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0904 - Ein teuflischer Verführer

0904 - Ein teuflischer Verführer

Titel: 0904 - Ein teuflischer Verführer
Autoren: Jason Dark
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mehr, es bildete sich Haut wie aus dem Nichts.
    Es füllte die Beine, die Arme und den Kopf aus. Es entstanden Augen, eine Nase, Lippen, selbst die Ohren fehlten nicht, und innerhalb des Lichtschleiers sprossen selbst Haare auf dem kahlen Schädel.
    Lou Ryan war nicht auf seinem Platz stehengeblieben. Er bewegte sich, er sah so aus, als würde er nach einem nur für ihn hörbaren Rhythmus tanzen.
    Innerhalb kürzester Zeit war kein bleicher Knochen mehr zu sehen. Diese Gebeine waren unter dem normalen Fleisch verschwunden, das wieder zurückgekehrt war.
    Das kalte Gesicht mit einer völlig glatten Haut erinnerte nicht mehr an die Gestalt, als die er sich uns gezeigt hatte. Alles war anders und wieder normal geworden, und mit einem letzten Schwung drehte sich Lou Ryan um. Er streckte dabei sogar seinen rechten Arm aus, als wollte er mir das Kreuz überreichen.
    Wir starrten uns an.
    Er lächelte nicht.
    Im Gegensatz zu mir, denn nun wußte ich, daß er uns nicht mehr entkommen konnte.
    »Du bist eine Kreatur der Finsternis. Du hast dich gehalten, du hast dich verändert, aber irgendwann ist auch für dich das Ende der Existenz erreicht…«
    Er reagierte seltsam auf meine Worte. Zuerst zuckten seine Beine, danach der Oberkörper, dann der Kopf.
    Es fuhr kein Windstoß über die Lichtung. Trotzdem bewegte er sich so, als wäre er von einer Windhose erfaßt worden. Er drehte sich auf der Stelle, riß die Arme hoch als wollte er anfangen zu tanzen, und tatsächlich bewegte er sich unter den unsichtbaren Kräften wie ein Derwisch. Er torkelte dabei zur Seite. Gegen die andere Kraft kam er nicht an, und das Kreuz, das noch immer an ihm hing, schwang im Rhythmus seiner Bewegungen mit.
    Es wirbelte hoch, fiel wieder zurück. Berührte mal die Stirn, dann den Körper, es war eine ewige Bewegung, die sich immer wiederholte. Es war zudem nicht von ihm zu kontrollieren, und jedesmal, wenn ihn das Kreuz berührte, sah es so aus, als wollte es für einen Moment an dieser Stelle kleben bleiben.
    Dann berührte er die Säule. Sie war es, die ihn letztendlich in eine gewisse Richtung gezogen hatte.
    Für einen Moment preßte er sich dagegen, und ich sah, wie sich sein Gesicht abermals veränderte und die Urform annahm, die es einmal zu Beginn der Zeiten gezeigt hatte, als es noch keine Menschen auf diesem Planeten gegeben hatte.
    Die Kreatur der Finsternis wandelte sich in ein Reptil. Das menschliche Gesicht explodierte vor meinen Augen, auch der Körper raste auseinander, umhüllt von einem Mantel aus Staub, so daß mir ein Großteil der Sicht genommen wurde.
    Mein Kreuz machte sich selbstständig. Es wirbelte wie ein schimmernder Komet durch die Luft, landete bei Suko, der es aufhob und einsteckte. Tanner hielt noch immer seine Nichte fest. Er hatte den Kopf gedreht, weil er sehen wollte, was mit Lou Ryan geschah, und er bekam mit, wie ein schreckliches Wesen auf ihn zutorkelte. Ein schuppiges Etwas mit einem flachen Gesicht, in dem das breite, braungrüne Froschmaul besonders auffiel. Aus ihm rann Geifer hervor, der auf den Boden tropfte und kochte! Das Wesen umklammerte den Pfahl.
    Wir hörten die schrecklichen Schreie der Vera Tanner.
    Ich wollte etwas tun. Sie mußte weg, wir konnten sie nicht in diesem Gefängnis lassen, und die gleiche Idee hatte auch mein Freund Suko gehabt.
    Er hetzte mit langen Schritten auf den teuflischen Totempfahl zu, aber er hatte dabei seine Dämonenpeitsche gezogen und schlug in diesem Augenblick zu, als Ryan den Pfahl umklammerte.
    Der Treffer war so wuchtig geführt worden, daß wir das Aufklatschen der Riemen hörten und durch die Säule ein Ruck ging. Es sah zumindest so aus, und es war irgendwo der Fall, denn dieses schreckliche Ding verlor an Härte.
    Es bröckelte auf.
    Auch dort, wo sich die schreiende Vera befand, die nach vorn kippte und direkt in die Arme ihres Onkels fiel, der mit diesem Fall nicht gerechnet hatte.
    Beide prallten zu Boden, und Vera kam auf ihrem Onkel zu liegen, wobei sie nicht wußte, was mit ihr geschah, denn noch immer jammerte sie und schrie sie.
    Suko warf mir das Kreuz zu.
    Geschickt fing ich es auf.
    Von zwei Seiten starrten wir gegen die Säule. Noch immer klebten daran oder darin die Gestalten.
    Sie waren einmal Opfer dieser schrecklichen Kreatur geworden, die nun selbst mit der Säule eine Symbiose einging, denn dort, wo die Riemen der Peitsche sie erwischt hatte, weichte sie allmählich auf. Sie zerlief. Lange Schlieren rannen an ihr entlang, und sie
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