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0907 - Die blutenden Bäume

0907 - Die blutenden Bäume

Titel: 0907 - Die blutenden Bäume
Autoren: Jason Dark
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mehr kann und darf ich ihnen nicht sagen.«
    »Verstehe.« Der Mann beugte sich uns wieder zu. Seine Tochter servierte das Essen, und Kantmüller wollte uns allein lassen, wir aber baten ihn, zu bleiben, denn wir konnten uns auch während des Essens unterhalten. So fragten wir ihn, was dieser Fritz für ein Mensch war.
    »Er heißt ja Fritz Raskin mit vollem Namen. Soviel ich weiß, arbeitet er als Vertreter.«
    »In welcher Branche?« fragte ich.
    »Buchhandel.«
    Damit konnten wir nicht viel anfangen. Mir schmeckte zunächst einmal das wirklich gute Essen, und so stellte Harry die nächste Frage. »Sagen Sie, Herr Kantmüller, wie oft ist dieser Fritz Raskin bisher bei Ihnen abgestiegen?«
    »Einige Male im Jahr kommt er. Ich habe ihn als einen Stammgast angesehen. Ich hatte auch nie Ärger mit ihm. Er hat immer seine Rechnungen beglichen, er hat auch einiges verzehrt. Heute allerdings ist er überstürzt abgereist. Zuvor ist er mit einer Kollegin, einer gewissen Elke, auf dem Zimmer gewesen. Sie hat allerdings noch vor ihm das Haus verlassen. Bevor er ging, habe ich noch mit ihm gesprochen und von ihm erfahren, daß er nach Nürnberg wollte, zu einem rasch einberufenen Meeting, wie er sich ausdrückte.«
    Wir lächelten beide, und der Wirt fragte uns, ob etwas nicht stimmte.
    »Nein, nein«, sagte ich, »alles in Ordnung.«
    Der Mann trank einen Schluck Weizenbier. »Wenn ich ehrlich sein soll, dann ist es schon etwas seltsam gewesen. Er hat mir noch erzählt, daß sein Bettlaken oben im Zimmer blutbefleckt sei.«
    »Bitte?« rief ich.
    »Nasenbluten.«
    »Aha. Und das Laken befindet sich noch oben.«
    »So ist es. Anna, unser Zimmermädchen bezieht die Betten erst am Nachmittag.«
    Unsere Teller waren beinahe leer. »Können wir uns das Zimmer denn mal ansehen?« fragte ich.
    »Wenn Sie wollen - klar.«
    »Danke, das wäre nett.« Ich deutete auf den Teller. »Sagen Sie der Köchin, Herr Kantmüller, daß dieses Essen köstlich war.«
    »Werde ich machen.«
    Auch Harry hatte seinen Teller geleert. Auf den angebotenen Schnaps verzichteten wir, ich trank allerdings noch einen kräftigen Schluck Weizenbier, bevor ich mich erhob und den beiden Männern zu einer Seitentür hin folgte.
    Kantmüller gab noch seiner Tochter Bescheid, daß sie die Bedienung übernehmen sollte, dann stiefelte er vor und die schmale Treppe hoch, die teilweise vom Sonnenlicht beschienen wurde, das durch ein Fenster am ersten Treppenabsatz fiel.
    Oben im Gang war es düsterer. »Er hat immer das letzte Zimmer bewohnt«, erklärte Kantmüller.
    Die Tür war nicht verschlossen. Kantmüller drückte sie auf, betrat das Zimmer und zerrte erst mal die Vorhänge auf, damit Licht hereinfiel.
    Wir schauten uns um. Auch das Bett lag jetzt im Licht. Es war hell bezogen worden, und deshalb fielen die dunklen Flecken auf dem Stoff sofort auf.
    Harry hatte sich gesetzt und sich zur Seite gebeugt, um die Flecken besser erkennen zu können. »Das Blut ist noch feucht, John.«
    »Dann ist er noch nicht lange weg. Möglicherweise sind wir ihm sogar begegnet.«
    »Er fährt einen Toyota«, erklärte der Wirt.
    Auf die einzelnen Fahrzeuge hatten wir nicht geachtet. Ein Ferrari wäre uns aufgefallen, aber kein Toyota?
    »Glaubst du an Nürnberg?« flüsterte Harry.
    »Nein, dorthin wird er bestimmt nicht gefahren sein. Dieser Raskin ist nicht dumm. Er wird bewußt eine falsche Spur gelegt haben. Sein eigentliches Ziel sind wohl…«
    »Du meinst die blutenden Birken.«
    »Genau.«
    Harry Stahl stand vom Bett auf. Mit gesenktem Kopf durchschritt er das Zimmer und entdeckte weitere Blutflecken auf dem Teppich. Er machte uns darauf aufmerksam. Während ich es kommentarlos hinnahm, fing Kantmüller an zu schimpfen. »So eine Sauerei! Wenn es wirklich Blut ist, dann wird es schwer werden, den Teppich zu reinigen. Mal sehen, was Anna da mit ihren Putzmitteln schafft.«
    Die Blutspuren waren auf dem Teppichstück vor dem Bett zu sehen. Im Bad schauten wir ebenfalls nach, entdeckten dort auch einige Tropfen, und es roch, als hätte jemand erst vor kurzem geduscht.
    »Er hat sich noch gewaschen«, murmelte Harry. »Hätte ich an seiner Stelle auch getan.«
    »Aber wie kann ein Mensch so bluten?« fragte Kantmüller. »Wo hat er sich verletzt?«
    Harry und ich verließen das Bad. Da ich als erster durch die schmale Tür getreten war, gab ich auch die Antwort. »Das ist die Frage, auf die Sie möglicherweise eine Antwort geben könnten.« Kantmüller wußte nicht, ob er
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