Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0901 - Die Zweidenker

Titel: 0901 - Die Zweidenker
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
war ein durchaus üblicher Vorgang und der der loowerischen Entelechie gemäß einzig zielführende Weg: Wenn ein Türmer versagte dann übernahm ein änderer seine Aufgaben. Es gab aber auch eine psychologische Seite, und diese ging Hergo-Zovran in diesem Augenblick durch sein Ordinärbewußtsein.
    Durch die Enthebung von seinen Aufgaben war Gleniß-Gem seines Lebensinhalts beraubt, er hatte kein Ziel mehr, für das es sich zu leben lohnte, und war zum Sterben verurteilt.
    In diesem Zusammenhang fragte sich Hergo-Zovran, ob er nicht früher oder später vielleicht den gleichen Weg wie der Türmer von Alkyra-II gehen müßte.
    Auch er hatte bisher versagt. Die Terraner leugneten hartnäckig, etwas über die Bedeutung des Auges zu wissen. Sie bestritten, eine Wächterfunktion innezuhaben und behaupteten sogar, daß ihnen überhaupt nichts an dem Auge liege. Ja, sie erklärten sich sogar dazu bereit, das Objekt des loowerischen Interesses freiwillig herauszugeben, wenn sie seiner habhaft würden.
    Das war das Widersprüchliche in ihrem auch sonst recht eigenwilligen Verhalten. Nach anfänglichem Leugnen gaben sie nun zu, daß das Auge im Besitz von einem der Ihren war, sie sich jedoch außerstande sähen, den Einzelgänger zur Rückgabe zu bewegen.
    Hergo-Zovran wußte nicht, was er von dieser geradezu schizoiden Aussage zu halten hatte.
    Einesteils erweckten die Terraner den Eindruck von Glaubwürdigkeit und bekundeten ihren guten Willen zur Zusammenarbeit. Im gleichen Atemzug stellten sie jedoch die Behauptung auf, daß der Wille des ganzen Volkes von einem einzelnen sabotiert wurde.
    Dabei waren die Terraner monoid denkende Lebewesen mit nur einem einzigen Bewußtsein. Hätten sie, wie die Loower, ein Tiefen- und ein Ordinärbewußtsein besessen, dann wäre ihr Verhalten noch leichter zu erklären gewesen. Man hätte dann annehmen können, daß sie ihre wahren Absichten in ihrem Tiefenbewußtsein verbargen, während sie oberbewußtseinsmäßig den falschen Anschein von Kooperation erweckten.
    Auf seinen Reisen durch das Universum hatte Hergo-Zovran mit vielen Völkern Kontakt gehabt, die wie die Terraner monoid veranlagt waren und ebenfalls eine Denkweise praktizierten, die weit entfernt von loowerischer Entelechie war. Doch solche Diskrepanzen wie mit den Terranern hatten sich nie ergeben, es hatte sich immer ein Weg zur Einigung gefunden.
    Mit den Terranern war das jedoch anders. Obwohl sie sich friedlich und entgegenkommend gaben, zeigten sich Verständigungsschwierigkeiten, und die Kluft zwischen den beiden Völkern wurde von Intervall zu Intervall größer.
    Vielleicht lag dies aber nicht nur an den Terranern. Hergo-Zovran wollte einen Teil der Schuld auch bei seinem Volk suchen. So wenig wie die Terraner die Loower verstanden, so wenig konnten die Loower sich in deren Mentalität hineindenken.
    Daß man mit den anderen Völkern monoider Denker weniger Schwierigkeiten gehabt hatte, war sicherlich auch darauf zurückzuführen, daß man sich mit ihnen nicht so eingehend hatte auseinandersetzen müssen.
    Die Terraner aber besaßen das Auge, das der Schlüssel für eine Materiequelle war. Und dieses Auge war für die Loower der Inbegriff ihres Seins.
    Als die Loower dieses Auge vor Jahrmillionen an Sich gebracht hatten, da war ihnen noch nicht bekannt, zu welcher Materiequelle es der Schlüssel war. Nun hatte der Quellmeister Pankha-Skrin vor einigen Generationen die richtige Materiequelle gefunden, so daß sich die Loower daranmachen konnten, das Auge aus dem Versteck auf Terra zu holen, wo sie es hinterlegt hatten, als diese Welt noch ohne intelligentes Leben war.
    Und nun lebten hier plötzlich Menschen und verhinderten die Wiederbeschaffung des Auges.
    Das war Hergo-Zovrans Problem!
    Er war mit einer Flotte von 18 000 Raumschiffen und einer Besatzung von zwei Millionen in das Solsystem eingerückt. Das war eine Streitmacht, mit der er die Terraner spielend hätte hinwegfegen können.
    Aber abgesehen davon, daß er Gewalt verabscheute, hätte ihn eine solche Machtdemonstration auch nicht in den Besitz des Auges gebracht.
    Hergo-Zovran baute auf den entelechnischen Grundsatz, daß sich immer ein Weg zu einer gütlichen Einigung fand. Aber er wußte, daß dies ein langwieriger Prozeß sein konnte.
    Darum ließ er die Neunturmanlage auf dem Mars bauen. Sein Volk hatte Jahrmillionen auf diesen Augenblick gewartet, nun würde auch er sich, so knapp vor dem Ziel, in Geduld üben müssen.
    Seine größte Befürchtung
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher