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0904 - Ein teuflischer Verführer

0904 - Ein teuflischer Verführer

Titel: 0904 - Ein teuflischer Verführer
Autoren: Jason Dark
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fahles Licht fiel, sogar im hellsten Sommer.
    In der Kirche blieb es auch einigermaßen kühl. Er hatte Pastor Wingate zweimal geholfen, Bänke zu verrücken. Man konnte sagen, daß Alex Preston in diesem Gotteshaus eine Heimat gefunden hatte.
    Normalerweise.
    Nur nicht an diesem Tag!
    Zwar stand er in der Kirche, zwar hüllte ihn der Schutz der dicken Mauern ein, nur wollte ihn ein gutes Gefühl nicht überkommen. Alles drehte sich in eine andere Richtung. Das Innere der Kirche kam ihm plötzlich kalt und abweisend vor, als hätte der Herrgott es verlassen, um einem anderen, seinem Todfeind, Platz zu schaffen.
    Alex schüttelte den Kopf. Er wollte es so nicht wahrhaben, aber er konnte sich gegen diesen Vergleich nicht wehren. Die Kirche kam ihm unheimlich vor.
    Er hatte sie durch den Seiteneingang betreten, sah die Sitzreihen jetzt schräg vor sich und gleichzeitig von vorn, und er sah auch die Lücke, die sich zwischen der ersten Reihe und dem schlichten Altar auftat.
    Steckte dieser Hundesohn tatsächlich hier? Hatte er es wirklich gewagt, durch sein Eintreten dieses Gotteshaus zu entweihen? Alex wußte und hoffte es nicht, aber er hatte das Quietschen der Seitentür gehört, und das war keine Einbildung gewesen.
    Der andere war hier, er mußte irgendwo lauern, vielleicht zwischen zwei Bänken?
    Sie waren nicht deutlich zu sehen. Zwar standen sie fest auf dem Steinboden, doch es sah so aus, als würden sie darüber hinwegschweben, und auch die Luft über ihnen schien von wandernden Schatten beherrscht zu werden. Er konnte die Kirchendecke kaum erkennen. Sie war heller als der Boden, wirkte auf ihn aber schwammig, als wäre sie dabei, allmählich zu verlaufen.
    Es war ein schmuckloses Gotteshaus. Vergeblich suchte der Besucher den Prunk oder die Pracht mancher katholischer Kirchen. Hier war dokumentiert, daß der Protestantismus weniger sinnlich war als der Katholizismus.
    Alex Preston war stehengeblieben und hatte sich danach nicht mehr gerührt. Er hatte die Ohren gespitzt und ließ seine Blicke wandern, doch da war nichts gewesen.
    Es blieb die Stille.
    Der junge Mann kannte auch die Stille in dieser Kirche. Er war damit immer gut zurechtgekommen.
    Sie hatten ihm fort die Chance gegeben, über sein Leben und seine Zukunft nachzudenken, und die Stille hatte ihn deshalb nie gestört. Dies hier war anders als sonst. Er suchte nach einem Vergleich, fand ihn aber nicht. Und er nahm alles so hin, wie er es fühlte.
    Noch immer waren seine Sinne geschärft. Zu Beginn waren ihm einige Schauer über den Rücken gelaufen, und einer von ihnen hatte sich auf seinem Körper zu einer Gänsehaut verfestigt.
    Gespannte Sinne…
    Horchen, schauen, riechen!
    Genau das war es. Er hatte etwas gerochen, das ihn störte. Das einfach nicht in dieses Gotteshaus hineinpaßte. Ein fremder und doch irgendwie bekannter Geruch wehte ihm entgegen.
    Er kam damit nicht zurecht.
    Aber der Geruch blieb. Er war streng und süßlich zugleich. Er wehte in seine Nase.
    Und da wußte Alex Bescheid.
    Es traf ihn wie ein Blitzschlag. Es war die Erkenntnis, die seine Beine zittern ließ. Plötzlich spürte er Schweiß auf der Stirn, und er bemerkte, daß sein Hals zusaß und ihn ein Würgen überkam. Seine Augen brannten, und ein leichter Schwindel ließ ihn taumeln. Schreckliche Bilder geisterten dabei durch seinen Kopf.
    Alex reagierte nicht immer so, aber hier kam einiges zusammen. Die Erlebnisse der Vergangenheit, gepaart mit denen der Gegenwart, dann die plötzliche Erkenntnis.
    Blutgeruch!
    Bestimmt nicht nur der Geruch lag zwischen den Wänden. Hier mußte es noch etwas anderes geben.
    Er hielt den Atem an.
    Plötzlich drückte das Gefühl der Übelkeit in ihm hoch. Er hatte Mühe normal Luft zu holen, und Alex fragte sich, warum seine Augen auf einmal brannten.
    Mit vorsichtigen Schritten ging er weiter. Er tat es wie ein Automat und näherte sich dem schmucklosen Altar von der Seite. Aus dieser Richtung hatte er auch den Blutgeruch wahrgenommen.
    Er sah es, und er blieb stehen!
    Auf dem Boden breitete sich eine große Lache aus, die schimmerte wie ein dunkler Spiegel. Das genau mußte es sein. Er stand vor einem Teich aus Blut, das jemand hier über den Boden gekippt hatte. Die Lache dampfte nicht mehr, aber sie strömte den widerlichen Geruch ab, den er jetzt, in ihrer Nähe, noch intensiver wahrnahm.
    Um Gottes willen! Die Stimme sprach in seinem Kopf. Es waren seine eigenen Gedanken, die so handelten. Wer hat das getan? Warum hat man so
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