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0904 - Ein teuflischer Verführer

0904 - Ein teuflischer Verführer

Titel: 0904 - Ein teuflischer Verführer
Autoren: Jason Dark
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bedeckten sehr bald einen Teil des Echsenkörpers.
    Die Säule war hungrig.
    Sie erinnerte mich an ein Maul, das sich weit geöffnet hatte, um die Opfer zu verschlingen.
    Diesmal war es kein Mensch, diesmal war es die Kreatur der Finsternis selbst, die ihre Strafe bekam. Wer immer ihr auch geholfen hatte - sicherlich der Teufel - er ließ sie jetzt im Stich, denn das widerliche Wesen schob sich tiefer und tiefer in die dicke Säule hinein, die nur halb zerstört war, die plötzlich auch lebte, denn zum erstenmal sahen wir, daß sich die anderen Gestalten dort bewegten.
    Hände griffen zu. Beine trampelten, und auch gierige Mäuler schnappten weit auf.
    Aus der starren Säule war ein lebendiger, mariniert wirkender Gegenstand geworden, der sich in ständiger Bewegung befand, stinkende Dämpfe abgab, als würden dort Pflanzen- und Hautreste verbrennen.
    Und die dunkle Wolke zog sich zurück. Es war das Zeichen, daß das schützende, über allem stehende Böse seinen Diener verlassen hatte, der selbst zu einem Opfer der Säule geworden war und tatsächlich von ihr verschlungen wurde.
    Uns kam es vor, als wollten sich all die Opfer rächen, denn ihre Mäuler bissen, schnappten und schluckten, wobei der Totem selbst immer mehr zusammensank.
    Längst hatte er nicht mehr seine normale Größe. Er war zur Hälfte geschrumpft, wobei sich an seinem unteren Ende schon eine bräunliche Lache gebildet hatte.
    In diesem Rest war die Gestalt der anderen Kreatur deutlich zu sehen. Sie schaute daraus hervor, zumindest mit ihrem Echsenkopf, der von einer Seite zur anderen schwankte. Das breite Maul stand weit offen, die Zunge hing heraus und die Mäuler der anderen schnappten auch weiterhin nach ihm.
    Sie rissen ihn in Fetzen.
    Zurück blieb ein Rest, eine stinkende Lache, die irgendwann im Erdboden versickern würde.
    Zugleich mit Suko drehte ich mich um.
    Und zugleich sahen wir auch unseren Freund Tanner.
    Er saß auf einem der Steine. Wir hatten ihn noch nie weinen sehen, jetzt aber weinte er. Und er wiegte seine schon erwachsene Nichte in den Armen wie ein kleines Kind…
    ***
    Daß die Serrano-Schwestern verschwunden waren, interessierte uns nicht. Ich hoffte, daß sie für alle Zeiten genug hatten und sich nicht mehr um Dinge kümmerten, die sie nichts angingen. Wichtig war einzig und allein Vera Tanner.
    Wir blieben vor ihr und ihrem Onkel stehen.
    »Schaut mich nicht so an, ihr Hundesöhne«, schimpfte er.. »Habt Ihr noch nie einen Bullen gesehen, der glücklich ist, verflucht?«
    »Doch - jetzt!«
    »Danke, John. Danke auch dir, Suko. Ich hätte nicht geglaubt, daß sie es schaffen würde. Es ist irre, aber sie lebt!«
    »Dumme Frage, Tanner«, murmelte ich. »Aber kannst du schon sagen, wie es ihr geht?«
    »Sie hat es überstanden.«
    »Hat Vera schon gesprochen?«
    »Ja.«
    »Was sagte sie?«
    Er legte die Stirn in Falten. »Nicht viel, aber sie sprach von dem Teufel, von dem Stein… Vera muß so schnell wie möglich in ärztliche und auch in psychiatrische Behandlung. Es wird verdammt lange dauern, bis sie dieses Erlebnis verdaut hat. Ich kann nur hoffen, daß ihr jemand dabei hilft.«
    »Du denkst nicht nur an dich und uns?« fragte Suko.
    Tanner stand auf. Vera lag auf seinen Armen. Wir konnten ihr Gesicht sehen, das entspannter wirkte, weil sie die Augen geschlossen hielt. »Nein, nicht nur. Ich denke vor allen Dingen an einen jungen Mann, der schwerverletzt im Krankenhaus liegt und hoffentlich den Großmut beweisen wird, seiner Verlobten zu verzeihen.«
    Das wünschten wir Vera Tanner ebenfalls von ganzem Herzen…
    ENDE des Zweiteilers
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