er ist wirklich Ronald Tekener von der LFT!"
    „Sprich ruhig weiter", ermunterte er sie. „Es scheint, als ob Munarquon Wahrheiten ans Licht bringt, die von großem Interesse für Boyt Margor sind."
    Er hob das leergegessene Tablett hoch, lächelte noch einmal und ging langsam durch die Tische und Sessel zum anderen Ende der Theke. Dort schob er das Tablett in die Reinigungsöffnung und verließ die Kantine.
    Der Mann war Kommandant Haldor Trunck, ein Paratender von untadeliger Überzeugung. Er kannte den Namen Tekener und hatte die richtigen Assoziationen. Er ging in das nächste Büro und verlangte eine Verbindung nach Gäa, direkt zu Boyt Margor.
     
    *
     
    Wut und Resignation hatten Ronald Tekener übermannt, als er durch die Korridore, über Treppen und durch Parkanlagen in das Gebäude zurückging, in dem Jennifer und er lebten. Er führte unhörbare Selbstgespräche, um sich abzureagieren: Es war tiefe Nacht; rund zwanzig Stunden lang hatte er sich verstellen müssen und die Wirkungen von Mauf die Tekheter untersucht. Sie reagierten darauf wie Verrückte, sagte er sich.
    Tekener kochte vor Wut. Er fand Boyt Margor zum Speien. Ein einziger Gedanke hielt ihn noch innerhalb der Grenzen seiner Beherrschung.
    Jennifer Thyron.
    Er stieß die Tür zu der gemeinsamen Zelle auf. In der Nähe des Bettes brannte ein mildes Licht. Jennifer saß da, trug eines seiner Hemden und sah ihn strahlend an. Es war wie eine Erlösung, als sie heraussprudelte: „Ich habe heute viele Freunde getroffen. Ich habe mit ihnen gesprochen. Sie erklärten mir alles. Ich sagte ihnen die Wahrheit."
    Schweigend starrte er sie an. Seine Wut verrauchte in dem Maß, wie seine Angst wieder erwachte. Er ahnte, wie die nächsten Erklärungen lauten würden.
    „Die Wahrheit. Ich verstehe. Welche Wahrheit, Dalaniekay?" fragte er beunruhigt.
    „Wir brauchen diese häßlichen Nämen nicht mehr", flüsterte sie und machte ein schuldbewußtes Gesicht.
    „Ich habe ihnen gesagt, daß ich Jennifer Thyron-Tekener bin. Daß dein wirklicher Name Ronald Tekener ist.
    Er nahm den Schlag bewegungslos hin. Augenblicklich
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