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0915 - Die Rückkehr des Schrecklichen

0915 - Die Rückkehr des Schrecklichen

Titel: 0915 - Die Rückkehr des Schrecklichen
Autoren: Christian Schwarz
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hatte es mehr als verdient, wenn es endlich jemand ans Messer lieferte.
    Die Lauernde starrte auf die mächtigen, schwarzen Schatten, die das hervortretende Mondlicht plötzlich auf den Innenhof malte. Die Schatten bildeten die Stallungen nach, in deren Schutz sie wartete, wenn auch reichlich verzerrt.
    Das seltsame grüne Leuchten, das unter dem Türspalt hervorgedrungen war, ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Immer wieder drängte es sich vor ihr geistiges Auge, das regelmäßige Pulsieren, so, als würde sich ein riesiges Herz hinter der Tür zusammenziehen und wieder entspannen. Zusammenziehen und wieder entspannen. Zusammenziehen - und diese Bewegungen durch Kaskaden unheimlichen Lichts dokumentieren.
    Auch das grässliche Stöhnen, das sie in diesem Pulsieren zu hören geglaubt hatte, hatte sich tief in ihr Bewusstsein eingegraben. Selbst bei Tag ließ es sie nicht mehr los. Kaum einmal, dass sie sich davon ablenken konnte. Das Essen schmeckte ihr nicht mehr.
    Etwas Furchtbares ging vor auf Dumbarton Courte. Aber was? Sicher war nur eines: Er war dafür verantwortlich.
    Die Gedanken der Frau wanderten weiter. Höchstwahrscheinlich hatte auch Sir Donalds Porträt etwas damit zu tun, dieser unendlich alte, vermoderte Ölschinken, den garantiert noch der letzte Saurier gemalt hatte. Momentan konnte sie den Zusammenhang aber nicht erkennen. Noch nicht.
    Deswegen musste sie einfach mehr wissen. Bisher hatte sie allerdings nicht die Zeit gehabt, sich näher damit zu beschäftigen. Andere Dinge waren wichtiger gewesen.
    Die Frau zog die schwarze Skimütze zurecht, in der es nur zwei enge Schlitze für die Augen gab.
    Ein Pferd schnaubte leise im Stall hinter ihr, ein Käuzchen schrie dumpf, in den alten Mauern Dumbartons knisterte und knackte es. Immer wieder schrak die Wartende zusammen, wenn die Geräusche kurz und laut, fast wie ein Schuss, kamen. Sie hätte nicht gedacht, dass ein nächtliches, friedlich daliegendes Landgut so viele Geräusche produzierte, wenn man sich nur darauf konzentrierte.
    Sie gähnte. Es war bereits nach Mitternacht. Langsam kam die Müdigkeit. Und die Kälte in ihrem Innern wurde fast unerträglich. Wartete sie hier umsonst?
    Nein!
    Eine leicht geduckte Gestalt ging langsam über den Hof. Sie nutzte eine Phase tiefer Dunkelheit, da der Mond gerade hinter den jagenden Wolken verschwunden war. Und sie hielt sich zusätzlich im Schutz der Hausmauern. Die junge Frau beglückwünschte sich, dass sie so lange hier ausgeharrt hatte. Denn nur, weil sich ihre Augen längst an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte sie den Mann erkennen. Ansonsten wäre er ihrer Aufmerksamkeit sicher entgangen. Denn er bewegte sich routiniert und nahezu unsichtbar.
    Das Herz der jungen Frau klopfte hoch oben im Hals. Einen Moment zögerte sie. Doch dann heftete sie sich an die Fersen des Mannes. Er schlüpfte durch die kleine Pforte an der Südseite des ummauerten Landsitzes, direkt in einer schwer einsehbaren Ecke neben dem Haupthaus gelegen. Als die junge Frau sich getraute, die nach altem Holz riechende Tür ebenfalls einen Spalt aufzuziehen, wäre ihre selbst auferlegte Mission fast schon wieder zu Ende gewesen. Denn im Schatten-, Baum- und Strauchgewirr des angrenzenden Parks, der sich weit über einen Hügel zog, hätte sie ihr Opfer beinahe verloren. Nur ein purer Zufall setzte sie erneut auf seine Spur.
    Gerade eben befreite sich nämlich der Mond wieder mal von seinem Wolkenkleid und tauchte die Landschaft in silbriges Licht.
    Sie huschte hinterher, Sträucher und Bäume als Deckung benutzend. Es war gar nicht so schwierig. Denn je weiter sich der Mann von den Gebäuden entfernte, desto sorgloser wurde er. Kurze Zeit später tauchte er in das angrenzende Waldgebiet, das sich kilometerweit erstreckte und Teil des Dumbarton'schen Besitzes war.
    Die Verfolgerin verfluchte alle Heiligen, als sie ebenfalls in den Wald eintauchte und sich an eine Tanne drückte. Vor ihr war nichts als Gesträuch und dicht stehende Bäume, eine dunkle Wand, aus der sich nur langsam erste Konturen schälten.
    Die Frau hatte zwischenzeitlich Angst vor der eigenen Courage und war froh, ohne Gesichtsverlust vor sich selbst wieder umkehren zu können. Es war unheimlich hier.
    Aber das Schicksal hatte etwas Anderes mit ihr vor. Plötzlich sah sie einen Lichtstrahl weiter vorne zwischen den Bäumen. Ein schmaler Finger, der über Stämme, Büsche und Zweige wanderte und ihr keine Wahl ließ, als nun doch weiterzumachen.
    Also arbeitete
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