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0923 - Die Henkerin

0923 - Die Henkerin

Titel: 0923 - Die Henkerin
Autoren: Jason Dark
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denn?«
    »Kann ich dir nicht sagen, Godwin. Du solltest es probieren.«
    »Einverstanden.«
    Bei einer jungen Bedienung bestellten wir das Bier und warteten ab. Die Kühle hier tat gut, das wußten auch andere Gäste, denn das Lokal war beinahe voll. Die beiden Kellnerinnen hatten alle Hände voll zu tun, aber sie machten ihre Sache gut, denn unser Bier kam ziemlich schnell, und der Schaum zischelte noch leise.
    »Das ist aber eine Menge«, sagte der Bretone.
    »So muß es auch sein.« Ich hob das Glas an, an dessen Außenseiten Kondenswasser entlangrann.
    »Zum Wohle, sage ich mal.«
    »Ja, gern.«
    Wir tranken, und wir genossen beide, was ich mit einem Blick auf Godwin feststellen konnte. Als er das Glas schließlich absetzte, da zeigte sein Mund ein breites Lächeln, und Godwin nickte mir einige Male zu. »Du hast recht gehabt, John, wirklich, recht gehabt. Dieses Bier ist eine Wohltat.«
    »Ich weiß Bescheid.«
    »Trinkst du gerne Bier.«
    »Eigentlich schon, vor allen Dingen, wenn es heiß ist.«
    »Dann immer?«
    Ich grinste und kolportierte nicht den bekannten Werbespruch, den ich aus dem deutschen Fernsehen kannte, sondern nickte nur.
    »Daran könnte ich mich auch gewöhnen.« Er schmunzelte. »Ich denke, daß dem Abbé das Bier ebenfalls schmecken würde.«
    »Das ist durchaus möglich.«
    »Tja.« Er schaute sich um, und in seine Augen trat ein bestimmtes Leuchten. »Wenn ich mir so die Frauen hier anschaue und sie mit denen vergleiche, die ich aus meiner Zeit kenne, so kann ich nur sagen, daß man das überhaupt nicht vergleichen kann. Die sind so anders geworden, die sind mir nicht fremd, denn Frauen bleiben Frauen, aber ihre lockere Kleidung ist schon gewöhnungsbedürftig.«
    »Gefällt sie dir denn?«
    »Da fragst du noch?«
    »Na ja, mancher regt sich darüber auf.«
    »Dann ist er kein Mann, John.«
    »Stimmt auch wieder.« Der Bretone verblüffte mich wieder einmal mit seiner simplen aber durchaus treffenden Logik, und er nahm auch den zweiten und dritten Schluck mit Genuß. Als er das Glas abstellte, drehte er sich mir zu. »Soll ich dir mal was sagen, John?«
    »Wenn du willst.«
    »Ja, das will ich.« Es war ihm ernst, das sah ich ihm an. »Hier gefällt es mir sehr gut. Sogar wunderbar.« Er schaute einer jungen Frau nach, die ein sehr kurzes, geblümtes Sommerkleid trug, das auch oben sehr locker um ihren Körper fiel, so daß die Brüste bei jedem Schritt wippten.
    Ich räusperte mich, und er der Bretone verrenkte sich fast den Kopf. »Was hast du damit gemeint, daß es dir hier gut gefällt? Meinst du dieses Café?«
    »Das auch.«
    »Und weiter…«
    »Alles hier in deinem Land, in deiner Stadt. Ich sehne mich nicht zurück.«
    »Aha«, sagte ich und schnippte mit den Fingern. »Das wird dem Abbé kaum gefallen.«
    »Du wirst doch nicht petzen.«
    »Nein, das auf keinen Fall. Wenn schon, dann mußt du es ihm wirklich persönlich sagen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Das werde ich nicht, John, auf keinen Fall. Er und die Templer haben viel für mich getan, ich bin ihnen etwas schuldig, werde auch bei ihnen bleiben, aber man kann ja auch gewisse Träume haben.«
    »Sicher, die hat wohl jeder von uns. Ich würde sagen, daß der Abbé schon irgendwann etwas merkt und die richtigen Schlüsse zieht. Ich denke, daß er dich dann für bestimmte Aufgaben einsetzen wird. So könnte es durchaus sein, daß du mal ins Ausland geschickt wirst. Du lernst andere Länder und Städte kennen, so daß du Vergleiche anstellen kannst.«
    De Salier verengte die Augen. Er war skeptisch und fragte nur: »Meinst du?«
    »Bestimmt.«
    »Was macht dich denn so sicher?«
    Ich mußte lachen. »Ich kenne den Abbé, und ich weiß genau, was er sich vorgenommen hat. Er sucht immer wieder gute Männer im Kampf gegen das Böse, und du wirst einer seiner besten Leute werden. Daran glaube ich felsenfest.«
    »Gesagt hat er es mir noch nicht.«
    »Das wird noch kommen.«
    Er hob die Schultern und griff zu seinem Glas. Noch war das Bier kalt, und er trank den Rest mit einem gewaltigen Schluck, als hielte er ein Füllhorn in der Hand, dessen Inhalt er in die Kehle schießen ließ. Das leere Glas stellte er wieder weg.
    »Noch ein Bier?« fragte ich.
    »Nein, auch wenn es mir schmecken würde. Aber darauf möchte ich jetzt verzichten.«
    »Gut, Godwin. Kommen wir zu einem anderen Thema. Wie hast du dir den Fortlauf des Tages vorgestellt? Möchtest du noch etwas Bestimmtes sehen? Sollen wir in Museen gehen oder Madame Tussod's
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