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0907 - Die blutenden Bäume

0907 - Die blutenden Bäume

Titel: 0907 - Die blutenden Bäume
Autoren: Jason Dark
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sie mußten diese Elke gesehen haben. Ihn, den Mann, übersahen sie, ebenso wie den Wirt, der mit einem geschniegelten Kerl zusammensaß und über bestimmte Mengen an Bierlieferungen diskutierte.
    Die vier Arbeiter verschwanden. Der Biervertreter hatte sein linkes Hosenbein in die Höhe geschoben und kratzte mit dem Fingernagel über die Wade.
    Fritz Raskin wollte weg, und er räusperte sich so laut, daß auch der Wirt aufmerksam wurde.
    »Oh, Herr Raskin, ich hatte Sie nicht gesehen.«
    »Könnte ich die Rechnung haben?«
    »Schon so schnell?«
    »Ja, ich muß weg.«
    »Sie haben einen Moment Zeit?« wandte sich der Wirt an den Geschniegelten.
    »Aber immer.«
    An der Theke standen die beiden Männer zusammen, und Fritz Raskin flüsterte dem Besitzer zu, daß er etwas Nasenbluten gehabt hatte und ein Laken verschmutzt war. »Ich werde Ihnen auch den Schaden be…«
    »Nein, nein, das lassen Sie mal. Sie sind schließlich Stammgast bei uns. Wenn Sie zurückkommen, ist wieder alles okay.«
    »Danke sehr.«
    Der Wirt wartete, bis die Kasse die Rechnung ausgespuckt hatte und fragte: »Wo soll es denn so plötzlich hingehen?«
    Auch da hatte sich Raskin schon eine Ausrede zurechtgelegt. »Ich muß nach Nürnberg. Von der Kollegin habe ich erfahren, daß für morgen ein Meeting angesetzt wurde. Na ja, da muß man eben erscheinen.«
    »Das denke ich auch.«
    Raskin erhielt die Rechnung, zahlte und legte noch einen Zehner Trinkgeld für das Zimmermädchen drauf.
    »Ich werde es Anna geben.«
    »Danke, das ist nett.«
    Beide Männer reichten sich die Hände. Fritz Raskin bekam die guten Wünsche des Hoteliers mit auf den Weg und hätte jubeln können, als er die Treppe hinter sich gelassen hatte und neben seinem Toyota stand.
    Es hatte alles so wunderbar geklappt, so reibungslos, und die Nutte war wohl nicht zu den Bullen gerannt, sonst wären die schon bei ihm erschienen. Möglicherweise hatte sie auch selbst Dreck am Stecken.
    Er startete. Eigentlich hätte er in die entgegengesetzte Richtung gemußt, aber er fuhr zunächst in Richtung Autobahn, nach Osten. Es war besser so, falls der Wirt ihn beobachtete.
    Der Ort lag schnell hinter ihm. Als er das Schild passiert hatte, fing er laut an zu lachen.
    »Geschafft!«
    ***
    Ich hatte die dunklen Vögel gesehen und wußte, daß es keine Spatzen waren. Es waren Krähen, Raben oder auch Elstern gewesen, eben die, die mich auch attackiert hatten. Auf der Fahrt nach Heroldsbach suchte ich immer wieder den Himmel nach ihnen ab, aber sie blieben verschwunden.
    »Was willst du von den Tierchen?« fragte mich Harry Stahl.
    Ich grinste schief. »Tierchen ist gut. Ich würde sie gern wiedersehen.«
    »Warum?«
    »Vielleicht sind sie in der Lage, uns den Weg zum Ziel zu weisen.«
    »Das mußt du mir genauer erklären.«
    »Wir suchen einen Wald.«
    »Ja, mit blutenden Birken.«
    »Genau. Ich könnte mir vorstellen, daß dieser Wald auch die Heimat der Vögel ist. Wenn wir sie sehen, dann wissen wir unter Umständen, wo wir den Wald finden können.«
    »Gut gedacht.«
    »Danke.«
    »Aber das werden uns auch Menschen sagen können.«
    »Bist du sicher?« fragte ich. »Ja.«
    »Mal sehen.«
    »John, so etwas spricht sich doch herum. Gerade hier auf dem Land kann doch niemand etwas für sich behalten. Auch wenn wir Fremde sind, werden wir es herausbekommen. Da mache ich mir überhaupt keine Sorgen.« Er deutete auf die rechte Seite, wo das gelbe Schild mit dem Namen Heroldsbach in die Höhe stand. »Wir sind fast da.«
    Das stimmte, denn im Ort waren wir. Jetzt brauchten wir nur noch das kleine Hotel mit der Gastwirtschaft zu finden, von der diese Elke gesprochen hatte.
    Es sollte auf der rechten Seite liegen. Noch standen die Häuser nicht zu dicht.
    Harry entdeckte das Ziel vor mir. Mit dem Daumen deutete er nach rechts. »Da ist es schon.«
    Der Bau lag nicht direkt an der Straße, sondern etwas versetzt. Wir mußten auf einen relativ breiten Platz rollen, der mit Schottersteinen belegt war. Er hörte dort auf, wo die Bruchsteinmauer des Hauses begann, das in der Mitte von einer Treppe geteilt wurde. Die Stufen führten von zwei verschiedenen Seiten auf die Eingangstür zu. Ein Geländer aus Schmiedeeisen sicherte die Treppe nach außen hin ab.
    Harry stellte den Opel neben einem Mercedes ab, auf dessen Karosserie die Sonne schien. Bäume spiegelten sich auf dem hellblauen Dach des Wagens. Wir sahen das Geäst, aber keine Blätter, und es tropfte auch kein Blut herab.
    Wir nahmen die linke
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