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0916 - Feuerengel

0916 - Feuerengel

Titel: 0916 - Feuerengel
Autoren: Jason Dark
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ätzend und widerlich, hatte von dem Zimmer Besitz ergriffen.
    Sie schwebte weiter. Hob dabei die Arme an, als wollte sie der Decke entgegenfliehen, über die plötzlich Schatten wie düstere Wolken entgegenglitten und auch von ihr Besitz ergriffen. Die Schatten sanken nach unten, sie quollen ihren ausgestreckten Händen entgegen und überspülten sie.
    Lino wußte auch nicht, was ihn dabei überkam, denn er öffnete den Mund und stellte mit krächzender Stimme eine Frage. Er rief nur einfach ihren Namen. »Leila…?«
    Keine Antwort.
    »Wer bist du?«
    Sie lachte und senkte den Kopf. »Ich habe dich gefangen, ich habe dich gefangen, ich will dich, ich habe dich bekommen. Du gehörst jetzt mir. Ich bin einmal sie und einmal die andere. Ich komme wieder, ich besuche jeden, der auch mich besucht hat…«
    Dann schwebte sie weg.
    Lino Davenport schloß die Augen. Nur für einen Moment. Als er sie nach wenigen Sekunden öffnete, war das Zimmer leer. Nur er befand sich darin. Leila dagegen schien sich in Luft aufgelöst zu haben…
    ***
    Ich lebe! Ich lebe tatsächlich noch! Verdammt noch mal, ich bin nicht tot!
    Diese Gedanken schossen ihm durch den Kopf, aber sie erreichten ihn erst nach einigen Minuten. So lange hatte er noch neben dem Bett gesessen und ins Leere gestarrt.
    Es war eigentlich furchtbar, und er kam mit seinem eigenen Schicksal nicht zurecht. Irgendwann kroch er weiter auf das Fußende des Bettes zu, wobei er den Untergrund mit seinen verletzten Händen so wenig wie möglich berührte. Er hatte die Arme dabei angewinkelt und stützte sich auf den Ellenbogen ab. Sein Mund stand weit offen. Speichel rann daraus hervor, er tropfte zu Boden, aber aus den Wunden an den Innenflächen seiner Hände floß nicht ein Tropfen Blut. Sie waren verkohlt, verbrannt, vom nicht faßbaren Feuer gezeichnet, von einer Höllenglut, von einem Teufelshauch.
    Er kam auf die Füße.
    In gebückter Haltung starrte er auf seine Kleidung und schüttelte den Kopf. Lino wußte, daß er nicht nackt nach draußen laufen konnte. Er mußte sich anziehen, zumindest so bedecken, daß er nicht unbedingt den anderen auffiel.
    Stöhnend holte er Luft. Seine Umgebung blieb nicht mehr starr und normal. Sie schwamm vor den Augen, als wäre sie einfach nur hinweggelaufen.
    Er ließ sich auf das Bett fallen. Der Rücken war kalt, die Hände brannten, und trotzdem hatte er den Eindruck, kein Gefühl mehr in ihnen zu spüren.
    Die Welt hatte sich für ihn verändert. Sein Leben würde er nicht mehr so weiterführen können, wie er es bisher gelebt hatte. Alles war verändert worden, alles zeigte sich in einem irren Durcheinander.
    Die Regeln verschwammen, nichts würde mehr so sein wie sonst, und er zog sich tatsächlich an, wobei er sich durch seine Gedanken von den Schmerzen ablenkte, die doch immer wieder durch seine Arme schossen und einfach nicht zu halten waren.
    Die Unterwäsche, das Hemd, die Hose, deren Reißverschluß er mit spitzen Fingern zuzog. Dabei merkte er, daß er in den Fingern kein Gefühl mehr spürte, nur störte ihn das nicht. Noch die Jacke umhängen, dann konnte er gehen.
    Mit taumelnden Schritten näherte er sich der Tür. Plötzlich fiel ihm ein, daß sie ja abgeschlossen war. Er würde nicht rauskommen und für immer ein Gefangener bleiben, zumindest so lange, bis Leila es sich anders überlegt hatte und ihn befreite.
    Lino schaffte es, vor der Tür stehenzubleiben. Er traute sich allerdings nicht, die Klinke mit den Händen zu berühren. So hob er seinen Arm an und berührte mit dem Ellbogen die Klinke.
    So ließ sie sich bewegen.
    Es gab ihm Mut. Er klemmte den Ellbogen zwischen die Klinke und dem Holz der Tür ein, gab den Druck nach innen und schrie vor Freude auf, als er sah, wie sich die Tür öffnete.
    Frei! Endlich frei!
    Lino Davenport dachte nicht mehr. Er reagierte nur noch automatisch. Er war jetzt kein richtiger Mensch mehr. Er fühlte sich wie eine Kreatur, die nach langer Gefangenschaft endlich in die herrliche Freiheit entlassen worden war.
    Und so stolperte er nach draußen.
    Es gab keinen Flur, kein anderes Zimmer, er konnte direkt in die Natur hineinlaufen, die hier noch in Ordnung war.
    Er sah sogar das grüne Wasser des kleinen Teichs in der Nähe schimmern und die Büsche und Bäume, die am Ufer standen. Jetzt war er auf dem Weg zum Auto.
    Mit ihm war er gekommen, mit ihm wollte er auch wieder los. Trotz seiner Hände mußte er sich überwinden und sich hinter das Steuer setzen. Er fuhr einen
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