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0923 - Die Henkerin

0923 - Die Henkerin

Titel: 0923 - Die Henkerin
Autoren: Jason Dark
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nackten Hintern und Brüste reckten sich mir entgegen.
    »Das ist es nicht, John.«
    »Was dann?«
    »Das Titelbild.«
    Ich hatte es bisher nicht so beachtet und schaute es mir jetzt genau an.
    Da konnte man keinem der Redakteure einen Vorwurf machen, denn das Bild paßte zu dieser Zeitschrift wie die berühmte Faust aufs Auge. Es zeigte allerdings eine nicht ganz nackte Frau, und trotzdem war sie ein wilder Feger; ihr draller Körper war mit einem dünnen Stoff oder dünnem Leder bedeckt. Interessante Körperpartien blieben dabei unverhüllt. Auch in der Höhe des Bauchnabels gab es eine freie Stelle, dafür aber war das Gesicht mit zwei dünnen Streifen bedeckt, die allerdings die Augen- und die Mundpartie freiließen.
    Trotz dieser Einschränkung konnte ich erkennen, daß das Gesicht der Frau einen wilden und beinahe kämpferischen Ausdruck hatte. Es wurde von einer mächtigen Mähne aus Haaren umgeben, und zum kämpferischen Ausdruck paßte auch die Waffe, die sie in der rechten Hand hielt, denn es war eine scharfe Machete.
    Ich wußte nicht, was dem Bretonen so sauer aufgestoßen war. Das Bild paßte ins Konzept, und ich schob Godwin die Zeitschrift wieder rüber. »Nun ja, sie ist nicht eben jedermanns Geschmack, aber die Zeiten haben sich eben geändert.«
    »Das weiß ich auch«, sagte er leise. »Ich bin auch nicht überrascht, daß es diese Art von Zeitungen überhaupt gibt, mir geht es dabei um etwas anderes.« Er tippte auf das Bild.
    »Um was denn?«
    »Ich kenne diese Frau.«
    »Gratuliere, Godwin, alle Achtung!« Noch immer sah ich die Sache locker, änderte mein Verhalten allerdings, als ich sein Kopfschütteln sah und auch den verzweifelten Blick der Augen. »Nein, nein, so darf man es nicht sehen.«
    »Wie denn?«
    Er flüsterte mir den nächsten Satz zu, und der haute mich beinahe vom Stuhl. »Ich kenne die Frau, weil ich sie vor einigen Hundert Jahren selbst umgebracht habe…«
    ***
    »Ach du Scheiße!« entfuhr es mir, aber ich konnte nicht darüber lachen, dazu war meinem Gegenüber die Sache zu ernst, denn er sah mich scharf, aber auch gequält an.
    »Hast du es gehört, John?«
    »Ja.«
    »Ich bin der Mörder dieser Frau gewesen, die sich damals Carlotta d'Arroyo nannte und mit Don Alfonso verheiratet war, meinem Freund.«
    Ich schwieg zunächst und zog dabei das Heft wieder an mich. Diesmal schaute ich mir das Cover länger an und fragte dabei: »Du hast dich nicht geirrt, mein Freund?«
    »Nein, habe ich nicht.«
    »Trotz dieser Gesichtsstreifen?«
    »Ja. Ich hätte sie unter Tausenden von Personen wiedererkannt, sie ist eine besondere Frau gewesen, aber im Sinne des Teufels und des Bösen.«
    Jetzt wurde es interessant, und ich nickte meinem Freund aus dem Mittelalter zu. »Das ist der Punkt, Godwin, wo wir beide mal nachdenken sollten.«
    »Nicht nur das, auch reden.«
    »Dann hast du mir etwas zu erzählen.«
    »Und ob.«
    »Dann los!«
    In den folgenden Minuten bekam ich eine so abenteuerliche Geschichte zu hören, die fast alles auf den Kopf stellte, aber gerade deshalb auch wieder glaubhaft war. So etwas konnte man zwar erfinden, aber nicht auf die Schnelle, und ich glaubte dem Mann aus Frankreich jedes Wort, das sah er auch meinem Blick an.
    »Du zweifelst also nicht, John?«
    »Nicht bei dir.«
    Er schaute vor sich hin und nickte. »Dafür bedanke ich mich. Alles, was ich dir gesagt habe, entspricht den Tatsachen. Ich habe dir nichts verschwiegen, es ist wahr, John. Ich habe mir ihre Leiche angesehen, die zerschmettert und verbrannt war. - Und jetzt sehe ich sie normal vor mir! Nach so langer Zeit - und unversehrt!«
    Ich wollte erst sagen, Wenn sie es ist, aber ich hielt mich zurück und nickte nur.
    »Sie hat überlebt«, flüsterte er.
    »Wie?«
    »Das weiß ich nicht.« Er hob die Schultern. »Als sie fiel, schrie sie etwas vom Teufel. Sie war ein besonderes Weib, eines mit Feuer im Blut. Sie war ein Vulkan, das hat sie selbst gesagt, und sie wollte viele, viele Männer haben.«
    »Das gibt es, mein Freund. Man nennt sie Nymphomaninnen.«
    »Kann sein, bei ihr war es anders. Da ist dann noch etwas hinzugekommen, John.«
    »Der Teufel?«
    »Ja«, flüsterte er, »der Pakt mit dem Bösen.« Er wies auf die Waffe. »Mit ihr hat sie mich vernichten wollen. Mit dieser Waffe, die mir fremd war.«
    »Sie heißt wohl Machete.«
    »Wie auch immer, sie hat sie mit in die neue Zeit gebracht, und wahrscheinlich hat sie sie schon eingesetzt.«
    Ich dachte über diese Worte nach, die durch
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