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0915 - Die Rückkehr des Schrecklichen

0915 - Die Rückkehr des Schrecklichen

Titel: 0915 - Die Rückkehr des Schrecklichen
Autoren: Christian Schwarz
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da gefunden.« Nicole hob die gelbe Straußenfeder hoch. »Die hatte er auf seinem Barett.«
    Zamorra kniff die Augen leicht zusammen, stand auf und kam um den Tisch herum. Nachdenklich betrachtete er die Feder, nahm sie Nicole aus der Hand und strich mit dem Zeigefinger darüber.
    Dann legte er sie auf den Tisch. »Komm«, sagte er. »Das dürfen wir nicht auf die leichte Schulter nehmen. Wir müssen das dringend überprüfen.«
    »Zeitschau?«
    »Zeitschau.«
    Der Professor hob die rechte Hand in die Luft. Er rief das Amulett. Soeben hatte es noch im Hochsicherheitssafe gelegen, der im Arbeitszimmer in die Wand eingelassen war und nun materialisierte es in Zamorras Hand.
    »Was hast du, Cheri? Warum starrst du die Blechscheibe so an?«
    »Hm. Seltsam. Normalerweise erscheint Merlins Stern übergangslos in meiner Hand. Aber gerade, da hat es mindestens eine halbe Sekunde gedauert.« Zamorra schüttelte den Kopf. »Eine halbe Sekunde, verstehst du?«
    »Natürlich verstehe ich. Ich bin schließlich kein Mann.« Nicole funkelte ihn böse an, ihr Tonfall war für einen Moment so aggressiv wie ein angreifender Tiger. Und genau diesen Eindruck machte sie auf Zamorra. Doch sie nahm sich umgehend zurück.
    »Es geht also weiter«, sagte sie in normalem Tonfall.
    Der Meister des Übersinnlichen reagierte nicht auf diesen kurzen Wutausbruch. Er wusste genau, von was seine Geliebte sprach. Seit Merlins Tod war das Amulett noch unzuverlässiger geworden, geradezu unberechenbar. Irgendetwas ging mit der »Blechscheibe«, vor, wie die magische Waffe schon mal despektierlich von ihren beiden Besitzern genannt wurde. Wahrscheinlich hing es ursächlich mit Taran zusammen. Zamorra hatte aber nicht die leiseste Ahnung, wie es dem Amulettbewusstsein momentan ging, denn Taran reagierte auf keinerlei Ansprache, er wollte keinen Kontakt. Nicole war sogar schon der Gedanke gekommen, dass Taran mit Merlins Tod ebenfalls gestorben sein könnte, aber das glaubte Zamorra nicht. Es war allerdings tatsächlich eher ein Gefühl als Wissen.
    Nicht nur deswegen spielte er mit dem Gedanken, das Amulett demnächst mal von Asmodis durchchecken zu lassen. Der besaß ja genügend Amulett-Erfahrung, da er sich eine Zeit lang einiger Vorgängermodelle bedient hatte, zudem war er Merlins Bruder und wies verwandte Magie-Strukturen auf. An sich fand Zamorra die Idee nicht schlecht. Aber Nicole hatte Gift und Galle gespuckt, als er seine Absicht geäußert hatte. [1] Sie traute dem Ex-Teufel noch immer keine Handbreit über den Weg.
    Zamorra und Nicole bestiegen den Südturm. Der Meister des Übersinnlichen versetzte sich in Halbtrance und aktivierte die Zeitschau des Amuletts. Im Zentrum von Merlins Stern erschienen umgehend bewegte Bilder, die allerdings rückwärts liefen. Sie zeigten, was in den letzten 24 Stunden hier passiert war. Das heißt, sie hätten auch die Geschehnisse gezeigt, die noch viel weiter in der Vergangenheit lagen, aber weiter als 24 Stunden konnte Zamorra nicht vordringen. Denn das Amulett entzog ihm während dieses Vorgangs Kraft. Und je tiefer es in die Vergangenheit tauchte, desto mehr benötigte es. 24 Stunden waren die gerade noch vertretbare Grenze, danach begab sich Zamorra in akute Lebensgefahr.
    Die Bilder im Amulettzentrum waren winzig klein. Doch Merlins Stern projizierte sie gleichzeitig lebensgroß in die Gehirne der Betrachter. So konnte ihnen kein Detail entgehen.
    »Was denn, jetzt schon Action?«, fragte Nicole verblüfft. Und es verschlug ihr schlichtweg den Atem, so wie dem Professor auch.
     
    Zeitschaubilder:
    Leonardo stand auf dem Südturm, starrte durch die Zinnen über die nächtliche Landschaft hinweg und lachte plötzlich los. Gegenstand seiner Erheiterung war eine hell lodernde Flamme, die sich hinter dem Wald, auf den Wiesen vor der Loire, in den Himmel schraubte und ständig größer wurde. Bald schon waren es vier, fünf, ein Dutzend, bis Leonardo schließlich nur noch ein einziges, mächtiges Feuer wahrnahm. Und wenn er genau hinschaute, konnte er dann nicht kaltes, blaues Leuchten inmitten der Feuerhölle wahrnehmen?
    »So ist es recht, meine Dämonen«, flüsterte er und in seinen Augen spiegelte sich fanatischer Glanz. »Ihr leistet ganze Arbeit, fürwahr. Das ganze verdammte Dorf soll dem Erdboden gleich gemacht werden, niemand von denen soll entkommen. Wer sich zu Handlangern meiner Feinde macht, ist selbst mein Feind und wird gnadenlos vernichtet.«
    »Eine ganz und gar vernünftige Einstellung,
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