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0901 - Die Zweidenker

Titel: 0901 - Die Zweidenker
Autoren: Unbekannt
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geflüsterte Unterhaltung nicht entgangen war, gab ihnen durch verzweifelte Gesten zu verstehen, daß sie schweigen sollten.
    Aber der Chefpsychologe hatte die Störung zum Glück nicht bemerkt.
    Er führte jetzt eine Simultanunterhaltung mit beiden Hypnotisierten. „Alle Terraner, die der Verhandlungsdelegation angehörten, haben einstimmig ausgesagt, daß sie beim Betreten des Loowerschiffs eine Art geistigen Schlag erhalten hätten", sagte Tathy. „Als hätte jemand versucht, sie telepathisch zu beeinflussen.
    Sie als Mentalstabilisierte waren nicht gefährdet, dem fremden Willen gehorchen zu müssen, und konnten den Beeinflussungsversuch aus einer gewissen Distanz analysieren.
    Welchen Eindruck hatten Sie?"
    „Ich hatte das Gefühl, daß jemand von meinem Geist Besitz ergreifen wollte", antwortete Jennifer Thyron. „Ich hörte eine wesenlose Stimme, die mir Befehle erteilte", sagte Ronald Tekener. „Und beim Verlassen der THAMID wiederholte sich dieser Vorgang", stellte Tathy fest. „Fiel Ihnen ein Unterschied zum erstenmal auf?"
    „Nein", sagte Jennifer Thyron. „Die Stimme setzte so unvermittelt ein, als würde man ein Tonband ein-, schalten."
    „Und sie brach ebenso unvermittelt wieder ab", fügte Tekener hinzu. „Was läßt sich daraus schließen?"
    „Wir hatten den Eindruck, als wollten uns die Loower eine Kostprobe einer ihrer Möglichkeiten geben, uns zu bezwingen."
    „Gab es Anzeichen dafür, daß auch Loower von den suggestiven Sendungen betroffen waren?"
    „Sie reagierten überhaupt nicht darauf", sagte Tekener bestimmt. „Als seien sie daran gewöhnt."
    „Oder dagegen immun?"
    „Jawohl", bestätigte Jennifer. „Es schien, daß sie sich abgekapselt hatten."
    „Abgekapselt auf welche Weise?"
    „Nun, ich würde sagen, sie haben sich auf eine andere Bewußtseinsebene zurückgezogen, wo die Impulse sie nicht erreichen konnten."
    „Das ist interessant", stellte Thaty fest. „So hat uns dies bisher noch niemand dargestellt. Sie meinen also, die Loower hätten zwei Bewußtseinsebenen, von denen sie wahlweise Gebrauch machen, können?"
    „Nur so kann ich mir ihr schizoides Verhalten erklären", antwortete Jennifer. „Was halten Sie als Laie davon, Tek?" Thaty wandte sich mit dieser Frage an Tekener. „Angenommen, die Loower haben zwei Bewußtseine.
    Ist Ihrer Meinung eines davon so vegetativ wie das menschliche Unterbewußtsein?" '„Bestimmt nicht", sagte Tekener. „Die Loower denken auf beiden Ebenen sehr bewußt."
    „Aber wir wissen, daß sie oft Hemmungen haben, über gewisse Dinge frei zu sprechen", sagte der Psychologe. „Den bisherigen Aussagen nach scheint es zwischen beiden Bewußtseinen eine Barriere zu geben, die die Loower Fremden gegenüber nicht überwinden können. Oder haben Sie gegenteilige Erfahrungen gemacht?"
    „Hergo-Zovran besaß eine solche Hemmung nicht", antwortete Jennifer. „Er zeigte keine Scheu, über die loowerische Entelechie zu sprechen.
    Er versuchte uns sogar zu erklären, nach welcher Philosophie die Loower leben und was die treibenden Kräfte bei ihrem Handeln sind."
    „Und was sind diese treibenden Kräfte?"
    „Loower handeln zweckmäßig und zielführend. Ihr ganzes Streben ist auf ein einziges Ziel ausgerichtet.
    Die Kraft, die sie antreibt, ist die Entelechie. Den entelechischen Maximen unterwerfen sich alle Loower."
    „Haben Loower überhaupt die Möglichkeit, sich diesen Lebensregeln zu entziehen, oder ist es für sie fast wie ein Zwang, sich ihnen zu unterwerfen?"
    „Ich würde sagen, daß es für einen Loower keine Alternative zur Entelechie gibt", antwortete Tekener. „Dann ist ihr zweites Bewußtsein vielleicht doch vegetativer Natur und unserem Unterbewußtsein vergleichbar?" hakte der Psychologe sofort ein. „Keineswegs", sagte Jennifer. „Loower bedienen sich beider Gedankenebenen bewußt. Wahrscheinlich ist es so, daß Loower sich auf beiden Ebenen bewegen, wenn sie unter sich sind, sich Fremden gegenüber aber eine gewisse Anonymität bewahren, indem sie ihre psychische Intimsphäre in einem der beiden Bewußtseine abkapseln. Aber sie sind echte Zweidenker."
    „Aha!" machte Thaty. „Sie sind Zweidenker, die Fremden gegenüber ihr wahres Ich verbergen und deshalb schizoid wirken. Trifft das auch Ihre Vorstellung, Tek?"
    „Ja, so hätte ich es auch ausgedrückt, wenn ich es hätte formulieren können", sagte Tekener und bewies damit selbst in Trance seinen trockenen Humor.
    Jennifer aber sagte ernst: „Das ist nicht
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